Zwei Männer und zwei Frauen in verschiedener Berufskleidung stehen in einer Reihe auf einem türkisfarbenen Hintergrund. In ihrer Mitte ein Mann mit zwei Kindern an der Hand, nur silhouttenhaft als weiße Fäche. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

Weil vielen Kitas in Hessen Erzieherinnen und Erzieher fehlen, dürfen sie nun vermehrt Quereinsteiger einstellen. War was? begutachtet schonmal ein paar der Vollblut-Pädagogen von morgen.

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Landtag beschließt Gesetz: mehr Quereinsteiger in Kitas

In einer Garderobe einer Kindertagesstätte hängen bunte Rucksäcke und Jacken.
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Eine hitzige Debatte: Da es den Kitas in Hessen an Erzieherinnen und Erziehern mangelt, haben CDU und Grüne im Landtag beschlossen, dass mehr Menschen aus anderen Berufen eingestellt werden dürfen. Dafür hagelt es Kritik nicht nur aus der Opposition. War was? wirft schon einmal einen Blick auf jene, die demnächst in den Kitas anfangen könnten.

Felix (37)

Pädagogikstudent auf Magister (53. Semester). Studiert gerne, muss jetzt aber mal so langsam zum Ende kommen (nächstes Jahr ist Zwischenprüfung), weil seine Eltern bald vielleicht dann aber möglicherweise wirklich die finanzielle Unterstützung einstellen.

Interesse an Sport (Hacky Sack, Slackline, Beer Pong, World of Warcraft), Technik und Handwerk (überlegt seit 1999, sich einen VW-Bulli zu kaufen und auszubauen), könnte auch in der Küche helfen (Haschkekse, Pilze, Miracoli-Fertigspaghetti). Sucht aufgrund seines Schlaf-Wach-Rhythmus eher eine Kita, die von 23 Uhr bis 5 Uhr geöffnet hat. Und ihm den Schein über ein Praxissemester ausstellt, den er seit 2005 nachreichen muss.

Gisela (52)

Hat den Staat als Bankerin um 7,2 Milliarden Euro durch CumEx erleichtert, dafür bekommt sie jetzt die ganze Härte des Gesetzes zu spüren – und muss eine Handvoll Sozialstunden ableisten.

Als Bankerin hat sie in [anwaltlich untersagt, das zu schreiben] gearbeitet, zuvor in [anwaltlich untersagt, das zu schreiben]. Tadelloses Führungszeugnis, bis auf [anwaltlich untersagt, das zu schreiben], weil sie [anwaltlich untersagt, das zu schreiben] gegen [anwaltlich untersagt, das zu schreiben] mit voller Wucht [anwaltlich untersagt, das zu schreiben], bis Passanten ihr den Gullideckel wegnehmen konnten. Hat aus dem Privatleben Erfahrung mit Kindern, weil sie ihnen leidenschaftlich gern die Lollis klaut.

Uwe (56)

Nach 30 Jahren auf dem Bau muss er sich beruflich umorientieren, weil er nach einem Disput mit den Kollegen über zu warmes Bier den Presslufthammer zweckentfremdet hat. Konnte seither pädagogische Erfahrungen in der Impulskontrolle-Selbsthilfegruppe sammeln, auch wenn er da nach der dritten Sitzung Hausverbot bekam.

Weitere Erfahrungen aus seiner Zeit beim Bund in den Achtzigern, aus der auch sein erzieherischer Leitsatz stammt: "Wenn man dabei nicht unter Stacheldraht durch den Matsch kriechen muss, bringt es nichts", mit dem er zwei Kinder erfolgreich großgezogen hat, glaubt er zumindest. Sie haben den Kontakt leider abgebrochen. Weitere Qualifikationen: Kennt sich mit Gruppendynamiken aus (wöchentliche Skat-Runde), kann gut basteln (Mettigel) und ist gern an der frischen Luft (Schießstand).

Frank (43)

Eigentlich Musiker, in seiner Metal-Band für die Grunzlaute zuständig. Verdient damit allerdings zu wenig, weil Thrash-Terror-Blood-Horror-Speed-Slime-Metal eigenartigerweise nicht genug Fans hat beziehungsweise die steten Kosten für Kunstblut und Tierkadaver für die Bühnenshows auch einfach zu teuer sind. Sagt zumindest sein Bewährungshelfer, aber der hatte ja auch Recht bei der Sache mit dem Runen-Tattoo. Interesse an Musikpädagogik (Musik machen mit Tierknochen) und Religion (Kirchen anzünden). Ist auch gern an der frischen Luft (Kirchen anzünden).

Waltraud (51)

Ausgebildete und von einer windigen Internetuniversität für mehrere tausend Euro zertifizierte Engels-Coachin mit Schwerpunkt auf Orgonit-Chakren-Reinkarnationstherapie. Ihre "Praxis" wurde allerdings geschlossen, weil die Staatsanwaltschaft ihr Abfüllen von Leitungswasser bei Vollmond und dessen Verkauf als "Vitalisierendes Mond-Heilwasser" für 17,99 Euro die Flasche als Betrug einstufte.

Seither auf Jobsuche, pädagogische Erfahrung als Admin ihrer Perineum-Sunning-Whatsapp-Gruppe, ansonsten überschaubar. Offen allerdings für alternative pädagogische Ansätze und Praktiken, was prinzipiell alles meint, was ihr die Facebook-Gruppen in den Feed spülen, also Geistheilen, Magnetismus, Ouija-Board oder auch Ausflüge auf den Partnerplaneten Aldebaran.