Oliver Glasner

Oliver Glasner und Eintracht Frankfurt gehen nach dem DFB-Pokalfinale im Juni getrennte Wege. Das hat die Eintracht - nach all den Spekulationen - am Dienstagabend bekanntgegeben. Es war eine knappe Entscheidung. Auch ein sofortiges Glasner-Aus soll diskutiert worden sein.

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Eintracht und Glasner trennen sich im Sommer

hs
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Es ist ein Dilemma. Lange flogen Oliver Glasner die Fan-Herzen zu wie wohl kaum einem Eintracht-Trainer zuvor. Dass Glasner den so lange (erfolglos) besungenen Gewinn des UEFA-Cups in seiner modernen Form des Europa-League-Pokals nach Frankfurt holte, werden ihm die Fans nie vergessen. Dementsprechend groß ist derzeit das Gemurre und Geschimpfe hunderter Fans in den sozialen Netzwerken darüber, dass Glasner im Sommer gehen muss.

Eigentlich war Glasner für viele irgendwie ein Trainer auf Lebenszeit. Sehr erfolgreich, sausympathisch und witzig - vor allem in den Pressekonferenzen - und halt irgendwie cool: mit Schlapphut am Ballermann nach dem Europapokal-Sieg. Und nun ist gerade einmal ein Jahr später alles schon wieder vorbei. Das Fußball-Geschäft ist brutal. Auch bei der Eintracht.

Die zwei Gesichter im Fußball-Business

Glasner war lange nett. Glasner hat aber zwei Gesichter, wie so viele in diesem Business. Wenn es läuft, scheint die Sonne, ist alles wunderbar. Hier ein guter Gag. Da ein smarter Spruch oder ein Schulterklopfer. Doch wenn es schlecht läuft oder wenn man die eigenen Interessen in Gefahr sieht, zeigen viele auf einmal ein ganz anderes Gesicht. Das ist bei Glasner so, das ist im übrigen auch bei seinem obersten Chef so, der ihn zuletzt hart und öffentlich kritisierte: bei Axel Hellmann.

Aber bleiben wir bei Glasner, denn der muss ja gehen. Und Glasner - da muss man bei all der Sympathie für den Schön-Wetter-Oliver auch mal ganz ehrlich sein - muss zurecht gehen. Einmal sportlich, weil ihm die Liga-Rückrunde gänzlich entglitt und der Plan B auf dem Platz fehlte. Vor allem aber wegen seiner anhaltenden Dünnhäutigkeit mit der finalen Wutrede in Hoffenheim inklusive delikater Interna über den Gesundheitszustand von Makoto Hasebe (die wohl gar nicht stimmen). Das war dann irgendwann einfach zu viel.

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Eintracht-Trainer Glasner rastet aus: Die Wutrede im Video

Oliver Glasner mit erstem Gesicht auf der Pressekonferenz.
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Und auch wenn Glasner in den Kabinen-Ansprachen immer die Eintracht als das Höchste darstellte, dem sich alle, Spieler und auch er selbst unterordnen müssten, am Ende war sich Glasner dann auch selbst der Nächste. Immer wieder ließ er seine Kritik an der vermeintlich dünnen Personaldecke durchblitzen, vor allem, was die Abwehr anbetrifft. Ja, das war der schwerste Vorwurf, den man immer und immer wieder aus den Tiefen der Eintracht hörte: dass Glasner immer öfter an seinen Vorteil dachte.

Vertrauen wurde zerstört

Dabei ist es weitverbreitet, dass im normalen Leben und im Fußball oft an sich selbst gedacht wird. Auch Axel Hellmann hat so lange mit seiner Absage an die DFL gewartet, bis er den Verein nach seiner Fasson umgekrempelt hatte. Und auch Sportvorstand Markus Krösche, der bei vielen Fans wegen seiner Einkaufspolitik in der Kritik steht - hofft wahrscheinlich insgeheim, dass der Bundesliga-Niedergang nur Glasner und nicht auch ihm angelastet wird.

Da ist ein Trainer immer das schwächste Glied. Das Glied, welches man am ehesten austauschen kann. Nun wird Glasner im Sommer ausgetauscht. Um ein Haar hätte man ihn aber schon hier und jetzt rausgeschmissen. Der Grund war das Durchstecken der Inhalte des Glasner-Krösche-Krisengesprächs am späten Montagabend fast im Live-Tempo an die Bild-Zeitung. Dieses Durchstecken lastete man Glasner an. Dieser Vorgang hat die Bosse schwer genervt. Gerade geredet, über Vertrauen und alles. Und dann das. Wie soll man den Weg jetzt noch weitergehen, für die letzten Wochen bis zum Pokal-Finale?

Glasner-Trennung erst im Sommer ist die richtige Entscheidung

Man hat bei der Eintracht am Dienstag gerungen und geredet. Lange. Trennung im Sommer oder doch jetzt schon? Am Ende haben sie bei der Eintracht in diesem Dilemma den Durchblick behalten, haben das richtige gemacht. Glasner sitzt - trotz all dem Ärger - im DFB-Pokal-Finale auf der Trainerbank. Das hat er sich verdient. Eine andere Entscheidung hätte viele Fans auf die Palme gebracht, Ruhe wäre dann gar nicht mehr eingekehrt.

Nun müssen sich alle besinnen. Die Bosse, Glasner und auch die Spieler. Für das große Ziel, den abermaligen Gewinn des DFB-Pokals, müssen jetzt alle wirklich ihre eigenen Interessen zurückstellen. Damit die Geschichte Anfang Juni versöhnlich endet. Mit den Spielern, Hellmann, Krösche, Glasner und dem Pokal auf dem Römer-Balkon. Danach kann Glasner mit seinem Schlapphut wieder zum Ballermann fliegen. Im Sommer übernimmt dann der Neue das Ruder, auch wenn für viele Glasner doch irgendwie der Trainer auf Lebenszeit bleibt.

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