Fähnchen mit dem Schriftzug "Freie Demokraten" und "FDP". (dpa)

Gegen einen FDP-Politiker aus Nordhessen wird wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen ermittelt. Es gab Durchsuchungen in Wohn- und Geschäftsräumen im Raum Kassel. Björn S. war zuvor von sämtlichen Ämtern zurückgetreten.

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Ermittlungen gegen FDP-Politiker

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Das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Kassel ermitteln wegen eines Anfangsverdachts des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gegen einen ehemaligen Bundestagsabgeordneten aus Nordhessen. Das erfuhr der hr am Dienstag exklusiv. Nach hr-Informationen handelt es sich um den FDP-Politiker Björn S.

Laut der Staatsanwaltschaft Kassel habe ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter in einer SWR-Doku gegenüber einer Reporterin angegeben, dass er auf der Plattform "MySugardaddy" gezielt Kontakt zu minderjährigen weiblichen Personen gesucht und unterhalten habe. Es habe diesbezüglich eine Anzeige aus einem kommunalpolitischen Kreisverband gegeben, dem der Beschuldigte angehöre.

Es bestehe der Anfangsverdacht, so die Behörde, dass es sich bei dem Beschuldigten um diejenige Person handelt, die in der SWR-Reportage thematisiert wird und möglicherweise gegen Bezahlung sexuelle Kontakte mit weiblichen Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren unterhalten habe.

Büroräume des Kreisverbandes durchsucht

Am Montag seien daraufhin Büros und eine Wohnadresse durchsucht worden, darunter auch Büroräume des FDP-Kreisverbands Kassel-Land. Das Landeskriminalamt hatte zuvor die Ermittlungen gegen den ehemaligen Bundestagsabgeordneten aufgenommen. Nach hr-Informationen wurden bei den Durchsuchungen das Mobiltelefon des Beschuldigten und Datenträger sichergestellt, es kamen Datenträgerspürhunde zum Einsatz.

Das Prinzip von Plattformen wie "MySugardaddy" ist: Junge Frauen, sogenannte "Sugarbabes", lassen sich von "Sugardaddys" für Zweisamkeit und Sex bezahlen. Den Frauen wird ein luxuriöser Lifestyle und Geld versprochen, den Männern Kontakt zu meist jüngeren Frauen.

In seinem Profil soll der Mann angegeben haben, für regelmäßige Treffen zu bezahlen, teilte die Staatsanwaltschaft dem hr am Dienstag mit.

Rücktritt von politischen Ämtern

Der langjährige FDP-Politiker Björn S. ist nach hr-Informationen mittlerweile von allen Parteiämtern zurückgetreten, als Vorsitzender seiner Partei im Landkreis Kassel und als Kreistagsabgeordneter. Zuvor hatte es innerhalb der FDP Diskussionen um seine Personalie gegeben.

Hinweise, dass S. der Politiker ist, der in der Reportage zu sehen ist, kursieren nach hr-Informationen in der FDP seit vergangener Woche. Ob er es tatsächlich war, ist offen. Auf mehrere Anfragen dazu an S. haben bislang zwei Anwälte reagiert, ohne auf die inhaltlichen Fragen einzugehen.

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Ermittlungen gegen FDP-Politiker aus Nordhessen

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FDP ging Hinweisen nach

Der FDP-Landesverband teilte dem hr mit, man nehme den SWR-Bericht sehr ernst und gehe Hinweisen nach. "Gemäß dem Strafgesetzbuch ist der 'sexuelle Missbrauch von Jugendlichen' zu Recht strafbar. Der geschilderte Fall stellt einen solchen Straftatbestand dar", teilte der FDP-Landesverband dem hr mit. Derlei Handlungen stünden im "fundamentalen Gegensatz zu unserem liberalen Wertekanon".

Ein Erwachsener darf grundsätzlich Minderjährigen kein Geld für Sex bezahlen, sonst droht nach §182 Absatz 2 StGB eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Ob im konkreten Fall überhaupt eine Straftat vorliegen würde, ist allerdings offen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Björn S. war erst im März zum Vorsitzenden der FDP im Landkreis Kassel gewählt worden, seit 2014 ist er Vorsitzender der Kreistagsfraktion seiner Partei in Kassel-Land. Er saß für den Kreis Waldeck-Frankenberg eine Wahlperiode im Bundestag. Der 48-jährige S. ist nach eigenen Angaben Unternehmensberater und laut dem Register des Bundestags für eine internationale Lobbyagentur tätig. Außerdem war Björn S. Verwaltungsratsmitglied bei der Kasseler Sparkasse, auch dieses Amt legte er nach hr-Informationen nieder.

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