Willian Pacho schaut enttäuscht.

Eintracht Frankfurt schleppt sich durch den Hinrunden-Endspurt und zeigt in Augsburg die wohl schwächste Leistung der Saison. Das Problem: Die Aufgaben werden nicht leichter, das Jahr ist noch lang. Die Analyse in fünf Punkten.

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Highlights: FC Augsburg - Eintracht Frankfurt

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom FC Augsburg und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
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Eintracht Frankfurt hat am Sonntag beim FC Augsburg mit 1:2 (0:1) verloren und damit die dritte Niederlage innerhalb einer Woche kassiert. Fredrik Jensen (35.) und Iago (58.) trafen für die Fuggerstädter, FCA-Keeper Finn Dahmen unterlief ein Eigentor (78.), Eintracht-Keeper Kevin Trapp entschärfte einen Elfmeter (76.).

1. Toppmöller würfelt Startelf durcheinander

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller hatte schon vor der Partie im bitterkalten Augsburg angekündigt, in den verbleibenden Spielen bis Weihnachten auch mal Stammkräfte schonen zu müssen. Stichwort: Belastungssteuerung. "Der Verschleiß ist einfach zu hoch", hatte Toppmöller moniert. Die Terminhatz sei für alle Spieler körperlich nicht mehr leistbar, Muskelverletzungen wie zuletzt bei Abwehrchef Robin Koch und jetzt Ellyes Skhiri die logische Folge.

Toppmöller verzichtete in der Startelf dann aus eben diesen Gründen auf Mario Götze und Farès Chaibi, für die beiden Offensivspieler durften Paxten Aaronson und der zuletzt doch sehr schwache Ansgar Knauff von Beginn an ran. Für den verletzten Skhiri rückte zudem Eric Junior Dina Ebimbe ins zentrale Mittelfeld, Youngster Hugo Larsson stieg unfreiwillig zum Chef-Strategen auf.

Viele Wechsel und eine klare Erkenntnis: Toppmöllers (zum Teil erzwungene) Verschiebungen funktionierten nicht wirklich. Aaronson war zwar wie immer engagiert und in der ersten Hälfte an den beiden einigermaßen gefährlichen Situationen beteiligt. Knauff kam jedoch erneut gar nicht ins Rollen, der junge Larsson ist als Skhiri-Ersatz noch überfordert. Besser wurde die Eintracht erst, als Chaibi und vor allem Götze in der zweiten Hälfte mitwirkten.

2. Eintracht insgesamt zu schwach

Auch auf Seiten der Eintracht waren sich am Sonntagabend alle einig, dass der FC Augsburg diese Partie völlig zu Recht gewonnen hatte. Die Hausherren entschieden deutlich mehr Zweikämpfe für sich, zogen deutlich mehr Sprints an und spulten insgesamt fünf Kilometer mehr ab als die schläfrig wirkende Eintracht. Der FCA kaufte den Hessen mit einfachen Mitteln den Schneid ab und tat damit genau das, was man bei Minustemperaturen und auf schwer bespielbarem Rasen tun muss: kämpfen, kratzen, beißen.

"Wir waren bis zum gehaltenen Elfmeter nicht existent", kritisierte Toppmöller. "Augsburg war uns in allen Belangen überlegen, vor allem in Sachen Zweikampführung und Emotionalität." Dass die Eintracht zum vierten Mal in Folge zwei Gegentore kassierte und den Gegner erneut durch einfache Fehler zu Treffern einlud, passte ins Bild. "Das war komplett zu wenig von uns, wir haben nicht gut verteidigt", ärgerte sich auch Torhüter Kevin Trapp. Can they do it on a cold snowy night in Augsburg? Klare Antwort: nein.

