Kolo Muani von Eintracht Frankfurt

Der erzwungene Abgang von Randal Kolo Muani hallt auch Tage später bei Eintracht Frankfurt noch nach. Zum Vorgehen des Franzosen gibt es neue Details. Dass der Deal am Ende fast noch geplatzt wäre, ist der Höhepunkt eines denkwürdigen Deadline Days.

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Kolo weg, Kohle da: Macht Geld allein glücklich?

Eintracht Sportdirektor Markus Krösche im Geldregen während Kolo Muani wegläuft. Text: Heimspiel, Reich und unglücklich?s
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In den letzten Stunden des Transferfensters hat der Profifußball schon so manch bunte Geschichte zu Tage gebracht. Doch das, was die Eintracht-Verantwortlichen am vergangenen Freitag erlebt haben, wird vermutlich niemand jemals vergessen. Denn die Geschichte des größten Deals der Eintracht-Klubhistorie, einer der größten Deals aller Zeiten im Bundesliga-Fußball insgesamt, ist nach Informationen des hr-sport eine Geschichte mit langem Anlauf, vielen Wendungen und dramatischen Schlusssekunden.  

WM verdreht Kolo Muani den Kopf

Aber der Reihe nach: Im Fußball-Frühjahr hat Eintracht Frankfurt plötzlich einen handfesten Superstar unter Vertrag: Randal Kolo Muani hat bei der WM groß aufgespielt und weltweit auf sich aufmerksam gemacht. Der junge Himmelsstürmer steht plötzlich im Rampenlicht und bekommt zudem von seinen Mitspielern um Kylian Mbappé und Ousmane Dembélé den Kopf verdreht.

Als Kolo Muani im Februar den Berater austauscht und in die Agentur des berüchtigten Moussa Sissoko wechselt, ist der sportlichen Leitung der Eintracht klar, was ihnen im Sommer droht: Ein Szenario, in dem der Überflieger den Abflug aus Frankfurt machen will. Aus der Vergangenheit des Beraters wissen die Verantwortlichen: Wenn es sein muss, mit allen Mitteln.

Boniface und Wahi sollten kommen

Frühzeitig macht sich das Team um Sportvorstand Markus Krösche deshalb auf die Suche nach Alternativen zu Kolo Muani. Im Frühsommer sind Hochkaräter wie Victor Boniface, der inzwischen in Leverkusen für Furore sorgt, noch halbwegs preiswert zu haben. Das Problem: Boniface und andere wollen nur als Stürmer Nummer eins nach Frankfurt wechseln. Das will und kann ihnen die sportliche Leitung zu diesem Zeitpunkt aber nicht versprechen. Kolo Muani ist da schließlich noch immer Eintracht-Spieler.  

Als die Hessen mit dem jungen Elye Wahi dann im August eine passende Alternative zu Kolo Muani gefunden haben, gibt es ein anderes Problem. Denn obwohl sich die Eintracht mit dem Spieler einig ist, stockt ein anderer Deal: der fest eingeplante Verkauf von Jesper Lindström. Das Angebot aus Leipzig liegt unter den Frankfurter Vorstellungen, eine angekündigte Offerte aus Turin lässt zudem zu lange auf sich warten. Auch Wahi wartet, so lange es für den Spieler Sinn ergibt – und wechselt dann nach Lens. Der Lindström-Deal mit Napoli geht später, zu spät über die Bühne. Immerhin kassiert die Eintracht für den Dänen stolze 34 Millionen Euro.  

Kolo Muani flüchtet nach Paris

Drei Tage später ist Freitag, der 1. September. Randal Kolo Muani sitzt inzwischen in Paris und möchte mit einem Streik den Wechsel in seine Heimat erzwingen, hat Klub und Mannschaft beim sportlich wie atmosphärisch elementar wichtigen Playoff-Rückspiel gegen Levski Sofia im Stich gelassen. Ein Fakt, der auch in der Mannschaft Spuren hinterlässt. Spätestens da ist klar: Ein Weg zurück für Kolo Muani wird steinig. Doch Paris Saint-Germain spielt auf Zeit.

