Djibril Sow von Eintracht Frankfurt im Duell mit Harry Kane

Eintracht Frankfurt geht gegen Tottenham Hotspur an die Schmerzgrenze und meistert die nächste Herausforderung. Der Einzug in die K.o.-Phase ist möglich, Trainer Oliver Glasner sieht sogar noch Potenzial nach oben.

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Trapp: Können gegen die Großen gewinnen

Kevin Trapp
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Wenn in ein paar Jahren eine Rangliste der magischsten Europacup-Nächte von Eintracht Frankfurt aufgestellt werden sollte, wird die Partie vom Dienstagabend gegen Tottenham Hotspur wohl eher nicht auf den vorderen Plätzen zu finden sein. Keine Tore, keine XXL-Choreographie, kein Platzsturm, keine große Aufregung. Bilder für die Ewigkeit brachte das torlose Remis gegen den Tabellendritten der Premier League eher keine. Dafür jedoch eine ganz wichtige Erkenntnis: Die Eintracht kann Champions League.

Eintracht in Königsklasse angekommen

"Das war heute ein 0:0 auf hohem Niveau", ordnete Keeper Kevin Trapp die Dinge nach Schlusspfiff richtig ein. Die 50.500 Fans in der ausverkaufen Frankfurter Arena erlebten zwar kein Spektakel wie sonst so oft in den vergangenen Jahren. Der Auftritt der Eintracht gegen das Londoner Spitzenteam könnte für die Zukunft dennoch ein Meilenstein sein. "Wir dürfen uns mit den Besten messen", so Trapp. "Und heute haben wir gesehen, dass wir dazu auch in der Lage sind."

Nachdem die Hessen am 1. Spieltag der Gruppe beim 0:3 gegen Sporting Lissabon noch ordentlich Lehrgeld bezahlt und zwischendurch komplett die Geduld und die Ordnung verloren hatten, sah das gegen Tottenham nun schon ganz anders aus. Die Eintracht nahm den Kampf gegen das englische Spitzenteam komplett an und setzte sich mit einer Kombination aus Physis und fußballerischem Talent erfolgreich zur Wehr. "Das war ein Weiterentwicklungsschritt im Vergleich zum Spiel gegen Lissabon", unterstrich Sportvorstand Markus Krösche. Die Eintracht bewegte sich mit Tottenham auf Augenhöhe.

Knauff und Lindström haben Sieg auf dem Fuß

Das Team von Trainer Antonio Conte, der über die kompletten 90 Minuten an der Seitenlinie unterwegs war und seine Spieler wild gestikulierend anpeitschte, hatte der Eintracht zuvor alles abverlangt. Der Angriff um Harry Kane, Heung-min Son und Richarlison stellte die Hessen vor allem in der ersten Hälfte vor große Herausforderungen, hinzu kam die körperliche Wucht der gesamten Mannschaft. "Technisch und taktisch war das Fußball auf höchstem Niveau", betonte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode. "Physisch ist Tottenham brutal. Da sind alle groß und breit."

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Rode: War ein intensives Spiel

SGE Tott
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Zu spüren bekam diese Größen- und Gewichtsvorteile der Engländer vor allem Eintracht-Stürmer Randal Kolo Muani, der nach rund einer Stunde entnervt, entkräftet und ohne nennenswerte Szene ausgewechselt wurde. Der französische Neu-Nationalspieler wird den Abend vermutlich schnell vergessen wollen, insgesamt hielt die Eintracht aber erstaunlich gut mit und hätte mit etwas mehr Genauigkeit im Abschluss sogar gewinnen können. Ansgar Knauff (50.) und Jesper Lindström (60.) ließen jeweils eine Top-Chance liegen und verpassten damit die Belohnung für einen starken Auftritt.

Eintracht rennt und rennt und rennt

Besonders bemerkenswert: Nur drei Tage nach dem ebenso kräftezehrenden wie überzeugenden 2:0-Heimsieg gegen Bundesliga-Spitzenreiter Union Berlin schaffte es die Eintracht, die insgesamt 123 Kilometer abspulte und damit wohl teilweise über die Schmerzgrenze ging, sich noch einmal zu steigern. Der Erfolg gegen die Eisernen war das Ergebnis der perfekten Umsetzung eines perfekten Matchplans. Der Erfolg gegen Tottenham war das Ergebnis einer Leistung auf Champions-League-Niveau.

Die Eintracht, die vom wieder einmal überragenden Makoto Hasebe angeführt wurde, hielt Tottenham vor allem in der zweiten Hälfte weitgehend erfolgreich vom eigenen Tor fern und setzte immer wieder gefährliche Konter. "Jeder hat gesehen, über welche Qualität Tottenham verfügt", fasste Trainer Oliver Glasner zusammen. "Aber wir waren mutig und haben ihnen Paroli geboten."

Achtelfinale ist drin

Glasner, der auf der Pressekonferenz nach der Partie einen erstaunlich abgeklärten Eindruck machte und das Spiel gar nicht zu hochhängen wollte, betonte dann, dass er sogar noch Potenzial nach oben sehe. Er wolle zwar keine Schlagzeilen lesen, dass er den Angriff kritisiert habe, so Glasner. "Aber offensiv können wir besser spielen als heute." Konkret monierte der Österreicher, dass es hier und da zu lange gedauert habe. "Gegen so eine Mannschaft hast du einfach weniger Zeit. Aber auch das ist ein Lerneffekt, jetzt wissen wir, was hier gefordert wird."

Klar ist: Die Eintracht bestand den Königsklassen-Crashkurs am Dienstagabend mit Bravour und hat nach drei von sechs absolvierten Spieltagen noch alle Chancen auf die nächste Runde. Die Hessen sind mit vier Zählern aktuell zwar "nur" Dritter, nach dem 4:1-Sieg von Olympique Marseille gegen Lissabon ist der Tabellenführer aus Portugal aber nur zwei Punkte entfernt. Gleichzeitig, und auch das gehört zur Wahrheit dazu, ist aber auch ein Abrutschen auf den letzten Rang jederzeit möglich. "Wir haben die Möglichkeit, weiterzukommen. Das haben wir uns erarbeitet", so Trapp. "Das ist etwas Schönes, den Druck haben die anderen."

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Krösche: Sind als Mannschaft aufgetreten

SGE Tott
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Jetzt geht's nach Bochum

Bevor es schon in der kommenden Woche an der White Hart Lane gegen die Spurs um Big Points für den Einzug ins Achtelfinale geht, steht für die Eintracht am Samstag (15.30 Uhr) aber erst einmal ein Kontrastprogramm an. Die Mannschaft von Trainer Glasner reist zum sieglosen Schlusslicht VfL Bochum an die Castroper Straße. "Wir stehen in der Bundesliga gut da und wollen jetzt nicht wie so oft als Eintracht Frankfurt Aufbaugegner sein, sondern gewinnen", gab Rode die Marschrichtung vor. Sollte die Eintracht in Bochum Punkte holen, wäre auch das ein Entwicklungsschritt. 

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