Jubel bei Darmstadt 98

Der Abgang von Torjäger Phillip Tietz hinterlässt bei Darmstadt 98 eine große Lücke und viele Fragezeichen. Da keine weiteren Neuzugänge geplant sind, müssen sich die Lilien im Sturm neu sortieren. Filip Stojilkovic ist bereit für ein paar Extra-Meter.

Audiobeitrag

Audio

Lilien unterliegen in Testspiel gegen Hessenligisten

Torsten Lieberknecht verzieht am Spielfeldrand das Gesicht.
Ende des Audiobeitrags

Phillip Tietz sorgte am Mittwoch noch einmal für ein wenig Wirbel bei Darmstadt 98. Der Neu-Augsburger, der die Lilien in der vergangenen Woche trotz des Bundesliga-Aufstiegs verlassen hatte, äußerte sich im Trainingslager seines neuen Arbeitgebers zu seinem Wechsel und ließ dabei etwas Enttäuschung über seinen Ex-Verein durchblicken. "Ich hatte in Darmstadt eine super Zeit, sie haben aber nicht intensiv um meinen Verbleib gekämpft", sagte er und schob etwas ungelenk nach. "Es hätte aber auch nichts gebracht." Sprich: Tietz wäre sowieso gewechselt, etwas mehr Lilien-Liebe hätte es dann aber doch sein dürfen.

Wehlmann reagiert auf Tietz-Aussage

Grund genug für Darmstadts Manager Carsten Wehlmann die Causa Tietz im Gespräch mit dem hr-sport noch einmal einzuordnen. "Uns wurde bereits im Winter deutlich signalisiert, dass eine Vertragsverlängerung nicht realisierbar sei. Diese Haltung ist legitim und wurde uns auch im Laufe der Rückrunde nochmals bestätigt", sagte er.

Man habe die Wünsche von Tietz akzeptiert und dementsprechend gehandelt. Böses Blut gebe es deshalb aber nicht, man freue sich vielmehr schon jetzt auf das Wiedersehen am 7. Spieltag. "Phillip ist bei uns jederzeit willkommen." Und die Sache damit abgehakt.

Videobeitrag

Video

Saisoneröffnung bei Darmstadt 98

Tausende Fans feiern ausgelassen vor der großen Bühne ihre Mannschaft
Ende des Videobeitrags

Tietz war mehr als nur Torjäger

Neben dem Platz dürfte der Abschied von Tietz also vorerst kein Thema mehr sein, auf dem Platz ist die Sache da jedoch etwas komplizierter. Der 26-Jährige, der in den vergangenen beiden Spielzeiten 27 Treffer erzielte und die Lilien in der vergangenen Saison mit wichtigen Treffern in die Bundesliga schoss, wird dem Team von Trainer Torsten Lieberknecht sehr fehlen.

Neben seiner Torgefährlichkeit glänzte der frühere Wiesbadener auch durch schlaue Pässe und wichtige Arbeit für seine Nebenleute. Tietz machte Bälle fest, Tietz überzeugte beim Pressing, Tietz ging als Leader vorneweg und ließ sich nicht selten auf die Zehner-Position fallen. "Er ist natürlich ein Verlust, er hat viel gemacht", fasste Ex-Sturm-Partner Filip Stojilkovic zusammen.

Hornby ist der Tietz-Ersatz

Nun wird sich sicher erst zeigen müssen, dass Tietz' Qualitäten auch für die Bundesliga ausreichen. Die Aufgaben des besten südhessischen Angreifers müssen aber verteilt und neu organisiert werden. Da die Lilien mit Fraser Hornby bereits einen neuen Stürmer verpflichten haben, soll es – so ist zu vernehmen – vorerst keine weiteren Neuzugänge für die Offensive geben. Das vorhandene Personal soll es richten.

"Jeder muss sich jetzt opfern", nahm Stojilkovic seine Mitspieler deshalb in die Pflicht. Entgegenkommen, Räume und Anspielstationen schaffen, die berühmten Extra-Meter gehen. "Das machen wir alle gerne, damit wir ein Tor erzielen." Genügend starke Schultern, um den Abgang aufzufangen, gibt es also.

Lilien-Stürmer müssen sich beweisen

Welche Spieler letztlich das Vertrauen von Lieberknecht bekommen werden, um Tietz im Lilien-Angriff vergessen zu machen, ist aktuell aber noch schwer vorhersehbar. Dass Neuzugang Hornby, der seine Bundesligatauglichkeit nach acht Treffern im vergangenen Jahr für den belgischen Absteiger KV Oostende allerdings erst noch unter Beweis stellen muss, alleine aufgrund seiner Körpergröße von 1,95 Meter der ideale Mittelstürmer ist, liegt aber auf der Hand.

An seiner Seite könnten dann der zweikampf- und laufstarke Stojilkovic sowie Braydon Manu oder Mathias Honsak wirbeln. Eine Besetzung mit verschiedenen Stärken und Vorlieben. Eine Besetzung, die die Abwehrreihen der anderen Bundesligisten aber nicht per se in Angst und Schrecken versetzen wird.

Heißt: Die Lilien, die in der Abwehr durchaus schlagkräftig aufgestellt sind, werden sich in der Offensive etwas einfallen lassen müssen. Die Vielseitigkeit von Tietz hat Darmstadt 98 gutgetan und wird in Zukunft fehlen. Ab sofort müssen Spieler wie Stojilkovic oder Manu, die oft von Tietz profitierten, den nächsten Schritt machen und vielleicht sogar über sich hinauswachsen. "Es wird mit allen funktionieren. Egal, wer im Sturm spielt", ist sich Stojilkovic sicher. Zumindest die Zuversicht stimmt also.