Eine Mücke der Art Aedes vexans saugt Blut an einem Arm. (dpa)

Mit Hubschraubern gegen Stechmücken: Nach dem nassen Frühjahr haben die Plagegeister in diesem Jahr beste Bedingungen. Zur Eindämmung am Rhein bekämpft Hessen die Tiere aus der Luft. Dabei kommt es allerdings sehr aufs Timing an.

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Wie Hessen gegen Stechmücken vorgeht

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Noch ist es ruhig in Hessen, noch fliegen nur vereinzelte Stechmücken, heißt es von der KABS – die Abkürzung steht für "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage". Der Verein befindet sich aber in den Startlöchern: Helikopter mit einem Anti-Stechmücken-Mittel stehen bereit, um abzuheben und die Ufer des Rheins gezielt einzusprühen. Nächste Woche könnte es soweit sein.

Der Zeitpunkt will gut gewählt sein, denn der biologische Wirkstoff funktioniert nur bei Larven. Die allermeisten Mücken waren bislang noch nicht aus ihren Eiern geschlüpft. Am Dienstag gab es diesbezüglich noch einmal Tests der Mückenbekämpfer.

Lampertheimer Altrhein: Kaum Larven, aber Eier im Boden

Der Hubschrauber ist mit einem Protein ausgerüstet, an dem Stechmücken-Larven sterben. Gegen Eier und ausgewachsene Stechmücken ist das Mittel wirkungslos, deshalb müsse es schnell gehen, sobald der Rheinpegel steigt, erklärte Daniel Wohlgemuth, der hessische Regionalleiter der KABS. Dann werde das Protein verteilt.

Am Rhein, etwa am Lampertheimer Altrhein (Bergstraße), dem südlichsten Punkt des Flusses in Hessen, entwickelten sich die Stechmücken nicht im Wasser, sondern in den Überflutungsflächen am Rand. Die Mücken legen laut Wohlgemuth hier die Eier im Boden ab - und wenn die Brutstätte geflutet wird, durch Hochwasser oder viel Regen, schlüpfen die Larven. Innerhalb weniger Tage könnten dann so viele Mücken schlüpfen, dass sie ohne Bekämpfung zu einer richtigen Plage werden. Der nasse Frühling begünstigt die Ausbreitung der Larven in diesem Jahr besonders.

Konkret geht es um die Naturschutzgebiete wie etwa die Hammer Aue von Gernsheim (Groß-Gerau), den Steiner Wald von Biblis-Nordheim (Bergstraße), den Naturpark Kühkopf-Knoblochsaue bei Stockstadt (Groß-Gerau), die Wiesbadener Rheininsel Rettbergsaue und den Datterbruch von Dornheim (Groß-Gerau). Erst ab April darf der Verein in den Schutzgebieten Mücken bekämpfen.

Anti-Mücken-Tricks für Zuhause

Was die Profis mit einem Helikopter erledigen, kann Otto Normalverbraucher im eigenen Garten nur schwer nachmachen. Immerhin: Das Protein gibt es im Baumarkt als sogenannte Bti-Tabletten zu kaufen. Bti tötet vor allem Stech- und Kriebelmücken, aber wirkt auch gegen nicht-stechende Mückenarten, die von Spinnen, Vögeln und Fröschen gefressen werden. Naturschutzverbände, etwa der NABU, kritisieren, dass damit in die Nahrungskette eingegriffen werde.

Wer einen Teich im Garten hat, könne damit vor allem Hausmücken verhindern, erklärte Stechmücken-Experte Wohlgemuth. Diese seien aber nicht ganz so lästig und würden eher Vögel stechen. In Teichen würden Fische und Libellenlarven die Mückenlarven ohnehin fressen. Wichtiger sei es, kleine Brutstätten auszumachen und zu verhindern, so Wohlgemut. Außerdem hat der Experte noch folgende Tipps:

  • Regentonnen müssen unbedingt abgedichtet sein. Die Asiatische Tigermücke ist ein Baumhöhlenbrüter; ein Loch im Deckel der Regentonne würde die Mücke eher dazu einladen, hier zu brüten. Lücken müssten geschlossen werden.
  • Untersetzer von Pflanzen sollen regelmäßig kontrolliert werden - hier darf kein Wasser stehen.
  • Mit Bti-Tabletten alles behandeln, wo Wasser steht. Anwohner von Städten, die in erster Reihe direkt am Rhein liegen, können das Mittel kostenlos über den KABS-Verein bekommen.
  • Behältnisse im Garten sollten heiß ausgespült werden, um eventuell vorhandene Eier der Tigermücke abzutöten. Die Eier werden von der Mücke an den Rand der Behältnisse geheftet und sind trocken- und kälteresistent - so können sie überwintern.
  • Sprühmittel für den Körper (etwa Autan oder ähnliche Anti-Mücken-Sprays) können Abhilfe schaffen, wenn die Mücken tatsächlich schon ausgewachsen sind - ebenso wie lange Klamotten und Moskitonetze.
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hr-Reporterin Anna Vogel beim KABS-Stechmücken-Test am Lampertheimer Altrhein

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Abraten würde der Experte von Ventilatoren - diese sollen angeblich dazu führen, dass die Mücken nicht mehr richtig fliegen können. Wohlgemuth glaubt, dass es aber eher einen gegenteiligen Effekt habe. Der Wind führe eher dazu, dass das CO2 und der menschliche Körpergeruch weitergetragen würden und mehr Mücken anlocken könnten.

Dem Verein gehe es darum, die Mückenpopulation zu dezimieren und nicht auszurotten. Probleme macht dabei vor allem die Asiatische Tigermücke, die sich in den vergangenen drei Jahren durch die heißen Sommer sehr weit verbreitet hätte. Der Wechsel aus trockenen Phasen und viel Regen führe dazu, dass die Mücken sich besonders gut vermehren.

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