Trainer genießt intern hohes Ansehen Lilien planen auch bei Abstieg mit Lieberknecht
Nach der Pleite in Mainz bereiten sich die Lilien schon auf ihre Zukunft in der 2. Bundesliga vor. Fester Bestandteil der Planungen ist weiterhin Trainer Torsten Lieberknecht – allerdings nicht bedingungslos.
Das Spiel beim 1. FSV Mainz 05 war ein Endspiel. Das war bei Darmstadt 98 allen klar. Nach dem deutlichen 0:4 und nun neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz 16 ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt dahin. In Südhessen plant man seit Samstag, 17.25 Uhr, nur noch für Liga zwei. Sportlich gehe jetzt nur noch darum, die Saison "sauber und sorgfältig zu beenden", so Trainer Torsten Lieberknecht auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Lieberknecht spielt in den Zukunftsplanungen der Lilien eine zentrale Rolle. Trotz einer enttäuschenden Saison mit nur zwei Siegen aus 28 Spielen ist man beim SVD nach hr-Informationen davon überzeugt, dass der Pfälzer noch immer der richtige Mann am richtigen Ort ist. Wäre das nicht der Fall, hätten die Lilien schon lange die Reißleine ziehen können.
"Erbämliche" Punktausbeute und die Verantwortung
Dass die Darmstädter nach nur einer Saison das Fußball-Oberhaus schon wieder verlassen müssen, gilt intern nicht als Schande. Mit den Ergebnissen sind sie natürlich nicht zufrieden. Die Punkteausbeute wird hinter den Kulissen am Böllenfalltor auch schon mal "erbärmlich" genannt. Da mit Mainz und Köln aber noch zwei weitere Teams erbärmlich schlecht punkten in dieser Saison, sehen die 14 Darmstädter Punkte im Verhältnis besser aus, als sie sind.
Verantwortlich für die maue Ausbeute ist laut interner Fehleranalyse aber nicht der Trainer, sondern die Kaderzusammenstellung. Nach dem Mainz-Spiel verbalisierte Lieberknecht das, was bei den Lilien schon länger Einheitsmeinung ist: Der Kader war nicht gut genug zusammengestellt. Der Verantwortliche, der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann, hat das sinkende Schiff im Winter verlassen. Mit Paul Fernie haben die Südhessen am Montag einen Nachfolger präsentiert.
Ihrem Trainer rechnen die Lilien hoch an, dass sie überhaupt konkurrenzfähig gewesen sind. Die interne Sicht: Obwohl der SVD im Oktober zuletzt einen Sieg bejubeln konnte, hat Lieberknecht es immer wieder geschafft, die Mannschaft zu motivieren. Der 50-Jährige sei unglaublich gut darin, Woche für Woche die Stärken der einzelnen Spieler herauszukitzeln. Nach der Niederlage in Mainz gibt es allerdings Sorgen, ob er das auch weiterhin leisten kann.
Schwinden im Saisonendspurt die Kräfte?
"Es ist nicht immer einfach, eine Mannschaft immer wieder aufzurichten", gab auch Lieberknecht nach dem 0:4 zu. Jetzt, da die Hoffnung auf den Klassenerhalt verschwunden ist, dürfte es umso schwieriger werden. Die Lilien werden Lieberknechts Zukunft auch weiter nicht von Ergebnissen abhängig machen, wohl aber von der Einstellung des Trainers und seiner Mannschaft. Es gibt Zweifel am Böllenfalltor, ob Lieberknecht seinen Optimismus beibehält, und es gibt Sorgen, dass er am eingeschlagenen Weg zweifelt.
Um das klarzustellen: Der Wunsch in Darmstadt ist, dass Torsten Lieberknecht noch lange Trainer der Lilien ist. Bedingung dafür ist aber, dass er weiter dieselbe Kraft aufbringt wie in dieser so schwierigen Saison. Als er am Samstag in Mainz gefragt wurde, ob er das schaffen würde, antwortete Lieberknecht mit einem einzigen, klaren Wort: "Ja."