Schüsse auf A7 Lkw-Fahrer wegen versuchten Mordes auf Autobahn vor Gericht

Mit Stahlkugeln soll er auf einen vorbeifahrenden Lastwagen geschossen und dessen Fahrer nur knapp verfehlt haben. Jetzt steht der Lkw-Fahrer wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Fulda. Zum Prozessauftakt kam auch das traumatisierte Opfer zu Wort.

Zwei Anwälte und ein Angeklagter (Gesicht verpixelt) im Gespräch miteinander
Der Angeklagte, der auf einen anderen Lkw-Fahrer geschossen haben soll, im Gespräch mit seinen Anwälten beim Prozessauftakt am Landgericht Fulda. Bild © hr / Jörn Perske
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Nach lebensgefährlichen Schüssen auf einen fahrenden Lastwagen auf der Autobahn 7 (Fulda-Kassel) in Osthessen begann am Donnerstag der Prozess am Landgericht Fulda. Angeklagt ist ein mittlerweile 44 Jahre alter Lkw-Fahrer. Vorgeworfen wird ihm versuchter Mord und versuchter gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.

Anklage: Tod billigend in Kauf genommen

Der Mann soll im Januar nahe Niederaula (Hersfeld-Rotenburg) auf das Führerhaus eines anderen Lkw geschossen haben. Laut Anklage feuerte er im Stau stehend zwei Mal mit einer Gasdruckpistole Stahlkugeln auf den überholenden Lastwagen, der mit Tempo 80 links an ihm vorbeifuhr.

Dabei habe er den Tod des Fahrers, der nur knapp von den Kugeln verfehlt wurde, billigend in Kauf genommen. Es sei eine heimtückische Tat gewesen. Leicht hätte daraus ein Massenunfall mit vielen weiteren Geschädigten werden können, erklärte der Staatsanwalt.

Alpträume und psychologische Hilfe

Während sich der Angeklagte zu Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfen äußerte, schilderte der geschädigte Lkw-Fahrer die Vorkommnisse am Morgen des 23. Januars: Er sei auf dem Weg von Baden-Württemberg nach Niedersachsen gewesen, als sich plötzlich die Attacke ereignete, berichtete der 56-Jährige.

Erst sei die Beifahrerscheibe und dann die Scheibe an der Fahrerseite geborsten. "Ich habe etwas an meiner Nase vorbeifliegen sehen", sagte der Mann. "Ich bin heilfroh, dass da nicht mehr passiert ist." Noch heute leide er unter dem Erlebten, habe seither Alpträume und sich psychologische Hilfe geholt, schilderte der Mann aus Zerbst in Sachsen-Anhalt.

"Die dachten erst, ich will sie veralbern"

Direkt nach der Attacke habe er trotz des Schocks versucht, ruhig zu bleiben und seine 42 Tonnen schwere Fracht zu kontrollieren. Er sei vom Gas gegangen und habe andere Fahrer in der Nähe per Funk gebeten, ihn wieder nach rechts einscheren zu lassen, erinnerte sich der 56-Jährige vor Gericht.

Auf einem Parkplatz habe er schließlich die Polizei alarmiert. "Die dachten erst, ich will sie veralbern." Er habe bei der Suche nach der Ursache auch kurzzeitig an einen Querschläger-Schuss eines Jägers gedacht.

Kamera zeichnete Einschuss auf

Doch der Einschuss soll laut Staatsanwaltschaft vom Angeklagten gekommen sein. Eine Dash-Cam im Lkw des Opfers wurde ausgewertet und dokumentierte, wann die Schüsse fielen.

Rund drei Wochen nach der Aufsehen erregenden Tat konnte die Polizei den Verdächtigen festnehmen. Andere Lkw-Fahrer hatten den Beamten Hinweise gegeben, die auf die Spur des mutmaßlichen Schützen führten.

Festnahme durch SEK und Fund weiterer Waffen

Ein Spezialeinsatzkommando nahm 44-Jährigen in der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen fest. In seinem Lkw fanden die Ermittler neben einer Gasdruckpistole und einer größeren Menge an Stahlkugelmunition auch eine Zwille mit Basaltsteinchen und sogar eine Machete.

Der Prozess wird am 4. November fortgesetzt. Zehn Tage später soll ein Schussgutachten vorgestellt werden.

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de