Das Schwimmbad der Dahlmannschule

Seit etwa zwei Monaten schon ist das Schulschwimmbad in der Frankfurter Dahlmannschule gesperrt. Rund tausend Kinder sind betroffen. Laut Schwimmverband kommt es in Hessen immer wieder zu Schließungen von Bädern - nicht nur bei älteren Bauten.

Das Schwimmbecken der Dahlmannschule ist voll, das Wasser ist warm – aber schwimmen können die Kinder hier nicht. Philipp aus der zweiten Klasse steht am Rand des Beckens und versteht nicht warum. "Ich finde es komisch, weil ich denke: Da ist Wasser drin, aber dann funktioniert es nicht", beklagt er. Sein Wunsch: Weiter schwimmen lernen. Und damit ist der Achtjährige nicht allein.

Normalerweise nutzen acht Schulen und zwei Vereine das Schwimmbecken der Grundschule. Eigentlich sollten insgesamt um die tausend Kinder hier schwimmen können. Zwei Wochen vor den Osterferien schloss das Lehrbecken. Grund seien erhöhte Legionellenwerte gewesen, teilt Thomas Hauf vom Dezernat für Bauen, Immobilien und Neues Wohnen auf hr-Anfrage mit.

Nachdem im März die gesundheitsgefährdenden Bakterieren festgestellt wurden, seien verschiedene Maßnahmen im Schulschwimmbad durchgeführt worden, so Dezernatsleiter Hauf. Die meisten habe man im laufenden Betrieb vor der Sperrung durchgeführt.

Mehr Probleme und Gutachten

Doch nicht alle Arbeiten ließen sich beim Betrieb durchführen. In den Osterferien habe man daher geplant, die Duschpanelen auszutauschen. Aufgrund "unerwarteter Ereignisse bei der Montage" habe man das Bad dann aber nicht, wie geplant, nach den Osterferien wieder öffnen können.

Wasser sei aus Bohrlöchern ausgetreten, heißt es vom Dezernatsleiter Hauf. Das habe ein Gutachten erfordert. Der Gutachter wiederum erkannte die Abdichtungen als defekt, was eine Sonderabdichtung erforderte. Neu installierte Duschpaneelen mussten neu montiert werden und die Fliesenarbeiten gingen weiter.

Frust über die lange Wartezeit

Den Schulsportleiter und stellvertretenden Rektor Christian Schaus macht die Situation ratlos. An sich sei das Schwimmbad nutzbar. Das Wasser sei beheizt, das einzige Problem seien die Umkleidekabinen. Ihn frustriert es, dass das komplette Schwimmbad gesperrt ist.

Christian Schaus ist ratlos.

Zusätzlich habe der Ausfall des Schwimmunterrichts auch Konsequenzen für die Schwimmsicherheit der Kinder. Einige Kinder seien kurz vor ihrem Seepferdchen gewesen und nun massiv zurückgeworfen worden. Das mache es im Nachgang schwieriger, die Schwimmabzeichen zu erlangen.

Nicht zum ersten Mal länger geschlossen

Das Schwimmbad der Frankfurter Dahlmannschule wurde 2017 erbaut und ist damit eines der moderneren Bäder in Hessen. Trotzdem musste die Eröffnung des Lehrbeckens drei Jahre lang immer wieder verschoben werden. Grund waren bauliche Probleme und ein großer Wasserschaden. Bis zum Herbst 2020 mussten umfangreiche Arbeiten an dem Schwimmbad durchgeführt werden.

Auch im Juli 2022 gab es Probleme mit dem Lehrbecken, der Grund waren Probleme an der Abwasseranlage. Die nötigen Ersatzteile waren nicht lieferbar. Die Sperrung dauerte damals bis Ende Oktober 2022, bestätigt das Dezernat für Bildung, Immobilien und Neues Bauen der Stadt Frankfurt auf hr-Anfrage.

Das hessische Kultusministerium kann auf hr-Anfrage keine offizielle Zahl aller Schulschwimmbäder in Hessen nennen. Dazu kommt: Nicht alle Schulen können ein Schulschwimmbad nutzen, sondern greifen auf öffentliche Bäder zurück. Laut Zählungen der Internetseite Baederleben von der Hochschule Koblenz und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaften gibt es in Hessen 42 Schulschwimmbäder und knapp 490 öffentliche Schwimmbäder.

Keine Lobby und in die Jahre gekommen

Allein in Frankfurt wurden in den vergangenen Jahren zeitweise drei der acht Schulschwimmbäder geschlossen. Auch das Schwimmbad der Liebigschule in Frankfurt sei derzeit geschlossen. Seit 2019 kann das marode Becken nicht mehr genutzt werden. Die Sanierungsarbeiten sollen im Sommer 2025 beginnen, teilt die Stadt auf hr-Anfrage mit.

In Hessen gebe es immer weniger Bäder und mehr Reparaturen, bemängelt der Hessische Schwimmverband. Ein Problem sei, dass ein Teil der Bäder um die 60 Jahre alt ist. Das zweite Problem ist für den Verbandsvorsitzenden Axel Dietrich nicht erklärbar. 

Ein Teil der Bäder sei relativ neu, wie das der Frankfurter Dahlmannschule. "Wir stellen fest, dass es in der Zeit nach dem Neubau häufiger zu Schließungen kommt als bei den älteren Bädern", so Dietrich. Es gebe am Ende keine Lobby für Schulschwimmbäder, da sie nicht von der Öffentlichkeit genutzt werden. Daher würden sie auch viel schneller geschlossen als ein öffentliches Bad, das Badegäste habe, die dann lautstark protestierten.

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Jedes fünfte Kind kann nicht schwimmen

Eine bundesweite Umfrage, in Auftrag gegeben von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), hat 2022 gezeigt: Jedes fünfte Grundschulkind kann nicht schwimmen. Doppelt so viel, wie noch 2017. Ein Grund sind die Energiekrise, Corona-Pandemie auch Schwimmbadschließungen. Besonders Kinder aus Familien mit geringerem Einkommen sind demnach betroffen. Die DLRG fordert flächendeckenden Schwimmunterricht.

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Der hessische Schwimmverband warnt schon lange vor den Auswirkungen der Schwimmbadschließungen. Er sieht das Land und die Schulträger in der Verantwortung. Denn Sportunterricht steht auf dem Lehrplan. Das Kultusministerium teilt auf hr-Anfrage mit, man wisse von keinen hessischen Schulen, an denen Schwimmunterricht längerfristig ausfalle.

Elternbeirätin Nora von Obstfelder

Auch für die Schulelternbeirätin Nora von Obstfelder Grund genug, dass sich die Schwimmbadschließung der Dahlmannschule nicht länger ziehen darf. Besonders ärgerlich findet sie, dass auch schon durch die Pandemie jahrelang der Schwimmunterricht ausfallen musste. Viele Kinder benötigten den Unterricht daher umso mehr, um die verlorene Zeit aufzuholen.

Die Stadt teilt uns mit, das Schwimmbad der Dahlmannschule solle Mitte Juni wieder nutzbar sein. Dann kann auch Zweitklässler Philipp hoffentlich endlich wieder schwimmen. 

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