Frust bei Eintracht-Trainer Oliver Glasner

Die Trennung von Oliver Glasner ist nachvollziehbar, vielleicht sogar unvermeidlich – und dennoch falsch und ungerecht. Der Österreicher stolpert am Ende über seine eigenen Fehler, schuld an der Krise von Eintracht Frankfurt sind aber andere. Ein Kommentar.

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Eintracht und Glasner trennen sich im Sommer

hs
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Bis endlich offiziell verkündet wurde, was ohnehin schon jeder wusste, dauerte es am Dienstagabend bis 19.30 Uhr. Bis zum Schluss, so war zu hören, wurde an den Formulierungen gefeilt und an den Zitaten geschraubt. Selbst im allerletzten Akt ihrer Zusammenarbeit fanden die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt offenbar nur schwer einen gemeinsamen Nenner. "Zusammenarbeit mit Oliver Glasner endet nach der Saison", lautete dann die offizielle Sprechweise. Viel sachlicher kann man den Tiefpunkt einer Krise wohl nicht ausdrücken. Einer Krise, die nun ein Bauernopfer gefunden hat: Oliver Glasner.

Glasner machte sich angreifbar

Nun ist dieser Rausschmiss des Österreichers, und genau das ist es, nach zehn sieglosen Bundesliga-Partien in Folge und den zahlreichen dünnhäutigen Auftritten in jüngster Vergangenheit wohl die logische Folge der Entwicklung der vergangenen Wochen. Glasner hat es nicht geschafft, den Abwärtstrend zu stoppen. Er war zu stur, er war zu aufbrausend, er war am Ende vielleicht sogar etwas bockig. Sein Ausraster auf der Pressekonferenz nach dem Spiel bei der TSG Hoffenheim, als er einen Journalisten mit hochrotem Kopf anschrie, darf nicht passieren. Dieser Wutausbruch war aber wohl Glasners letzter Hilfeschrei.

Der 48-Jährige, der die Eintracht im vergangenen Jahr zum Europa-League-Triumph und erstmals in der Vereinsgeschichte in die Champions League geführt hatte, ist letztlich an der Kluft zwischen Anspruch und Realität bei den Hessen gescheitert. Natürlich ist dieser Frankfurter Kader deutlich besser als Rückenrunden-Platz 16. Natürlich war es zu wenig, dass Glasner – so machte es den Anschein – irgendwann nur noch auf das Prinzip Hoffnung und irgendeinen gelösten Knoten setzte. Insgesamt, und das ist der entscheidende Faktor für den Absturz, ist die Mannschaft aber einfach nicht ausreichend gut zusammengestellt.

Auch Krösche und Hellmann machten Fehler

Sportvorstand Markus Krösche hat es in zwei Transferphasen nicht geschafft, die deutlich sichtbaren Lücken in der Defensive zu schließen und auch nur einen brauchbaren Abwehrspieler zu verpflichten. Dem gegenüber stehen Ausgaben von rund 14 Millionen Euro für die beiden teuersten, aber komplett wirkungslosen Neuzugänge Jens Petter Hauge und Lucas Alario. Die vier Millionen Euro, die Krösche im Winter für Paxten Aaronson hinblätterte, mögen sich in der Zukunft auszahlen. Ein Innenverteidiger, der mehrfach von Glasner gefordert wurde, wäre jedoch definitiv die bessere Investition gewesen.

Zur ganzen Wahrheit gehört außerdem dazu, dass der öffentliche Clinch zwischen Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratschef Philip Holzer für enorme Unruhe gesorgt hat. Zwar wird es Randal Kolo Muani oder Mario Götze reichlich egal sein, wer sich auf der Chefetage mit wem in die Haare kriegt. Da sowohl Hellmann als auch Holzer in der entscheidenden Phase dieser Spielzeit aber mit anderen Dingen und vor allem mit sich selbst beschäftigt waren, fehlte eine ordnende Hand. Die Eintracht geriet schon früh in diesem Jahr in Schieflage, Hellmann steuerte erstmals mit seinem Auftritt bei Bild-TV am Sonntag öffentlich dagegen. Deutlich zu spät.

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Eintracht Frankfurt trennt sich von Oliver Glasner! Die richtige Entscheidung?

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Gemeinsame Verantwortung? Nicht bei Eintracht Frankfurt

Dass am Ende des Tages Glasner für die sportliche Talfahrt in der Bundesliga verantwortlich ist und deshalb mit den Konsequenzen leben muss, ist Teil des Geschäfts und vielleicht sogar unvermeidlich. Dass er nach dieser Verkettung von Fehlern und falschen Einschätzungen gleich mehrerer Entscheidungsträger als Alleinschuldiger dasteht, ist allerdings einfach falsch und ungerecht.

Glasner hat diese Mannschaft besser gemacht und sie nach den bereits erwähnten großen Erfolgen im vergangenen Jahr auch in dieser Saison in ein Finale geführt. Sollte die Eintracht am 3. Juni – wie auch immer – RB Leipzig schlagen, wird ein Trainer vom Hof gejagt, der in zwei Jahren zwei Titel geholt hat.

Und das alles nur, weil es offenbar nicht möglich ist, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Klingt nach einer schwierigen Aufgabe? Noch schwieriger wird es, einen besseren Trainer als Oliver Glasner zu finden. Der große Verlierer dieser seltsamen Wochen ist Eintracht Frankfurt.

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