Timothy Chandler tröstet Sebastian Rode

Trotz des als Wende verkauften Unentschiedens gegen Wolfsburg ist Eintracht Frankfurt weiter auf der Suche nach Konstanz. Das wohl größte Problem: Die Führungsspieler haben allesamt mit sich selbst zu kämpfen. Besonders dramatisch ist das bei Sebastian Rode.

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Was stimmt nicht bei der Eintracht?

Eintracht-Trainer links, rechts zwei Pokale mit rotem X. Text: Heimspiel - Pokale weg - Druck da!
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Sebastian Rode hat in seiner Karriere bei Eintracht Frankfurt schon das eine oder andere Bild für die Ewigkeit produziert. Im denkwürdigen Europapokal-Halbfinale beim FC Chelsea humpelte er mit einem Knorpelschaden im Knie und Tränen in den Augen vom Platz, drei Jahre später führte er sein Team mit einer klaffenden Wunde am Kopf in Sevilla zum Europa-League-Sieg. Der in Südhessen geborene und in Frankfurt zur lebenden Legende gewordene 33-Jährige steht wie kein anderer für die Leiden und die Erfolge der Eintracht. Rode als Sinnbild.

Rode weint um sich und die Eintracht

Dass nun auch Rodes Reaktion nach dem blamablen Aus in der Conference League gegen Union Saint-Gilloise die aktuelle Phase der Eintracht sehr gut beschreibt, ist zur Abwechslung jedoch kein gutes Zeichen. Rode ließ seinen Gefühlen in der vergangenen Woche freien Lauf und weinte noch auf dem Platz hemmungslos. Die Gründe dafür: Der Frankfurter Kapitän, der seine Karriere aufgrund zahlreicher Verletzungen am Ende dieser Saison beenden wird, wird in seinem Leben nie wieder ein europäisches Spiel für seinen Herzensverein bestreiten. Da er sich laut einer Mitteilung der Eintracht zudem erneut eine Knie-Verletzung zuzog, könnte seine Abschiedstournee im schlimmsten Fall ohne weitere Pflichtspiel-Auftritte enden. Da darf man schon mal traurig sein.

Das Problem für die Eintracht dabei: Man hat nicht das Gefühl, dass es noch viele andere Spieler gibt, die sich dermaßen für diesen Club aufopfern würden. Klar: Auch Kevin Trapp ist nach seiner Rückkehr von Paris St. Germain eine echte Identifikationsfigur geworden und spätestens seit dem Finale gegen Glasgow ebenfalls in der inoffiziellen Hall of Fame angekommen. Spieler wie Robin Koch oder Ansgar Knauff haben zudem mit Sicherheit das Zeug dazu, auch langfristig zu einem Gesicht dieses Vereins zu werden. In der derzeitigen Situation fehlt ein Spieler wie Rode aber enorm.

Sebastian Rode in Sevilla

Eintracht muss Charakter-Test bestehen

Bei der Eintracht ist es aktuell wie so oft im Leben: Der Kader sieht angesichts der vielen prominenten Namen wirklich gut aus. Ohne den richtigen Charakter im Team bringt das aber alles nichts. Spieler wie Willian Pacho, Niels Nkounkou, Junior Dina Ebimbe, Farès Chaibi oder Hugo Ekitiké sind mit Sicherheit hochtalentiert, sie brauchen auf dem Platz aber Führung und emotionale Leitplanken. Die von Trainer Dino Toppmöller immer wieder angesprochene Achse aus Trapp, Koch, Ellyes Skhiri, Mario Götze und Rode müsste die jungen Spieler leiten und unterstützen. Allein: Das klappt aktuell nicht.

Nun muss es definitiv und aus gesundheitlichen Gründen nicht immer ein vor Blut triefender Rode-Turban sein. Dass es die Frankfurter Leitwölfe aktuell aus verschiedensten Gründen nicht schaffen, ihre fußballerisch und mentale Vorbildfunktion zu erfüllen, ist aber ein Problem.

Trapp, der selten große Patzer macht, aber aktuell auch keine Spiele gewinnt, ist derzeit mit sich selbst beschäftigt. Abwehrchef Koch muss irgendwie seine ins Wanken geratene und ständig neubesetzte Abwehrkette sortieren. Skhiri ist seit dem Afrika-Cup in einem Leistungsloch und wegen einer Rippenverletzung ebenfalls erst einmal außer Gefecht, Götze saß zuletzt nur auf der Bank und hatte auch davor auf dem Rasen nur unwesentlich mehr Einfluss aufs Spielgeschehen. Und Rode, Sie wissen schon. Die Achse bröckelt gewaltig, die Eintracht leidet an einem Führungs-Vakuum.

Eintracht um Ruhe bemüht

Die Eintracht-Verantwortlichen versuchten wohl auch deshalb nach dem erneut über weite Strecken enttäuschenden 2:2 gegen den VfL Wolfsburg alles, um die Mannschaft stark zu reden. Das von Trainer Toppmöller als "unglaublich" bezeichnete Aufbäumen nach Rückstand war und ist nicht mehr als die Pflicht eines jeden Fußballprofis. Auch die von Sportvorstand Markus Krösche als "sehr gut" und "eindrucksvoll" gelobte Moral sollte selbstverständlich sein.

Bei der Eintracht krankt es aktuell, so macht es den Anschein, am Kopf. Rode wäre genau der Spieler, der dieses Team aufwecken und mitreißen kann. Dass er erneut verletzt ist, ist dramatisch für ihn. Die negativen Auswirkungen seines Fehlens könnten aufgrund der Probleme der anderen potenziellen Führungsspieler in den kommenden Wochen aber noch doppelt wehtun.

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