Ein Mädchen meldet sich im Unterricht

Tausende von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, Nachholbedarf durch Corona, fehlende Lehrer: Im neuen Schuljahr steht Hessen laut Kultusminister Lorz vor großen Herausforderungen. Kritischere Bestandsaufnahmen hält der CDU-Politiker für Panikmache.

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Schulstart – Kultusminister spricht von "Herausforderung"

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Für 787.000 Kinder und Jugendliche in Hessen beginnt am kommenden Montag wieder der "Ernst des Lebens", wie es früher hieß. Ernst ist die Lage für die 1.800 öffentlichen Schulen nicht nur wegen Lehrermangels in jedem Fall. Die Lage sei "herausfordernd, aber nicht dramatisch", sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Zusätzliche Lehrer werden vor allem gebraucht, weil erstmals seit Jahren die Zahl der Schülerinnen und Schülern wieder gestiegen ist – und das sprunghaft um 25.500 gegenüber dem vergangenen Schuljahr. Vor allem junge Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Hessen geflohen sind, tragen dazu bei. Zudem würden viele eingeschult, die in den Jahren um 2015 mit ihren Familien nach Deutschland flüchteten.

Minister spricht von "Panikmeldungen"

Die Anzahl der Erstklässler wächst nach Angaben des Ministeriums um 1.700 auf rund 59.000. Hinzu komme als Belastung hoher Nachholbedarf wegen der zurückliegenden Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie. Das Land hat laut Lorz auf die Probleme reagiert. So liege die Zahl der Lehrerstellen inzwischen mit 55.680 auf einem "Allzeithoch".

Weil ausgebildete Lehrer fehlen, können aber viele Stellen nicht besetzt werden. Man müsse zwar mit Quereinsteigern arbeiten, aber der Unterricht finde weitgehend statt. Zuversichtlich gab der Kultusminister sich auch mit Blick auf die Bewältigung der Corona-Pandemie an Schulen.

"Wir starten guten Mutes", sagte Lorz. Kritische Einschätzungen der Gesamtlage durch Lehrverbände und Gewerkschaften nannte er "Panikmeldungen". Lorz wird von Kritikern seit Langem vorgehalten, zu wenig für die personelle und materielle Ausstattung der Schulen zu tun. Die Opposition warf Lorz in ihren Reaktionen vor, eine dramatische Lage schön zu reden.

Das sagte der Minister im Einzelnen zu:

  • der Lehrerversorgung: Die Schulen sind laut Lorz für den Unterricht insgesamt gut versorgt. Der Bedarf an Lehrerstellen sei zu 134 Prozent abgedeckt. Damit liege Hessen bundesweit vorne. Der zusätzliche Bedarf für Inklusion oder Ganztagsbetreuung sei aber enorm, und genug qualifizierte Lehrer auf dem Arbeitsmarkt gebe es nicht. Die Ausweitung der Plätze fürs Lehramtstudium an hessischen Unis wirke allerdings schon. Konkrete Einzelheiten darüber, wie viele Stellen gar nicht oder mit Quereinsteigern besetzt sind, nannte Lorz auch auf Nachfrage nicht.
  • Corona und den Folgen: "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein weitgehend normales Schuljahr vor uns haben." Einschränkungen gebe es erst einmal nicht. Zu einem Lockdown soll es auf keinen Fall mehr kommen. Zu einer Maskenpflicht nur, wenn der Präsenzunterricht anders nicht stattfinden könnte. Maskentragen und Tests seien freiwillig. Material sei ausreichend vorhanden. Das Land habe mehr als 9.000 der "heißdiskutierten Luftfilter" angeschafft. Die mobilen Geräte müssten laut Lorz reichen, um alle Räume abzudecken, die nicht anderweitig belüftet werden könnten. Aus dem Corona-Aufholprogramm "Löwenstark" und seinen insgesamt 150 Millionen Euro stehe weiterhin Geld zur Verfügung.
  • den Geflüchteten aus der Ukraine: Mehr als 13.000 Kinder und Jugendliche sind es bisher. Noch nie seien so viele Schulpflichtige so kurzfristig nach Hessen gekommen. Zu den 700 eigens für sie eingerichteten Intensivklassen kämen nun 140 dazu. 200 neu eingestellte ukrainische Lehrkräfte sollen den Schülern den Einstieg erleichtern.
  • den Ganztagsangeboten: Der Ausbau der von Lorz bevorzugten freiwilligen Ganztagsangebote schreite voran. 350 neue Lehrerstellen gebe es allein zu diesem Zweck. Mehr als 90 Prozent aller weiterführenden Schulen und 70 Prozent der Grundschulen hätten ein Ganztagsprogramm.
  • der beruflichen Orientierung: Für Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 12 gibt es jetzt Workshops zu digitalen Anwendungen und Schlüsseltechnologien fürs Berufsleben. Ein Thema: Robotik.
  • den Schulabbrüchen: Das Förderprogramm für junge Menschen, deren Schulabschluss gefährdet ist, werde ausgebaut. Ziel ist der qualifizierte Hauptschulabschluss. Hessen habe seit Jahren die niedrigste Abbrecherquote Deutschlands.
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