Ziege Jake kuschelt sich an seinen Besitzer John Kraft

"Für mich war Jake wie ein Haustier", sagt John Kraft vom Tierrefugium Hanau. Deswegen wollte er seine verstorbene Ziege würdevoll einäschern. Das wurde ihm verwehrt, die Ziege kam in eine Verwertungsanlage. Gegen diese Vorschrift kämpft Kraft nun an.

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Tierrefugium Hanau kämpft um Einäscherung

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Wenn John David Kraft an den Abschied von Ziegenbock Jake denkt, stockt ihm immer noch die Stimme. "Ich habe ihn in meinen Armen gehalten, und er ist eingeschlafen." Altersschwach musste das elf Jahre alte Tier im Oktober vergangenen Jahres in der Klinik für Wiederkäuer in Gießen eingeschläfert werden.

Gerne hätte der Betreiber des Tierrefugiums Hanau der Ziege, die er einst mit der Flasche aufgezogen hatte, ein würdevolles Begräbnis gegeben: "Ich wollte ihn einäschern lassen und seine Asche unter einen Apfelbaum pflanzen, damit wir uns an ihn erinnern können", erklärt Kraft dem hr auf Anfrage. Stattdessen wurde Jakes Körper in eine Tierverwertungsanlage gebracht. "Das war ein Stich in unserem Herzen."

Was für das Pferd gilt, gilt nicht für die Ziege

Der Grund: §4 des Tierischen Nebenproduktebeseitigungsgesetzes. Generell besteht bei verstorbenen Nutztieren eine Pflicht zur Entsorgung in einer so genannten Tierkörperbeseitigungsanlage. Hier sind nur Ausnahmen für sogenannte Equiden, also zum Beispiel Pferde oder Esel, vorgesehen.

Als Nutztiere klassifizierte Tiere wie Ziegen oder auch Hausschweine dürfen laut bundesweit einheitlicher Gesetzgebung nicht eingeäschert werden - auch wenn sie wie ein Haustier gehalten wurden. Entsprechend hat das zuständige Veterinäramt in Gelnhausen Kraft keine Gehnehmigung für eine Einäscherung Jakes erteilt.

Petition im Internet gestartet

Für John Kraft ist das nicht hinnehmbar. "Wenn für ein Pferd eine Ausnahmegenehmigung vorgesehen ist, dann muss das doch auch für andere Tierarten gelten, die wie Haustiere leben. Die zwar als Nutztiere klassifiziert wurden, aber dennoch nicht für die Lebensmittelgewinnung dienen."

Genau für dieses Ziel hat Kraft nun eine Petition gestartet. Sie richtet sich an die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung, Ariane Kari, und den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Er wünscht sich, dass die Ausnahmeregelung für die Kremierung von Tieren auf weitere Tierarten erweitert wird.

Ausnahmen nicht möglich

Denn laut dem Veterinäramt des Main-Kinzig-Kreises gibt es keine Möglichkeit, außerhalb der gesetzlich genehmigten Ausnahmefälle Einäscherungen für Nutztiere zu erlauben, wie Amtstierarzt Elias Bauer dem hr auf Nachfrage erläuterte.

Anfragen für eine Genehmigung auf die Einäscherung von Nutztieren habe das Amt außer für den Fall Jake in vergangener Zeit hauptsächlich von Pferdehaltern erhalten. "Das Pferd ist ein Tier, mit dem Tierhalter am häufigsten eine innige Beziehung haben", vermutet Bauer. Auch das könne ein Grund sein, dass für Pferde eine gesetzliche Ausnahmeregelung existiere.

Zu Brennstoff und Biodiesel verarbeitet

Was passiert dann mit den Körpern der anderen Tiere? Im Main-Kinzig-Kreis würden die für die Tierkörperverwertungsanlage vorgesehenen Tierkörper von einer spezialisierten Firma verarbeitet, so Bauer. Zum Verzehr seien sie nicht freigegeben.

Das Tiermehl würde als Alternativbrennstoff in Kraftwerken und der Zementindustrie genutzt, die tierischen Fette würden in die Biodieselindustrie abgegeben und als Biokraftstoff verarbeitet.

"Für mich war er ein Haustier"

Ein Schicksal, das sich John Kraft für Jake nicht vorstellen mag. Über hundert Tiere leben laut Kraft "wie eine große Familie" im Tierrefugium Hanau, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, herrenlosen und misshandelten Tieren in Not ein dauerhaftes Zuhause zu bieten.

Besitzer John Kraft hält Jake als kleinen Ziegenbock auf dem Arm

Hier verbrachte Jake fast sein ganzes Leben. Als drei Wochen alter Säugling in schlechtem gesundheitlichen Zustand aufgefunden und von Kraft wie ein Baby per Hand aufgezogen, hatten beide eine besonders enge Bindung entwickelt.

"Jake hatte einen extrem lieben und frechen Charakter", beschreibt der 56-Jährige. Wie ein Hund sei das verschmuste Tier hinter ihm hergelaufen. "Ich sehe die Tiere nicht zum Schlachten vor. Für mich war Jake ein Haustier, kein Nutztier."

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