Für den potenziellen Kolo-Nachfolger Hugo Ekitiké ist in Frankfurt bereits alles vorbereitet, selbst der Termin für den Medizincheck steht. Doch PSG stellt weiter abenteuerliche Summen in den Raum. Die Zeit tickt, ein Deal wird immer unwahrscheinlicher. 

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Kolo Muani stellt klar: Ich will nicht zurück

Um kurz nach 17 Uhr erklärt die Eintracht die Verhandlungen dann offiziell für beendet. Während der eine Eintracht-Vorstand dies dem PSG-Präsidenten Nasser Al-Khelaifi mitteilt, hat der andere Eintracht-Vorstand parallel Kolo Muani am Telefon, der seiner Unzufriedenheit über die Entscheidung der Eintracht massiv Ausdruck verleiht. Doch auch jetzt knicken die Verantwortlichen nicht ein.

Als um 18 Uhr das deutsche Transferfenster schließt, hat die Eintracht noch immer keinen Ersatz für den Scorerkönig der abgelaufenen Bundesliga-Saison gefunden. Bis 23 Uhr sind Wechsel nach Frankreich noch möglich. Dennoch spricht zu diesem Zeitpunkt fast nichts mehr für eine letzte Pointe dieser Wechsel-Posse. Eine ohnehin schon anstrengende Woche scheint zu Ende zu gehen.  

Ab 20 Uhr wird es wild

All das ändert sich wieder um kurz vor 20 Uhr: Al-Khelaifi versucht, die Eintracht dringend zu erreichen und klingelt Sturm. Die Eintracht-Vorstände befinden sich zu diesem Zeitpunkt jedoch an verschiedenen Orten. Der eine ist mit seinem Team noch am Proficamp, ein weiterer mit seiner Familie bei einem Edel-Italiener, ein dritter auf der Rückreise von der Conference-League-Auslosung in Monte Carlo, der vierte bereits zuhause.

Sie alle jetzt zusammenzuholen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Lösung: Sie tauschen kurze Nachrichten aus, stimmen sich ab und sind sich sicher: Al-Khelaifi will und muss Kolo Muani noch heute Abend verpflichten. 

Die Zahl 75 Millionen fällt, die Eintracht lehnt ab. 85 Millionen werden geboten, wieder lehnt der Vorstand ab. Was das letzte Wort aus Frankfurt sei, wird aus Paris gefragt. 100 Millionen Euro, ist die Antwort. Kurz darauf einigt man sich auf 95 Millionen Euro. 

Eintracht-Fan mit Trikot von Randal Kolo Muani, bei dem der Name durchgestrichen ist.

Deal wird zum Foto-Finish

Zeit, diesen Deal emotional erst einmal zu verdauen, bleibt allerdings nicht. Im Gegenteil: Verträge müssen aufgesetzt und unterschrieben, Dokumente auf entsprechende FIFA-Server hochgeladen werden. Das alles bis 23 Uhr. Und wieder tickt die Zeit. In Frankfurt arbeiten die Vorstände und ihre Mitarbeiter von jetzt auf gleich unter Hochdruck. Doch während in Hessen alles rechtzeitig fertig ist, wird die Zeit in Paris plötzlich knapp.  

In Frankfurt halten alle kollektiv den Atem an, als um 22:59 Uhr (!) und damit in der allerletzten Minute dieses Sommer-Transferfensters auch die Dokumente aus Frankreich auf dem FIFA-Server auftauchen. Der größte Deal der Eintracht-Klubgeschichte, der sich ein halbes Jahr lang abgezeichnet hatte, wäre um ein Haar an ein paar Sekunden gescheitert. Das verrückte Ende einer wilden Nerven-Schlammschlacht. 

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