Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt im Training mit Makoto Hasebe.

Die Personalprobleme von Eintracht Frankfurt spülen Nnamdi Collins in Stuttgart wohl erneut in die Startelf. Sein mutmaßlicher Gegenspieler: Chris Führich, Shootingstar der Liga. Wie gut, dass Collins als nervenstark gilt.

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Die komplette Eintracht-PK vor dem Spiel in Stuttgart

Dino Toppmöller in der Pressekonferenz vor dem Stuttgart-Spiel.
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Anfang November des vergangenen Jahres bekam es Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt schon einmal mit dem VfB Stuttgart zu tun. Die Erinnerungen sind keine schönen. Drei Gegentore vor der Pause, eine Rote Karte, drei weitere VfB-Treffer nach dem Seitenwechsel. 0:6 aus hessischer Sicht – die höchste Niederlage der Saison, eine Vorführung. Auch für den Verteidiger selbst, der einen üblen Tag erwischte.

Nun sollte erwähnt werden, dass es sich damals nicht um Bundesliga-Fußball handelte. Collins kickte für die U21 in der viertklassigen Regionalliga. 425 Zuschauer statt deren am Samstag (18.30 Uhr) erwarteten 60.000. Torwart Melvin Hellmann statt Kevin Trapp. Trainer Kristjan Glibo statt Dino Toppmöller. Gegenspieler Mattis Hoppe statt Chris Führich.

Collins-Debüt verläuft ordentlich

Seit vergangenen Freitag ist Nnamdi Collins angekommen in der hell ausgeleuchteten Glitzerwelt des deutschen Profifußballs. Gegen Bremen feierte der 20-Jährige seinen Bundesliga-Einstand, 67 Minuten lang. Vor der Saison war Collins aus Dortmund gekommen, von der Borussia, für die er drittklassig in der zweiten Mannschaft spielte. Im Training übte er zwar einst schon als 17-Jähriger mit Hummels, Reus und Kollegen, nie aber stand er mit den großen Stars auf dem Erstliga-Rasen.

Insofern: Der Wechsel ins Hessische hat sich für den Körper-Klotz, 1,91 Meter groß, muskulös, ausgeprägte Athletik, offenbar gelohnt. Schon seit geraumer Zeit verbreitete die Eintracht-Medienabteilung hinter den Kulissen, was Trainer Toppmöller in den nicht-öffentlichen Übungseinheiten erkenne: Dass da ein junger Kerl fleißig am Schuften sei, klar im Kopf obendrein, und das Debüt womöglich nicht mehr allzu lange auf sich warten lasse. Es kam, wie vermutet. Als "ordentlich" - nicht mehr, nicht weniger - stufte Toppmöller den Auftritt Collins gegen den SV Werder wohltuend realistisch ein. Ein, zwei vermeidbare Passfehler waren dabei, auch am Gegentor war er nicht schuldlos.

Toppmöller vertraut der Jugend

Am Samstag könnte Collins dennoch eine erneute Bewährungschance erhalten. Stammkraft Tuta fehlt rotgesperrt, der Posten als rechter Abwehrmann dürfte erneut dem eigentlichen Innenverteidiger Collins zufallen. "Wir sind froh, es mit Nnamdi gegen Bremen versucht zu haben", lobt Toppmöller sich selbst, der fernab all der berechtigten Kritik tatsächlich behaupten darf, mutig zu sein und der Jugend auch in heiklen Phasen zu vertrauen. Nach Elias Baum und Nacho Ferri war Collins bereits der dritte Bundesliga-Debütant aus der eigenen U21.

Wobei: Schon der Transfer im vergangenen Sommer, den sich die Hessen etwa eine Million Euro kosten ließen, war darauf ausgelegt, einen Mann für die erste und nicht die vierte Liga zu verpflichten. Denn Potenzial hatte Nnamdi Collins schon immer. Mit zwölf Jahren war er von Fortuna Düsseldorf zum BVB gewechselt, er stach in all seinen Jugendteams heraus. Nicht nur, weil er stets robuster und schneller war als die meisten Kameraden, sondern auch reifer. Er trug regelmäßig die Kapitänsbinde. Ein Anführer.

Seine Geburtsstadt Düsseldorf verließ der deutsche Junioren-Nationalspieler mit nigerianischen Wurzeln mit 15, war ihm die Anreise zur Borussia schlicht zu weit. Collins, dessen Vorname so viel wie "König" bedeutet, kam bei einer Gastfamilie unter - in Brackel, in Sichtweite zum Trainingsgelände.

Eintracht entscheidet sich gegen Leihe

Zwischenzeitlich soll es aus England Interesse an ihm gegeben haben, vom FC Chelsea und Manchester City. Die Borussia aber band ihr Talent langfristig an sich. "Bis Nnamdi mit dem großen Wunsch auf uns zukam", so BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, sich verändern zu wollen. Die Promi-Konkurrenz im Profikader (Hummels, Schlotterbeck, Süle) war ihm zu groß. Die Eintracht schnappte zu.

Gerade die hohe Geschwindigkeit auf den ersten Metern, gegen Bremen war Collins mit 33,32 km/h zweitschnellster Frankfurter hinter Ansgar Knauff, überzeugte die Frankfurter Verantwortlichen. "Wir bauen ihn in Ruhe auf", ließ Sportvorstand Markus Krösche zu Saisonbeginn verlauten. Im Winter entschied sich die Eintracht gegen eine mögliche Leihe. Die Ruhe jedenfalls hat nun ein Ende. Stattdessen: Stuttgart, 60.000 Zuschauer, Gegenspieler Führich, die große Bühne. Viel schlechter als Anfang November kann es für Nnamdi Collins eher nicht laufen.

So könnte die Eintracht in Stuttgart spielen.