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Nach brutalem Überfall durch Jugendliche: Obdachloser Andreas N. in Darmstadt beigesetzt

Blumen und Kränze liegen vor einer Urne in der Trauerhalle.

Im November wurde der Obdachlose Andreas N. am Darmstädter Luisenplatz attackiert und schwer misshandelt - so schwer, dass er später an seinen Verletzungen starb. Nun wurde Andreas N. auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Eine Spendenaktion finanzierte die Trauerfeier.

Es ist ein kalter, trockener Donnerstagvormittag. Stille auf dem Waldfriedhof in Darmstadt, an dem Tag, an dem der getötete Obdachlose Andreas N. beigesetzt wird.

Gegen 9.30 Uhr wird die Trauerhalle vorbereitet und die Urne mit den Überresten von Andreas N. aufgebahrt. Auf ihr ist eine Parkbank zu sehen, die den Blick in ein offenes Feld öffnet. Blumenkränze liegen am Boden - auf einem steht "Zum Abschied", gestiftet von der Diakonie Darmstadt-Dieburg. Neben der Urne steht ein Foto des 57-Jährigen: Er lächelt darauf, hält ein Puzzle hoch - eine Beschäftigung die Andreas N. offenbar gerne mochte.

Andreas N. war "gutmütig und besonnen"

Nicole Frölich ist die erste, die in der Trauerhalle ankommt. "Er war sehr liebenswürdig und ruhig", sagt Frölich, Bereichsleiterin der Wohnungsnotfallhilfe beim regionalen Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg. "Ich weiß von Kollegen und Kolleginnen, die ihn kannten und die auch heute an der Trauerfeier teilnehmen, dass sie ihn als zurückgezogen, besonnen und sehr gutmütig beschrieben haben", erklärt sie dem hr.

Frölich hatte nach dem erschütternden Mord an Andreas N. eine Spendenaktion ins Leben gerufen, an der sich ihren Angaben zufolge über 500 Menschen beteiligt haben. Wie viel Geld insgesamt zusammengekommen ist, möchte sie nicht sagen - aber eine Trauerfeier, ein würdiger Abschied für einen, der nicht viele Mittel hatte, konnte damit finanziert werden.

Jeder sollte jedem Respekt und Anerkennung geben

Auf der Traueranzeige für Andreas N. sind zwei Hände abgebildet, die einen blauen Schmetterling halten. Ein Symbol für Hoffnung in schweren Zeiten. Daneben steht der Satz "Niemand muss niemandem was schenken müssen, aber jeder sollte jedem Respekt und Anerkennung geben".

Jetzt liegt eine Kondolenzliste aus, in die sich die ankommenden Trauergäste eintragen. Leise läuft Klaviermusik - auch ein Saxophon ist zu hören, während sich die Halle füllt. Am Ende sind alle der rund 50 Plätze besetzt. Zu den Gästen zählen Polizeibeamte, die am Tatort waren, Mitarbeiter der Diakonie, Menschen, die Andreas N. persönlich kannten.

Auch die Bürgermeisterin von Darmstadt, Barbara Akdeniz (Grüne), ist unter den Trauergästen. "Mir geht es heute wie vielen anderen nicht gut", sagte sie dem hr. Stellvertretend für die Stadt wolle sie Andreas N. die letzte Ehre erweisen und signalisieren, dass die Menschen nicht alleine seien.

Mutmaßlicher Täter weiter in U-Haft

In der Stadt war die Anteilnahme und Betroffenheit auch Wochen nach der Tat groß. Immer wieder zünden Menschen Kerzen an und legen Blumen vor das Wartehäuschen am Luisenplatz, in dem der Obdachlose schlief, bevor er angegriffen wurde.

Tatverdächtig ist ein 15 Jahre alter Jugendlicher. Auf einem Überwachungsvideo ist laut Stadt zu sehen, wie der Täter dem Obdachlosen 70 bis 80 Mal gegen den Kopf tritt - obwohl Andreas N. ihm bereits sein Portemonnaie hingehalten hatte. Während der ganzen Zeit soll sich das Opfer nicht gewehrt haben. Der mutmaßliche Täter aus Roßdorf (Darmstadt-Dieburg) konnte damals noch am Tatort festgenommen werden.

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Anmerkung der Redaktion: Ab dem Beginn der Trauerfeier war es der Wunsch der Diakonie, dass keine Presse mehr vor Ort sein soll. Daran haben wir uns gehalten.