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Tempo 20-Zonen und weniger Parkplätze in Frankfurt geplant

In der Stuttgarter Innenstadt gibt es bereits Tempo-20-Zonen in Nebenstraßen.

In Frankfurt soll in einigen Straßen der Innenstadt künftig Tempo 20 gelten. Wegen zunehmender Autogrößen sollen zudem viele Parkplätze wegfallen. Für E-Scooter sind feste Abstellplätze geplant.

In Teilen der Frankfurter Innenstadt soll in Zukunft höchstens mit 20 Kilometer pro Stunde gefahren werden. Das verkündete der Referent des Mobilitätsdezernats, Heiko Nickel (Grüne), bei einer Bürgerbeteiligung im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche am Freitagabend im Stadthaus am Markt.

"In einigen Bereichen ist dies schon angeordnet, etwa südlich der Zeil in der Töngesgasse und der Weißadlergasse", erklärte Nickel nun auf hr-Nachfrage. Die Frankfurter Rundschau hatte als erstes über die Pläne berichtet.

Wann es umgesetzt werde, hänge nur noch vom Baubezirk ab. "Vielleicht klappt es bis zum Ende des Jahres. Aber vielleicht dauert es auch bis Anfang nächsten Jahres. Es wird aber demnächst kommen", betonte Nickel. Weitere Tempo 20-Zonen seien in der Schäfergasse, Stiftstraße, Stephanstraße, Brönnerstraße und Katzenpforte möglich.

"Tempo 20 für mehr Sicherheit und besseres Miteinander"

Die rechtliche Grundlage hierfür findet sich in der Straßenverkehrsordnung (STVO). Diese ermöglicht laut dem Mobilitätsdezernat eine maximale Höchstgeschwindigkeit zwischen fünf und 30 Kilometern pro Stunde in sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen.

Das sind Bereiche, in denen die Priorität im Verkehr nicht alleine Autofahrern, sondern allen Verkehrsteilnehmern gegeben wird. In der Innenstadt sei die Umsetzung also möglich. "Das Ziel ist, dass es weniger Unfälle und ein besseres Miteinander gibt", erklärte Nickel. "Im Moment geben die Autofahrer die Geschwindigkeit vor, machen Druck und überholen Fahrradfahrer häufig." Ab Tempo 20 ändere sich das.

Weniger Ampeln für schnellere Fahrzeit

Die Fahrzeiten für Autofahrer würden sich dabei kaum ändern, weil die Verordnung zunächst kurze Strecken in der Innenstadt betreffe, in denen die Durchschnittsgeschwindigkeit ohnehin sehr gering sei.

"Das sind Straßen, in den Autos zu Parkhäusern fahren oder Lieferdienste von Shop zu Shop", so der Referent des Mobilitätsdezernats. Ein Vorteil von Tempo 20: Man könne viele Ampeln abschalten, wodurch es für Autofahrer insgesamt sogar noch schneller werden könne.

Deutlich weniger Parkplätze

Ein weiteres Problem für die Stadt: Autos sind in den vergangenen Jahren im Schnitt deutlich größer und breiter geworden. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) empfiehlt in ihrem neuen Regelwerk vom September deshalb, die Breite von Parkplätzen von 2,50 Metern auf 2,65 Meter zu erweitern, um ausreichend Platz für breitere Autos zu schaffen.

Parkplätze auf beiden Seiten wären dann in einigen Straßen nicht mehr möglich. "Wir haben Straßen, wo die Autos seit den 70er-Jahren immer breiter wurden. Und irgendwann sagt die Müllabfuhr, dass sie dort nicht mehr gut durchkomme. Dann müssen wir sagen: 'Okay, ab jetzt wird nur noch auf einer Seite geparkt'", so Nickel. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht, da die Stadt laut STVO nicht nur kleinen Autos das Parken ermöglichen dürfe. Ein Halteverbot müsse für alle oder für keine gelten.

"Es wird etwa 30 Prozent weniger Parkplätze geben, das ist reine Mathematik", so Nickel. Bei der Umsetzung wolle die Stadt aber gelassen vorgehen: "Die Kommunen versuchen sich in aller Regel an die Empfehlungen der FGSV zu halten, verpflichtet sind sie aber nicht. Wir werden sehen, wo wir sie sinnvoll anwenden können und wo nicht. Eine ganze Stadt von heute auf morgen umzumarkieren geht sowieso nicht", betonte Nickel.

Feste Abstellplätze für E-Scooter

Auch beim Thema E-Scooter gibt es Veränderungen: Der Geschäftsführer von Traffiq, Tom Reinhold, kündigte bei einer Bürgerversammlung am Freitag sogenannte Mobilitätsstationen, also feste Abstellplätze, für E-Scooter an.

Im Moment können die etwa 12.000 E-Scooter auf gewöhnlichen Gehwegen abgestellt werden, wenn sie den Fußgängern genug Platz lassen. Das würde aber häufig genug nicht passieren. In Zukunft soll sich ein Fußgängerbüro unter der Leitung einer Fußgängerbeauftragten das Anliegen der Fußgänger betreuen.

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Ihre Kommentare Tempo 20-Zonen in Frankfurt, weniger Parkplätze, feste Abstellplätze für Scooter: Was halten Sie von diesen Vorschlägen?

93 Kommentare

  • Frankfurt wächst, mehr Einwohner, mehr PKW, mehr Mobilitätsbedürfnisse. Doch nicht die sind Maßstab der Stadtpolitik, sondern Verdrängung, Knebelung und Verbannung des Autos. Dafür wird Politik gemacht, aus ideologischen Gründen. Mit vorgeschobenen, fadenscheinigen Begründungen. Es wird nicht gefragt, wie Verkehrsströme am schnellsten und am wenigsten störend bewältigt werden können, sondern wie die in manchen Kreisen verhasste individuelle motorisierte Mobilität am wirkungsvollsten behindert werden kann. Verkehrsberuhigung und weniger Emissionen bewirkt die Ideologie nicht - im Gegenteil: Die Ausweichverkehre, die Parkplatzsuche bewirken sogar mehr Bewegungen und Emissionen, die nicht erforderlich sind. Die Stadt wird künstlich verstopft, obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit heute bereits bei weniger als 13 km/h liegt. Ein Lehrbeispiel des "Ideologie schlägt Hirn". Die Lebensqualität der Allgemeinheit leidet, nur eine kleine Klientel mit subventioniertem Lastenrad o.Ä. wird bedient

  • Ich werde immer sehr unaufmerksam bei Tempo 30, es verleitet mich zum Spazierengucken. Geht es anderen auch so? Wie mag das erst bei Tempo 20 werden?!!
    Ansonsten schließe ich mich einem Vorgänger in etwa an: Wohnen und Arbeiten in Frankfurt, alles andere mit dem Auto im Umland.

  • Solange man noch mit dem Auto in die Innenstadt fahren kann, ist es ja ok, wenige zentrale Straßen zu entschleunigen.
    Ich finde nur den Trend gegen Individualverkehr bedenklich. Wenn Parkplätze wegfallen, ist das ok. Es gibt ja finanziellen Anreiz zum Bau von Parkhäusern. Wir sollten nur Steuern senken, damit jeder genug Geld hat.

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