Eine Gruppe junger Menschen demonstriert mit Plakaten auf dem Königsplatz

Pflege, Bildung, Naturschutz - in vielen Bereichen sind Freiwilligendienstleistende kaum noch wegzudenken. Doch wegen Einsparungen könnten in den kommenden zwei Jahren tausende Stellen wegfallen. Freiwillige und Einsatzstellen geben sich kämpferisch.

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"Kürzt uns nicht weg!" - Demonstration am Kasseler Königsplatz

Junge Menschen stehen mit Transparenten auf dem Königsplatz und demonstrieren für den Erhalt von Freiwilligendiensten
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Mit großen Transparenten und Lautsprecheranlage stehen die jungen Menschen auf dem Königsplatz in Kassel. "Kürzt uns nicht weg", steht auf einem der Plakate, "Wir sind wichtig", auf einem anderen. Die Demonstranten wehren sich dagegen, dass deutschlandweit rund 35.000 Freiwilligendienststellen durch den Bund gestrichen werden sollen. Bis zu 150 Freiwillige waren zur Demo erwartet worden, tatsächlich kamen an diesem Montag dann rund 70. 

Die 19-jährige Shirley Matthäus hat die Demonstration gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen organisiert. Seit August leistet sie selbst einen Freiwilligendienst und hilft an der Carl-Anton-Henschel-Schule in der Kasseler Nordstadt bei der Betreuung von Kindern. "Wir helfen beim Lernen und beim Aufbau eines guten Sozialverhaltens. Wir werden hier gebraucht. Es wäre sehr schade, wenn das nächstes Jahr wegfiele", sagt sie im Gespräch mit hessenschau.de. 

Diakonie Hessen: Kern der Freiwilligendienste bedroht

Genau das könnte mit ihrer Stelle im kommenden Jahr tatsächlich aber passieren. Nicht nur ihre Stelle ist bedroht. Denn obwohl sich jedes Jahr rund 100.000 Menschen für den Freiwilligendienst entscheiden - was ungefähr zehn Prozent aller Schulabgänger entspricht - plant die Bundesregierung massive Einsparungen. Im Jahr 2024 sollen 78 Millionen Euro eingespart werden, bis zum Jahr 2025 insgesamt 113 Millionen Euro. Die Trägerverbände gehen davon aus, dass dadurch jede dritte Stelle im Freiwilligendienst wegfallen könnte.

Shirley Matthäus hat ihren Freiwilligendienst im Sommer nach dem Abitur vor allem deswegen begonnen, um sich beruflich zu orientieren. Für die Demo hat sie bei verschiedenen Trägern Freiwillige mobilisiert, etwa beim Internationalen Bund, Volunta, der Diakonie und dem Deutschen Roten Kreuz.

"Das jetzt kaputt zu sparen, finde ich äußert schwierig": Annegret Höhmann von der Diakonie Hessen fürchtet einen massiven Abbau der Freiwilligendienste

 

Auch Annegret Höhmann ist auf den Königsplatz gekommen. Sie leitet die Evangelischen Freiwilligendienste der Diakonie Hessen und ist alarmiert: "Das ist eine ganz fatale Entwicklung im Hinblick auf soziales Engagement. Die Mittelkürzungen bedrohen den Kern der Freiwilligendienste", sagt Höhmann. Die Diakonie Hessen beschäftige derzeit 650 Freiwillige. In der Zukunft müsse der Verband diese Zahl auf 490 oder 435 reduzieren. 

Mehr als 2.000 Stellen in Hessen könnten wegfallen 

Verbandsübergreifend fielen landesweit sogar bis zu 2.348 Stellen weg, schreibt die Diakonie. Sowohl im Freiwilligen Sozialen Jahr, Freiwilligen Ökologischen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst, als auch bei Internationalen Freiwilligendiensten würden Stellen eingespart. "Für uns als Träger hat das massive wirtschaftliche Auswirkungen", meint Höhmann. "Das jetzt kaputt zu sparen, finde ich äußert schwierig. Eigentlich bräuchte es eine Aufstockung der Mittel", sagt sie. 

Shirley Matthäus und die anderen jungen Freiwilligendienstleistenden hoffen noch darauf, mit ihren Protesten etwas bewegen zu können. Sie schauen gespannt auf den 16. November - den letzten Termin, an dem der Haushaltsausschuss des Bundestages seinen Entwurf noch korrigieren kann. 

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