Das Frankfurter WM-Stadion, an einem Abend im Sommer 2021 angestrahlt in Regenbogenfarben

Eintracht-Fans nennen die Arena im Frankfurter Stadtwald ohnehin Waldstadion. Ein Bündnis aus Lokalpolitikern von CDU, SPD und FDP will, dass es auch offiziell wieder so heißt. Aber was ist eigentlich der amtliche Name?

Audiobeitrag

Audio

Frankfurt: Ortsbeirat will Rückbenennung in Waldstadion

Waldstadion Frankfurt 1988
Ende des Audiobeitrags

"Für immer Waldstadion" - ein riesiges Graffito unweit des Stadions macht klar, wie Fans von Eintracht Frankfurt ihren Fußball-Tempel genannt wissen wollen. Doch auf dem Stadiondach prangt bekanntlich seit dreieinhalb Jahren ein anderer Name: Deutsche Bank Park. Nicht nur vielen Fans, auch dem zuständigen Ortsbeirat ist das ein Dorn im Auge - er will zurück zum Traditionsnamen, spätestens im kommenden Jahr. Dann jährt sich die Eröffnung des Waldstadions zum 100. Mal. 

Die Deutsche Bank genießt im Stadteilparlament keinen guten Ruf. "Aufgrund diverser Steuervergehen und Rechtsverstöße" tauge sie nicht als Namenspatin. Das hat der Ortsbeirat schon vor vier Jahren einstimmig beschlossen und den Magistrat - also die Stadtregierung - aufgefordert, von Eintracht Frankfurt die Rückbenennung in Waldstadion zu erbitten.  

Ortsbeirat würde gern mitreden

Auf eine Antwort vom Magistrat und der Eintracht warten die Stadtteilpolitiker bis heute. Jetzt erneuert ein Bündnis aus CDU, SPD und FDP in ungewöhnlicher Einmütigkeit die Forderung nach Rückbenennung. An diesem Freitag wird über den Antrag in der Ortsbeiratssitzung beraten.

Außerdem wollen die Lokalpolitiker wissen: Warum ist der Ortsbeirat eigentlich vor der Umbenennung in Deutsche Bank Park nicht gefragt worden? Die Hessische Gemeindeordnung schreibt das nicht nur bei der Benennung von Straßen und Plätzen vor, sondern einem juristischen Kommentar zur HGO zufolge auch bei besonderen kommunalen Einrichtungen. Gehe die Bedeutung einer solchen Einrichtung über den Ortsbezirk hinaus, was beim Stadion sicher der Fall ist, habe die Stadtverordnetenversammlung das letzte Wort.

Und Eigentümerin des Stadions ist ja die Stadt Frankfurt. Die Eintracht Frankfurt Fußball AG, die den Namen nach den Bestimmungen des Nutzungsvertrags vermarkten darf, ist nur Mieterin. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung zahlt die Bank für das Namenssponsoring pro Jahr rund 5,5 Millionen Euro an die Eintracht, und das bis 2027. Auf hr-Anfrage hat sich der Klub dazu bisher nicht geäußert. 

Keine amtliche Bezeichnung

Aber jetzt kommt's: Obwohl sich die Bank für viel Geld die Namensrechte am Stadion gesichert hat, heißt es nicht Deutsche Bank Park. Zumindest nicht offiziell. Das stellt die städtische Stadiongesellschaft auf Anfrage des Hessischen Rundfunks klar. Das sei lediglich "der kommerzielle Name".

Noch überraschender ist die folgende Auskunft der Stadiongesellschaft: "Über eine amtliche Bezeichnung liegen keine Informationen vor." Ein Historiker werde dieser Frage nachgehen, um sie bis zur 100-Jahr-Feier des Waldstadions zu klären. 

Tatsächlich verwendet die Stadt selbst mindestens vier verschiedene Bezeichnungen für die Beton-Schüssel in Niederrad.

  • Auf der städtischen Internetseite ist zwar vom Deutsche Bank Park die Rede. Sogar auf 53 Verkehrsschilder hat die Stadt den Sponsoren-Namen drucken lassen, von dem wohl vor allem Eintracht Frankfurt profitiert. Die Eintracht kam für die Druckkosten auf.
  • Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) spricht aber meist vom Waldstadion. Auch in Berichten des Magistrats findet sich nach wie vor der Traditionsname.  
  • Zumindest vorübergehend kommt ein dritter Name ins Spiel. Während der Fußball-EM in diesem Sommer soll von der Frankfurt Arena die Rede sein. So will es der europäische Fußballverband Uefa, der bei seinem Turnier keine Werbung von fremden Sponsoren duldet. Auch die großen, blauen Deutsche-Bank-Lettern auf dem Stadiondach müssen für die Dauer der EM verschwinden. 
  • Um das Wirrwarr komplett zu machen, hat die Stadt kürzlich eine vierte Bezeichnung eingeführt, ganz offiziell in ihrem Amtsblatt. Die neue Gefahrenabwehrverordnung spricht nun vom Stadion (Im Herzen von Europa). In der Vorgänger-Verordnung hieß es noch ganz selbstverständlich Waldstadion. 

Stadion liegt nicht Im Herzen von Europa

Was in dem Zusammenhang verwundert: Die Straße Im Herzen von Europa gibt es zwar. Dort liegt aber nur das Eintracht-Proficamp, nicht das Stadion. Dessen Adresse lautet Mörfelder Landstraße 362. Sollte etwa der dröge Verordnungstext mit einem Anklang an die Eintracht-Hymne "Im Herzen von Europa" aufgepeppt werden? Oder fehlte es im Römer schlicht an Ortskenntnis?

Für den Ortsbeirat jedenfalls braucht es in dieser Frage gar keine Kreativität. Für ihn ist der perfekte Name längst gefunden: Waldstadion. 

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen