Ein Schild, auf dem steht "Herzlich Willkommen im Vereinsheim des SV Viktoria Preußen 07 e.V. Frankfurt am Main"

Nach einer Schlägerei bei einem Fußballturnier in Frankfurt ist der verletzte 15-Jährige im Krankenhaus gestorben. Ein 16-Jähriger soll ihn erst in den Bauch und dann hinterrücks auf den Kopf geschlagen haben. Der tote Fußballer hatte Organe gespendet.

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Jugendlicher bei Fußball-Schlägerei in Frankfurt lebensgefährlich verletzt

hs 30.05.2023
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Bei einer Schlägerei während eines Fußballturniers in Frankfurt am Sonntag wurde ein 15 Jahre alter Spieler durch Schläge lebensbedrohlich verletzt. Am Mittwoch starb das aus Berlin stammende Opfer an den Folgen seiner schweren Hirnverletzungen.

Zuvor war der 15-Jährige für hirntot erklärt worden. Der Spieler wurde danach zum Organspender. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft wurde der Körper für die Entnahme von Spenderorganen noch an Maschinen gehalten.

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Hirntod vs. biologischer Tod - was ist der Unterschied?

Beim Hirntod sind alle Funktionen des Gehirns erloschen; Hirnströme können nicht mehr gemessen werden. Der Mensch fühlt nicht mehr und kann auch nicht wieder aufgeweckt werden. Ein hirntoter Mensch atmet nicht mehr eigenständig, ein Beatmungsgerät kann diese Vitalfunktion übrnehmen. Mit lebenserhaltenden Maschinen sind die Organe noch funktionsfähig und könnten für eine Organspende entnommen werden. Ohne diese Geräte würden die Organe sterben. Der biologische Tod tritt nach Abschalten der Geräte ein - wenn alle vitalen Funktionen des Körpers erloschen sind.

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"Fester Schlag gegen den Kopf"

Als dringend tatverdächtig gilt ein 16 Jahre alter Spieler eines Jugendteams des französischen Vereins FC Metz. Er befindet sich in Untersuchungshaft.

Der Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen, aus dem die FAZ am Mittwoch zuerst zitierte, gibt nun genauere Details zum möglichen Tathergang. Wie die Staatsanwaltschaft dem hr bestätigte, soll der Beschuldigte demnach zunächst einem anderen Gegenspieler "mit beiden Fäusten ins Gesicht geschlagen" haben. Anschließend habe er den 15-Jährigen in den Schwitzkasten genommen und in den Magen geschlagen, doch dieser habe sich befreien und weggehen können.

Daraufhin sei ihm der mutmaßliche Täter nachgelaufen und habe ihm hinterrücks einen festen Schlag auf den Kopf gegeben. Der Junge sei zusammengesackt - der Angreifer habe ihn liegenlassen und sei weggegangen.

Der Jugendliche will nicht mit Absicht gehandelt haben. Bei der Verkündung des Haftbefehls soll er gesagt haben, er könne sich nicht erinnern, geschlagen zu haben. Es sei demnach alles ein großes "Durcheinander" gewesen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Nadja Niesen, am Donnerstag der dpa.

FC Metz: Spieler bestreitet absichtliche Verletzung

Der französische Verein FC Metz teilte am Dienstag mit, man habe "mit Fassungslosigkeit" von dem "Drama" erfahren, das sich in Frankfurt zugetragen habe. "Ein junger Spieler aus dem FC-Metz-Performance-Programm wird derzeit von den deutschen Behörden verhört und bestreitet, dem jungen verletzten Spieler absichtlich körperlichen Schaden zugefügt zu haben", heißt es auf Französisch auf der Webseite des Vereins.

Verein, Spieler und Eltern stünden den deutschen Behörden für die weiteren Ermittlungen zur Verfügung. Der Verein hatte dem lebensgefährlich verletzten Spieler und dessen Angehörigen zudem sein Beileid bekundet.

rbb24 zitiert Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbands: "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten in diesen schwierigen Stunden allen Angehörigen und den Teammitgliedern des betroffenen Spielers." Man sei seit Sonntag im engen Austausch mit dem Berliner Verein, um diesem und dessen Mitgliedern, wo es gehe, zur Seite zu stehen.

Verband "fassungslos" und "schockiert"

Auch der Hessische Fußball-Verband äußerte sich am Dienstag "fassungslos" und "schockiert darüber, dass ein Jugendlicher durch Gewalt auf einem hessischen Fußballplatz um sein Leben kämpft".

"Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des Jungen", sagte Vizepräsidentin Silke Sinning. Der Verband verurteile jegliche Form von Gewalt und arbeite gemeinsam mit der Plattform Fair Play Hessen daran, Gewaltvorfälle bei Fußballspielen einzudämmen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Wiederbelebung auf dem Spielfeld

Das Turnier hatte auf dem Sportplatz des Vereins Viktoria Preußen im Stadtteil Eckenheim stattgefunden. Nach Darstellung der Polizei waren nach Abpfiff einer Partie Spieler eines Berliner und eines französischen Jugendteams aneinandergeraten. Dabei habe der Tatverdächtige den 15-Jährigen auf den Kopf und gegen den Hals geschlagen.

Der Junge musste nach der Attacke wiederbelebt werden. Anschließend sei er in ein Krankenhaus gebracht worden, wo die Hirnverletzungen und schließlich der Hirntod festgestellt wurde.

Zur Klärung der Todesursache soll in den nächsten Tagen eine Obduktion durchgeführt werden. Der detaillierte Geschehensablauf und insbesondere die Frage, wie es zu der Tat gekommen ist, ist weiterhin Gegenstand der laufenden Ermittlungen der Frankfurter Kriminalpolizei.

DFB betont Bedeutung von Gewaltprävention

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) betonte am Mittwoch die Notwendigkeit der Gewaltprävention im Fußball. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir haben ein gesellschaftliches Problem in Umgang, Respekt und Verhalten." Das zeige sich nicht zuletzt im Fußball.

Der DFB und seine Landesverbände seien bestrebt, durch zahlreiche präventive Maßnahmen, die Anzahl von Gewaltvorfällen einzudämmen. "Der aktuelle Fall zeigt mit trauriger Nachdrücklichkeit, dass wir hier hart und mit höchstem Engagement weiterarbeiten müssen", sagte Zimmermann.

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