Zwischen Kassels Noch-Oberbürgermeister Geselle und seiner Partei gab es schon länger Streit. Nun ist er aus der SPD ausgetreten. Damit geht Geselle auch einem geplanten Parteiordnungsverfahren aus dem Weg.

Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle hat seiner Partei den Rücken gekehrt. Das hat die SPD bestätigt. "Es ist immer schade, wenn sich ein langjähriges Parteimitglied für einen Austritt entscheidet. Man muss die Entscheidung im konkreten Fall aber respektieren", sagte der Kasseler SPD-Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels.

Nun sei es Aufgabe der Kasseler SPD, für Geselles Unterstützer Brücken zu bauen und die Partei zusammenzuführen.

Dem Austritt vorausgegangen war ein monatelanger Streit zwischen Geselle und den Kasseler Sozialdemokraten, der darin gipfelte, dass Geselle als unabhängiger Kandidat gegen die SPD-Kandidatin Isabel Carqueville bei der Oberbürgermeisterwahl am 12. März antrat.

Parteiordnungsverfahren wird eingestellt

Parteichef Ron-Henrik Hechelmann hatte Geselles unabhängige Kandidatur als "Angriff auf die eigene Partei" bezeichnet. Der SPD-Unterbezirksvorstand hatte Anfang des Jahres angekündigt, ein Parteiordnungsverfahren gegen Geselle einzuleiten.

Parteinahe Kreise berichten, dass er sich bis zum 17. März vor der Kommission hätte erklären müssen. Am Tag des Fristablaufs habe er nun seinen Parteiaustritt schriftlich eingereicht. Die Schiedskommission des Parteiordnungsverfahrens werde sich nun zusammensetzen und voraussichtlich Anfang April verkünden, dass das Verfahren eingestellt werde.

Geselle verzichtet auf Stichwahl

Obwohl Geselle bei der Oberbürgermeisterwahl die meisten Stimmen erhielt, verkündete er noch am Wahlabend, dass er nicht zur Stichwahl antreten werde. Als Grund nannte er den "schmutzigen" Wahlkampf, der gegen ihn geführt wurde.

Aufgrund anonymer Vorwürfe hatte Geselle im Februar ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst in die Wege geleitet. In einem offenen Brief wurden ihm unter anderem Defizite bei der Mitarbeiterführung vorgeworfen.