Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt fährt in Bremen den ersten Saisonsieg ein. Die Offensive brilliert, die Defensive wackelt, die wichtigste Nachricht gab es nach dem Spiel. Die Analyse in fünf Punkten.

Videobeitrag

Video

Highlights: Bremen - Frankfurt

Highlights: Bremen - Frankfurt
Ende des Videobeitrags

Eintracht Frankfurt hat den ersten Saisonsieg gefeiert: In Bremen gewannen die Hessen am Sonntagabend mit 4:3 (3:2). Die Treffer für die Eintracht erzielten Mario Götze (2. Minute), Randal Kolo Muani (32.), Jesper Lindström (39.) und Djibril Sow (48.), für Bremen waren Anthony Jung (14.), Leonardo Bittencourt (17.) und Niclas Füllkrug per Foulelfmeter (90.+2) erfolgreich.

1. Kamada ist noch da – und wie!

Das Spiel in Bremen war noch Stunden entfernt, da versetzte eine Meldung aus Portugal das Eintracht-Umfeld in Schnappatmung. Eintracht-Spielmacher Daichi Kamada solle sich mit Benfica Lissabon über einen Wechsel einig sein, der Transfer kurz bevorstehen. Als dann um 16:30 die Aufstellung der Hessen veröffentlicht wurde, fand sich der Japaner aber zur Erleichterung der Eintracht-Fans in der Startelf wieder, und nicht etwa an Bord eines Fliegers nach Lissabon.

Und in Bremen zeigte der umworbene Kamada gleich mal, wie wichtig er für die Hessen ist. Nach knapp einer Minute wurde sein Kopfball von der Linie gekratzt, später legte er die Treffer von Lindström und Sow auf, erzielte noch ein Abseitstor und war insgesamt genau so spielfreudig, kreativ und effizient, wie man ihn sich wünscht. Umso schöner für alle Eintracht-Fans, als Trainer Glasner im Interview nach dem Spiel sagte: "Ich habe viel mit Daichi Kamada in den letzten Tagen gesprochen. Er bleibt bei uns, definitiv."

2. Die Offensive hat richtig Wumms

Das sind auch deshalb gute Nachrichten, weil das Zusammenspiel in der Offensive immer besser funktioniert. Gegen Bremen ließ Glasner Kamada und Götze gemeinsam von der Leine, die Offensive komplettierten Kolo Muani und Lindström. Und das Viereck harmonierte bestens. Auch Götze sprühte vor Spielfreude, präsentierte sich extrem clever und erzielte sein erstes Tor für die Hessen. Kolo Muani zeigte erneut, was für ein außergewöhnliches Talent er ist, nicht nur, aber auch, als er vor seinem Treffer zum 2:2 zwei Bremer austanzte. Und der pfeilschnelle Lindström ließ zwar zunächst noch eine Chance liegen, machte es dann aber kurz darauf besser und traf zum 3:2.

"Wir hatten das Gefühl, es fehlt nur ein bisschen. Und dieses bisschen haben wir heute bekommen", sagte Glasner nach dem Spiel. Und tatsächlich waren die Hessen in der Offensive nicht nur effektiv, ihr Spiel sah bisweilen auch sehr ansehnlich aus. Das Tor zum 4:2 durch Sow etwa war ein wunderschön herausgespielter Treffer, bei Lindströms Tor lief der Ball wie an der Schnur gezogen innerhalb von nur sechs Sekunden vom eigenen Strafraum in den gegnerischen. Das alles übrigens mit Spielern wie Rafael Borré, Lucas Alario, Ansgar Knauff oder Junior Dina Ebimbe auf der Bank. Wohl dem, der so viel Qualität hat.

3. Die Defensive wackelt

Auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfelds sah es allerdings nicht ganz so rosig aus. Insbesondere Evan N’Dicka erwischte keinen so guten Tag, klärte vor dem 1:1 schlampig in die Füße des Torschützen Anthony Jung und verursachte in der 90. Minute den Elfmeter gegen Marvin Duksch, den Niclas Füllkrug zum 3:4 verwandelte.

Weil auch Tuta, der etwa Leonardo Bittencourt beim 1:2 unbedrängt einköpfen ließ, nicht immer den allersichersten Eindruck machte und Kristijan Jakic noch mit der Positionierung und den Laufwegen auf seiner ungewohnten Position als Rechtsverteidiger zu kämpfen hatte, wirkte die Abwehr der Hessen nicht immer sattelfest. Vor allem nicht bei Standards. Keeper Kevin Trapp mäkelte nach dem Spiel: "Wir schießen vier Tore, kriegen aber wieder drei Standardtore, das müssen wir in den Griff bekommen." Von elf Gegentoren – zugegeben: sechs davon von den Bayern – fielen nun fünf nach Standards. Das ist zu viel.

4. Schon wieder der VAR

Es hat ja mittlerweile Tradition: Irgendwann spät im Spiel gibt es eine knifflige VAR-Entscheidung gegen die Eintracht. In Berlin war es die Rücknahme eines Elfmeters, gegen Köln eine streitbare Abseitsentscheidung, in Bremen nun ein Elfmeter für die Gastgeber in der 90. Minute.

Diesen, übrigens berechtigten, verwandelte Füllkrug eiskalt zum 3:4, weswegen die Hessen noch ein paar hektische Nachspielzeit-Minuten zu überstehen hatten. "Die obligatorische VAR-Entscheidung am Ende gegen uns sind wir schon gewohnt, aber heute haben wir es über die Zeit gebracht", so Glasner nach dem Spiel. "Wir haben uns heute gesagt: Wir lassen uns durch nichts runterziehen, wir machen immer weiter." Gesagt, getan.

5. Endlich mal wieder ein Bundesligasieg

Der Fehlstart in der Liga ist also abgewendet, mehr noch: Die Eintracht gewann ihr erstes Spiel in der Bundesliga seit März, vor dem Dreier in Bremen war man in elf Partien sieglos geblieben. Dass das nicht so richtig auffiel, lag freilich auch an den fünf in der Zwischenzeit gewonnenen Europacup-Spielen, darunter ein gewisses Finale in Sevilla im Mai.

Dennoch dürfte man bei der Eintracht froh sein, dass die Sieglos-Serie durchbrochen ist. "Das war wichtig, weil schon wieder ein bisschen Druck auf dem Kessel war", sagte Trapp nach dem Spiel. Mit nun fünf Punkten liegen die Hessen auf Platz elf. Und können die nächsten Spiele ein bisschen entspannter angehen.