Am Edersee wird derzeit Wasser abgelassen

Es regnet immer weiter - und Hessen erwartet das nächste Hochwasser. Die Flüsse sind voll, doch aus der Edertalsperre wird weiter Wasser abgelassen. Warum eigentlich?

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Hochwasser in Hessen: Vorbereitungen laufen

hs_02.01.2024
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An der Edertalsperre in Waldeck-Frankenberg wird Wasser abgelassen: am Dienstag waren es 120 Kubikmeter in der Sekunde, das ist der Inhalt von etwa 800 Badewannen. Mittwoch und Donnerstag wurde die Menge erstmal auf 20 Kubikmeter reduziert, bevor ab Freitag die sogenannte Abgabenplanung wieder hochgefahren wird. So wird Platz für neue Niederschläge geschaffen, damit der Stausee den angekündigten Dauerregen der nächsten Tage aufnehmen kann.

So sollen Flüsse wie die Weser vor weiterem Hochwasser geschützt werden. Die zuständige Wasserbehörde überwache die Pegelstände permanent - und nutze die Talsperre als Hochwasserschutzraum, erklärt Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser.

Vor Weihnachten erstmals Wasser abgelassen

Normalerweise speichere man das Wasser während der starken Regenfälle, um so in der Trockenphase Wasser ablassen zu können. Jetzt habe man bereits deutlich vor Weihnachten erstmals größere Mengen Wasser abgelassen, weil noch mehr Regen absehbar war.

Nun gibt es erneut Dauerregen. Das lässt Flüsse wie Werra und Fulda weiter ansteigen. In Osthessen wurden am Mittwochmorgen an zwei Pegeln die höchste Meldestufe 3 erreicht.

Für einige Landkreise in Hessen gibt es Hochwasserwarnungen. An Main, Lahn, Eder und Weser könnten die Flüsse in den nächsten Tagen ebenfalls über die Ufer steigen.

Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser in Hann. Münden (Niedersachsen).

Das Zehnfache an Zufluss durch andauernden Regen

Am Edersee hat man die Regenpause vom Wochenende genutzt, um möglichst viel Wasser loszuwerden. Zuletzt hatte man hier das Vierfache an Zufluss gegenüber dem, was abgegeben werden konnte, registriert.

Kein Vergleich zu dem, was Jurke und seine Kollegen jetzt erwarten: "In der jetzigen Spitze rechnen wir damit, dass wir bis zum zehnfachen an Zufluss haben. Dafür müssen wir Platz schaffen."

Unkontrolliertes Überlaufen vermeiden

Einfach abwarten und laufen lassen ist dabei keine Option. Auch wenn Jurke weiß, dass die Belastung an den Flüssen oberhalb der Edertalsperre mit jedem Kubikmeter Wasser steigt: "Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es für die Menschen am Fluss besser, wenn weniger Wasser kommen würde", sagt er.

Doch er warnt vor einem unkontrollierten Überlaufen des Edersees. Denn dann fließe deutlich mehr Wasser raus als bei dem kontrollierten Ablassen. Man versuche, ein Level zu erreichen, wo gefahrlos Wasser abgelassen werden könne, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder einspeichern zu können.

BUND: Talsperre als Eingriff in Natur und Landschaft

Hans-Joachim Grommelt vom Arbeitskreis Wasser des BUND Hessen hält die bestehenden Talsperren für einen wichtigen Baustein im Hochwasserschutz. Neue Talsperren sieht man von Seiten des BUND kritisch, da damit immer ein Eingriff in Natur und Landschaft verbunden sei, so Grommelt. So würden große Flächen, teilweise auch Wasserflächen und Ortschaften wie am Edersee, überstaut.

Blick auf den Edersee

Die bestehenden Talsperren müssten so reguliert werden, dass sie in den niederschlagsreichen Wintermonaten genügend Wasser aufnehmen könnten, damit so Regulierungsmöglichkeiten für darunterliegende Fließgewässer und Ortschaften bestehen.

Neue Hochwasserlage entwickelt sich schnell

Anhand der Niederschlagsvorhersage habe man Modelle berechnet, wie viel Wasser der neue Regen in die Flüsse bringen werde, erklärt Jurke. Damit könne man berechnen, wie viel Wasser der Fluss noch vertrage - und ab wann man den weiteren Zufluss stoppen müsse.

Zumal die neuen Niederschläge auf gut gefüllte Gewässer und gesättigte Böden treffen, sagt auch Sebastian Wrede vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Dadurch entwickele sich schnell eine weitere Hochwasserlage.

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Weitere Informationen

Hochwasser-Meldestufen

  • Meldestufe 1 ist erreicht, wenn Gewässer voll sind, teilweise sogar über die Ufer treten.
  • Meldestufe 2 entspricht einem größeren Hochwasser, zum Beispiel der Überflutung ufernaher Grundstücke. Es kann leichte Verkehrsbehinderungen auf Gemeinde- und Hauptverkehrsstraßen geben. Einzelne Gebäude sind gefährdet, Keller können volllaufen.
  • Meldestufe 3 entspricht einem außergewöhnlichem Hochwasser: Bebaute Gebiete sind im größerem Umfang überflutet, überörtliche Verkehrsanbindungen können gesperrt sein, möglicherweise müssen Deiche verstärkt werden.
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