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Geiselnahme in Hamburg: Flughafen Frankfurt laut Experten sicher

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Könnte wie am Wochenende bei der Geiselnahme am Hamburger Flughafen auch in Frankfurt jemand recht einfach mit dem Auto auf das Rollfeld fahren? Ein Sicherheitsexperte hält das aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich.

Der bewaffnete Mann, der am Samstagabend mit einem Auto und seinem vierjährigen Kind auf das Vorfeld des Hamburger Flughafens gefahren war, wurde am Sonntagnachmittag festgenommen, die Geiselnahme war nach rund 18 Stunden beendet.

Zurück bleiben viele Fragen - auch jene, wie sicher unsere Flughäfen sind.

Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt, der bereits für die Lufthansa, den Flugzeughersteller Boeing und die Pilotenvereinigung Cockpit arbeitete, sieht bei vielen Flughäfen deutlichen Nachholbedarf. Sie zählten zur kritischen Infrastruktur und stünden unter einem hohen Risiko für Angriffe, sagte er dem hr auf Anfrage. Dies sei ähnlich wie bei Atomkraft- und Chemiewerken.

Tanklager in "Handgranatenwurfweite"

"Es gibt in Deutschland Flughäfen, die lediglich mit einem Maschendrahtzaun gesichert sind. Da befindet sich das Tanklager, in dem rund eine Million Liter Kerosin lagert, in Handgranatenwurfweite einer öffentlichen Straße", sagte Großbongardt.

Doch der Frankfurter Flughafen zähle nicht dazu - im Gegenteil: "Frankfurt ist nicht nur von außen sondern auch von innen exzellent gesichert", versicherte er. Ähnliche Standards gebe es noch in München und Stuttgart.

Die Sicherheitsmaßnahmen seien massiv. In Frankfurt gebe es mehrere abgeriegelte Bereiche, die man passieren müsse, um in den Sicherheitsbereich zu gelangen. Auch der Zaun um das Gelände sei kein einfacher Maschendrahtzaun, sondern sowohl elektronisch als auch per Videoüberwachung geschützt.

"Hier gibt es nicht wie in Hamburg einen Zufahrtsweg auf das Rollfeld, das mehr oder weniger lediglich durch eine Parkhausschranke gesichert ist", erklärte der Luftfahrtexperte.

Frankfurt hat 30 Kilometer Zaun, der technisch gesichert ist

Ein Sprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport AG teilte auf Anfrage mit: "In Frankfurt gibt es über 30 Kilometer Zaun, die technisch gesichert sind und bestreift werden. Zusätzlich sind Alarmketten etabliert, um bei Feststellen eines Eindringens in den Sicherheitsbereich unmittelbar Polizei, Flughafenbetreiber und Flugsicherung zu alarmieren." Zu den Einzelheiten der Schutzmaßnahmen wolle man sich aus Sicherheitsgründen nicht äußern.

Die Sicherheit eines Flughafens ist laut Luftfahrtexperte Großbongardt ohnehin immer ein Gesamtkonzept. Selbst wenn eine Ebene durchbrochen würde, wäre eine weitere Ebene immer noch intakt.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 etwa hätten sich viele Sicherheitsabläufe geändert: "Sie werden im Terminal gefilzt, es gibt eine mehrfache Bordkartenkontrolle, es gibt zusätzlich auch Maßnahmen, die man gar nicht wahrnimmt", so Großbongardt. Am Ende stehe die letzte Sicherheitsebene - die verschlossene Cockpit-Tür, die verhindern soll, dass Terroristen wieder Gewalt über ein Flugzeug bekommen können.

Sicherheitslücke bei Kanzler-Besuch

Das Lob des Luftfahrtexperten auf den Frankfurter Flughafen dürfte Fraport freuen - schließlich hatte diese zuletzt mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Im Mai war ein Mann aus Frankfurt auf dem Rollfeld des Flughafens auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zugestürmt und hatte ihn umarmt.

Die schwere Sicherheitspanne konnte nicht restlos aufgeklärt werden. Ein Sprecher der Polizei sagte im Juli, dass der Mann mit seinem Wagen im Anschluss an die Fahrzeugkolonnen des Kanzlers in den Luftsicherheitsbereich eingefahren sei.

Das sei dennoch kein Grund zur Sorge und spreche nicht für einen unsicheren Frankfurter Flughafen, erklärt Großbongardt. "Dass manchmal etwas durchflutscht, gerade in einer solchen außergewöhnlichen Situation, wie bei einem Kanzler-Besuch, kann unter Umständen vorkommen. Aber ich bin sicher, dass das garantiert kein zweites Mal vorkommt", sagte er.

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