Smartphone mit Wohnungsangebot auf der Internetseiter von Hausverwaltung Gerst & Steiger

Sie agieren erstaunlich professionell und ergaunern von ihren Opfern tausende Euro: Betrüger, die sich als seriöse Hausverwaltungen tarnen und die Not von Wohnungssuchenden ausnutzen.

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Betrugsmasche – Abzocke mit Wohnungsangeboten

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Erst glücklich, dass er endlich eine Wohnung in Frankfurt gefunden hat, dann entsetzt, weil er mutmaßlich Opfer eines Betrugs geworden ist – für Luca Thiel waren die vergangenen Wochen ein emotionales Auf und Ab. Wie es jetzt aussieht, hat er 4.000 Euro verloren. Das Geld hat er einer angeblichen Hausverwaltung überwiesen für eine Wohnung, die er nie bekommen hat.

Eine frisch renovierte 2-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Ginnheim, ruhig gelegen, nur fünf Minuten zur U-Bahn. Genau das Richtige für den 24-Jährigen, der in Frankfurt ein Master-Studium macht. Die Wohnung wurde ihm von der "Hausverwaltung Gerst & Steiger" angeboten. Thiel konnte sie auch besichtigen, im "Kontaktlos-Verfahren" – ohne Vermieter, ohne Hausverwalter, nur er allein in der Wohnung.

Nach der Überweisung die kalte Dusche

Der Schlüssel war in einer Box vor dem Haus hinterlegt, die sich mit einem vorher übermittelten Code öffnen ließ. Thiel gefiel die Wohnung und er sagte zu. Er bekam auch den Zuschlag, der Mietvertrag wurde gemailt und es wurden 4.000 Euro verlangt - für Kaution, erste Monatsmiete und Abstand für den neuen Fußboden.

Thiel überwies das Geld auf ein Konto mit einer deutschen Konto-Verbindung. Das kam ihm seriös vor, genau wie der Internet-Auftritt der Firma. Doch dann kam die kalte Dusche: Er könne doch nicht einziehen, der Eigentümer habe den Mietvertrag storniert, das Geld bekomme er zurück. Doch darauf wartet Thiel immer noch, und die Hausverwaltung erreicht er nicht mehr.

Mutmaßlich geklaute Porträtfotos

Die "Hausverwaltung Gerst & Steiger" sei auch der Frankfurter Polizei ein Begriff, sagt Ermittlerin Elisa Herbach. Seit Dezember hätten sich viele Betroffene an die Polizei gewendet, die so wie Thiel offenbar mit täuschend echten Wohnungsangeboten geprellt worden sind. Die mutmaßlichen Betrüger agieren hochprofessionell, tarnen sich mit gut gemachten Internetseiten und organisieren "kontaktlose" Besichtigungen – und das bundesweit.

Auf eine hr-Anfrage hat die angebliche Hausverwaltung bisher nicht reagiert. Das Internet-Portal ist aber weiter im Netz (Stand: 13.01.2024). Was auffällt: Die Porträtfotos der angeblichen Ansprechpartner finden sich auch auf dem Portal eines Berliner Unternehmens.

Offenbar haben Unbekannte die Bilder kopiert, leicht retuschiert und für ihr mutmaßliches Fake-Portal verwendet. Das Berliner Unternehmen sieht sich als Opfer und will rechtliche Schritte einleiten.

Lieber nicht "kontaktlos"

Weitaus größer ist der Schaden für Luca Thiel. Nicht nur, dass er vermutlich 4.000 Euro verloren hat. Er hatte auch schon seine alte Wohnung gekündigt, muss dort Ende des Monats ausziehen und steht im Moment ohne neue Bleibe da. Er muss also weiter Wohnungsangebote anklicken – in der Hoffnung, dass es sich um seriöse Offerten handelt.

Die mutmaßlichen Betrüger sind noch nicht gefunden, die Ermittlungen laufen bundesweit. Aber eines möchte Ermittlerin Herbach allen Wohnungssuchenden mit auf den Weg geben: "Kontaktlose Besichtigungen, wie sie zu Pandemie-Zeiten manchmal als Notlösung gemacht wurden, sollten misstrauisch machen." Und vor allem: "Kein Geld überweisen an Personen, die man nie im persönlichen Leben getroffen hat."

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