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Die Pressekonferenz nach der Eintracht-Niederlage in Augsburg

Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz in Augsburg
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3. The trend is not your friend

Die Leistungskurve der Hessen, das wurde nicht erst in Augsburg deutlich, zeigt in den vergangenen Tagen stark nach unten. Was beim 2:2 in Bremen anfing, verfestigte sich gegen den VfB Stuttgart (1:2) sowie PAOK Saloniki (1:2) und endete in Augsburg in der wohl schwächsten Leistung der Saison. Ähnlich wie zu Saisonbeginn fehlen der Eintracht aktuell in der Offensive die Ideen, in der Defensive häufen sich die Schnitzer. Gegen PAOK verschuldeten Tuta und Trapp zwei Gegentore, am Sonntag leitete ein schlampiger Ball von Tuta und ein nicht mehr zu vermeidender Ballverlust von Larsson die FCA-Führung ein.

Nachdem die Eintracht gegen Stuttgart und vor allem Saloniki noch gute Phasen im Spiel hatte, wachte sie gegen Augsburg erst nach dem gehaltenen Elfmeter auf. Jessic Ngankam hätte in der Nachspielzeit dann zwar noch fast den Ausgleich erzielt. Dass der Ex-Herthaner aus aussichtsreicher Position neben das Tor schoss, wurde dem Spielverlauf aber gerecht. "Das wäre nicht verdient gewesen", gab Toppmöller zu. "Wir waren heute einfach nicht gut genug."

4. Die Leistungsdelle hat Gründe

Jetzt schon eine Krise auszurufen, wäre jedoch nicht fair und verfrüht. Die Eintracht, das darf man nicht vergessen, steckt noch immer im Umbruch und kann aktuell den Ausfall von wichtigen Stützen aus mehreren Gründen nicht kompensieren. Gegen Bremen, Stuttgart und PAOK fehlte Abwehrchef Koch, nun gegen Augsburg musste Stabilisator Skhiri passen. Das Team von Trainer Toppmöller, nach dem VfB Stuttgart das zweitjüngste der Bundesliga, ist von genau diesen beiden Stützen abhängig. Spieler wie Larsson (19) oder Pacho (22) spielen eine sensationelle Hinrunde, brauchen aber noch Führungspersönlichkeiten an ihrer Seite.

Hinzukommt, dass einige Spieler nach dem insgesamt 22. Pflichtspiel in dieser Spielzeit sichtlich auf dem Zahnfleisch gehen und dringend eine Pause benötigten. Da jedoch genau diese Auszeiten von Stammspielern, wie die Partie in Augsburg zeigte, zu noch mehr Unordnung und Unsicherheiten führen, steckt Trainer Toppmöller in einem echten Dilemma. "Das kann schon eine Erklärung sein, die Jungs haben viele Spiele in den Knochen." Die Eintracht ist urlaubsreif.

5. Jetzt kommt Saarbrücken

Das große Problem dabei: Die Winterpause, die die Eintracht so bitter nötig hätte, ist noch 16 Tage und fünf Pflichtspiele entfernt. Dass in der Bundesliga neben dem Heimspiel gegen Gladbach (20. Dezember) auch noch die Duelle mit Bayern München (9. Dezember) und Bayer Leverkusen (17. Dezember) anstehen, macht die Sache nicht leichter. Die Eintracht muss es jetzt irgendwie schaffen, noch einmal alle Kräfte zu bündeln und die an sich gute Hinrunde zu einem guten Ende zu bringen.

Entscheidend in der Bewertung der Hinserie wird dabei vor allem das Spiel am Mittwoch (18 Uhr) im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken. Sollten die Hessen den Bayern-Schreck besiegen und ins Viertelfinale einziehen, wären sie auch im kommenden Jahr noch in drei Wettbewerben vertreten und könnten mit Schwung in die schweren Aufgaben in der Bundesliga gehen. "Wir haben jetzt nicht lange Zeit uns zu schütteln", so Toppmöller. "Wenn wir da so spielen, wie hier in den ersten 75 Minuten, wird es auch gegen eine Drittliga-Mannschaft schwer."