Mordprozess im Fall Ayleen Zeuge berichtet von eingesperrter Ex-Freundin des Angeklagten

Im Prozess um den Mord an der 14-jährigen Ayleen vor dem Landgericht Gießen kamen am Mittwoch Zeugen aus dem Umfeld des Angeklagten zu Wort. Die Aussagen werfen ein Licht auf dessen prekäre Lebensumstände - und auf sein Verhalten gegenüber Frauen.

Mann in rotem Shirt, der sich einen blauen Aktenordner vors Gesicht hält.
Der Angeklagte steht hinter der Anklagebank und verdeckt sein Gesicht mit einem Aktenordner. Bild © picture-alliance/dpa
Audiobeitrag
Bild © picture-alliance/dpa| zur Audio-Einzelseite
Ende des Audiobeitrags

Vor dem Landgericht Gießen ging es am Mittwoch weiter im Prozess um den Tod der 14 Jahre alte Schülerin Ayleen aus dem südbadischen Gottenheim. Während zuletzt Gutachter zu Wort kamen, standen an diesem Prozesstag Aussagen aus dem Umfeld des Angeklagten im Zentrum.

Mit Spannung war die Aussage der Ex-Freundin des Angeklagten Jan P., Xenia S., erwartet worden. Diese hatte sich aber krank entschuldigen lassen.

Wohnung total vermüllt

Gekommen war der ehemalige Vermieter des Angeklagten. Was er zu berichten hatte, wirft ein Licht auf die prekären Verhältnisse, in denen Jan P. aufwuchs: Die Familie des Angeklagten hatte bei ihm zwischen 2016 und 2019 zweieinhalb Stockwerke in einem Bauernhaus gemietet.

Immer wieder habe es Ärger mit der Familie gegeben, berichtete der Ex-Vermieter. Unter anderem sei die Wohnung total vermüllt gewesen, der Hund oft tagelang allein im Haus.

Eimer mit Fäkalien im Zimmer

2019 sei er zur Familie gefahren, um ihr die Kündigung des Mietvertrags zu übergeben. Dabei habe er die Ex-Freundin des Angeklagten aus einem Zimmer befreit, in das sie offenbar eingeschlossen worden war. Sie sei nur mit Hemd und Hose bekleidet gewesen, habe geweint und geschrien und verstört gewirkt. Im Zimmer habe ein Eimer mit Fäkalien gestanden.

Er habe das geistig eingeschränkte Mädchen zunächst zu ihrer Oma und dann zur Schwester gefahren. Später habe er von einer Anzeige wegen Vergewaltigung gehört, wisse aber nicht, was daraus geworden sei. Das Mädchen sei nach einer Weile auch wieder mit dem Angeklagten zusammen gewesen. Er selbst habe den Angeklagten als freundlich und nie aggressiv erlebt.

Angeklagter wirkte glücklich

Die beste Freundin des Angeklagten und von Xenia S. sagte am Mittwoch ebenfalls aus. Sie habe Jan P. am Tag nach der Tat gesehen, sei mit ihm Döner essen gegangen. Er habe glücklich gewirkt und erzählt, er habe ein Mädchen kennengelernt.

Eine der Chatpartnerinnen von Jan P., die 19 Jahre alte Lena H., gab am Mittwoch zu Protokoll, dass P. öfter zu ihrem Haus gefahren sei, obwohl sie sich nicht mit ihm habe treffen wollen. Auch sexuelle Anspielungen habe er gemacht und gefragt, ob sie Alkohol trinke. Kennengelernt hätten sich beide aus Snapchat, worüber er auch den Standort herausgefunden habe.

Fortsetzung am Donnerstag

Die Staatsanwaltschaft wirft dem zum Tatzeitpunkt 30-Jährigen Jan P. vor, die 14 Jahre alte Schülerin Ayleen im Juli 2022 getötet zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann stehen unter anderem zwei Schwestern des Angeklagten im Zeugenstand.

Weitere Informationen

Sendung: hr4, 09.08.2023, 16.30 Uhr

Ende der weiteren Informationen

Quelle: hessenschau.de/Sonja Fouraté, Heike Borufka