Firma Wilke in Twistetal

In Pizzasalami und einer Brühwurst der Firma Wilke Wurstwaren sind gefährliche Bakterien gefunden worden. Nachdem es zwei Tote gab, wurde das nordhessische Unternehmen nun dicht gemacht.

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Zwei Tote durch Bakterien in Wurst

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Das Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat das Unternehmen Wilke Wurstwaren in Twistetal-Berndorf geschlossen. Wie das Amt dem hr am Mittwoch (02.10.19) bestätigte, sind zwei Todesfälle in Hessen auf Produkte des Betriebs zurückzuführen. Zuerst hatte die HNA darüber berichtet.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) habe einen "unmittelbaren Zusammenhang" hergestellt, hieß es weiter. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Todesfälle durch Wilke-Produkte eingetreten sind, liege demnach bei 99,6 Prozent.

Listerien festgestellt

Festgestellt worden seien Listerien (siehe Infobox unten), also Bakterien. Bei gesunden Menschen können diese grippeähnliche Symptome auslösen, bei Älteren, Schwangeren und Immungeschwächten könnten Listerien dagegen zum Tode führen.

Die beiden Todesfälle seien ältere Menschen aus Hessen gewesen. Weitere Informationen dazu gebe es derzeit nicht. Beobachtet würden aktuell noch 37 Krankheitsfälle, die möglicherweise mit Wilke-Produkten zusammenhängen.

Erste Funde schon im März

Wilke Wurstwaren ruft deshalb jetzt auch weltweit alle Produkte mit Ausnahme von Vollkonserven zurück. Eine Liste der betroffenen Produkte soll es nach Angaben des Landkreises vorerst nicht geben, da alle Fleischwaren auch unter dem Firmennamen verkauft würden.

Den ersten Fund in einem Wilke-Produkt habe es im März gegeben. Trotz Gegenmaßnahmen habe die Firma das Problem nicht in den Griff bekommen. Auch in den Folgemonaten habe es Beanstandungen gegeben. Die Staatsanwaltschaft in Kassel sei über die Vorgänge informiert worden, sagte die Sprecherin.

Unternehmen exportiert weltweit

Das Unternehmen Wilke Wurstwaren geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf ihrer Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit, vor allem in Gastronomie und Großküchen, auch von Krankenhäusern und Altenheimen.

Weitere Informationen

Was ist Listeriose?

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin können Listerien die Infektionskrankheit Listeriose auslösen, die meldepflichtig ist. Zu finden sind Listerien zum Beispiel auf tierischen Lebensmitteln wie Geflügel, Fleisch oder Fleischerzeugnissen, in Milch und Milchprodukten, aber auch auf pflanzlichen Lebensmitteln wie vorgeschnittenen Salaten. Listerien können auf den ursprünglichen Lebensmitteln zu finden sein, aber auch im Verarbeitungsprozess auf die Lebensmittel gelangen. Normalerweise wird der Erreger durch gründliches Erhitzen abgetötet.

Bei gesunden Menschen kommt es selten zu einer Infektion und wenn, dann verläuft sie normalerweise unkritisch. Die Symptome sind oft unspezifisch und ähneln einer Grippe: Fieber und Muskelschmerzen, manchmal auch Durchfall und Erbrechen. Gefährlich wird eine Infektion für abwehrgeschwächte Menschen. Bei ihnen kann sich Listeriose mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen sowie auch Erbrechen und Durchfall äußern. Es kann zur Blutvergiftung kommen. Auch eine eitrige Meningitis, eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, kann ausbrechen. Bei Schwangeren besteht die Möglichkeit einer Infektion des ungeborenen Kindes, an der das Kind sterben kann.

Ärzte können den Erreger unter anderem in Blut, Eiter, Vaginalsekret oder dem Stuhl nachweisen. Verordnet werden dann in der Regel Antibiotika. Infizierte Menschen können den Erreger über den Stuhl mehrere Monate lang ausscheiden und andere anstecken. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Listeriose variiert stark - von wenigen Stunden bis zu 14 Tagen. Bei Schwangeren kann die Ansteckungsphase noch länger dauern.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 02.10.2019, 19.30 Uhr