Frust bei Eintracht-Trainer Toppmöller

Eintracht Frankfurt zeigt beim VfB Stuttgart eine unterirdische Leistung und bleibt wieder einmal vieles schuldig. Statt der oft versprochenen Verbesserung werden die Hessen immer schlechter. Für was steht diese Mannschaft?

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Highlights: VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom VfB Stuttgart und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
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Es gibt sicher einige Gründe, warum diese Saison von Eintracht Frankfurt an vielen Stellen hakt. Ein neuer Trainer, viele neue Spieler, immer wieder Verletzte und eine fehlgeschlagene Transfer-Offensive im Winter. So eine Entwicklung braucht eben Zeit, wie Sportvorstand Markus Krösche und Coach Dino Toppmöller immer wieder betonen. Alles verständlich. Dass das Team inzwischen aber eher Rückschritte als Fortschritte macht, passt in dieses Narrativ nicht rein. Die Hessen haben ein Problem – und langsam keine Ausreden mehr.

Nachdem die Verantwortlichen der Eintracht in den vergangenen Wochen immer wieder betont hatten, dass zwar der Fußball unansehnlich, dafür aber die Ergebnisse und vor allem das Tabellenbild das genaue Gegenteil seien, kam dieses zur Beruhigung aller Fanseelen aufgebaute Erklärungs-Kartenhaus in Stuttgart gewaltig ins Wanken. Sollte die Eintracht am Freitag (20.30 Uhr) gegen den FC Augsburg verlieren und womöglich von Platz sechs stürzen, könnte es gar komplett in sich zusammenfallen. Für Toppmöller käme das einem Fiasko gleich.

Die Eintracht ist ein Rätsel

Der Frankfurter Übungsleiter, der in dieser Spielzeit mit Sicherheit keine einfache Aufgabe übernommen hat, gerät im Endspurt dieser Saison zunehmend unter Druck und in Notstand. Die oft zitierte Trainer-Handschrift, die in den vergangenen Wochen immer verschwommener wirkte, ist mittlerweile fast gar nicht mehr zu sehen. Die Idee, mit der die Eintracht Tore schießen und Gegentore verhindern will, ist und bleibt ein Rätsel. Eine Identität ist nicht erkennbar.

Nun mag sicher auch die wilde Kaderzusammenstellung, die zu sehr auf Talent und zu wenig auf Charakter ausgelegt wurde, ihren Teil zum Frankfurter Schlingerkurs beigetragen haben. Dass in Stuttgart trotz der üblichen Versprechungen aber in der ersten Halbzeit wirklich gar nichts funktionierte und mittlerweile auch die lange Zeit stabile Abwehr komplett verunsichert ist, muss sich Toppmöller ankreiden lassen. "Wir haben die ganze Woche davon gesprochen, von der ersten Sekunde an ready zu sein. Das haben wir nicht geschafft, sondern die erste Hälfte verschlafen", fasste Toppmöller zusammen und formulierte damit höchstselbst die Frankfurter Bankrotterklärung.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Auswärtsspiel in Stuttgart

Dino Toppmöller
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Es hakt auch an der Einstellung

Sicher: Dass die Eintracht und Toppmöller bei den Stuttgarter Überfliegern mit Tuta, Junior Dina Ebimbe, Ellyes Skhiri und kurzfristig auch Mario Götze vier potenzielle Stammspieler ersetzen mussten, machte die ohne knifflige Aufgabe nicht leichter. Der Plan, Oldie Makoto Hasebe auf der Sechser-Position zu installieren, ging aber ebenso wenig auf wie das angekündigte hohe Pressing. Die dafür in die Startelf geholten Jean-Matteo Bahoya, in der Hinrunde noch Ersatzspieler in der zweiten französischen Liga, und Fares Chaibi fanden überhaupt nicht ins Spiel. Dass zudem die Defensive unerklärliche Fehler einbaute, passte ins Bild. Es krankt bei der Eintracht an allen Ecken.

Die Hessen, die einst als Troublemaker mit attraktivem Ballbesitz-Fußball angepriesen wurden, bringen inzwischen nicht einmal mehr die Basics auf den Platz. Die Probleme, die sich in weiten Teilen der Rückrunde andeuteten und in den biederen Heimspielen gegen Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1) verfestigten, wurden gegen Stuttgart nur allzu deutlich. Neben all den fußballerischen Unzulänglichkeiten, zu denen auch eine eklatante Harmlosigkeit bei Standard-Situationen zählt, mangelt es mittlerweile auch an der Einstellung. "Wir waren nicht bereit", attestierte Keeper Kevin Trapp. Wohlgemerkt: In einem entscheidenden Spiel im Rennen um die Europacup-Plätze. Alarmierend.

Toppmöller in der Kritik

Es ist eine besondere Pointe des Treppenwitzes dieser Frankfurter Saison, dass dank neuer UEFA-Regularien selbst Platz acht für die Qualifikation zur Conference League reichen und die Eintracht trotz ihres sportlichen Absturzes letztlich weich fallen könnte. Da die Auftritte in den vergangenen Wochen und Monaten aber nicht zum Frankfurter Anspruch passen, steht Toppmöller vor einer unsicheren Zukunft. Sportvorstand Krösche stärkte seinem Trainer in der vergangenen Woche im Sport1-Doppelpass zwar noch einmal öffentlichkeitswirksam den Rücken, intern soll Toppmöller aber längst nicht mehr unumstritten sein. In den kommenden Spielen steht viel auf dem Spiel. Für die Eintracht und für Toppmöller.

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Rode im heimspiel!

Eintracht-Kapitän Sebastian Rode ist am Montagabend (23.15 Uhr, schon vorher auf hessenschau.de und bei Youtube) zu Gast im heimspiel! des hr-fernsehens. Der gebürtige Hesse blickt zurück auf seine bewegte Karriere, die im Sommer enden wird, und schätzt die aktuelle Lage bei der Eintracht ein.

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