Dino Toppmöller und Sasa Kalajdzic

Eintracht Frankfurt gibt Vollgas auf dem Transfermarkt und hat plötzlich einen der aufregendsten Kader der Liga. Trainer Dino Toppmöller steht vor neuen Herausforderungen und unter Erfolgszwang. Ausreden gibt's keine mehr.

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Die komplette Eintracht-PK vor dem Spiel in Köln

Toppmöller bei Pressekonfernz mit Mikro
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Mit Ambitionen und Erwartungshaltungen ist es bei Eintracht Frankfurt in dieser Saison so eine Sache. Vor Saisonbeginn wurde die Qualifikation für Europa als Ziel ausgerufen, nach dem Abgang von Randal Kolo Muani ruderte dann zumindest Trainer Dino Toppmöller zurück. In der Winterpause mahnten Sportvorstand Markus Krösche und Vorstandssprecher Axel Hellmann plötzlich vor übertriebenen Träumereien und erklärten die Spielzeit zwischen den Zeilen zu einer Übergangssaison, genau das ist knapp einen Monat später aber auch wieder hinfällig. Die Eintracht greift jetzt richtig an.

Eintracht gibt auf dem Transfermarkt Vollgas

Die Hessen nutzten die vollen Kassen zur spektakulärsten Transferoffensive der Vereinsgeschichte und polierten den Kader mal so richtig auf. Neben Donny van de Beek von Manchester United und Sasa Kalajdzic von den Wolverhampton Wanderers lockte Kaderplaner Krösche auch Toptalent Jean-Matteo Bahoya und den neuen Rekord-Transfer Hugo Ekitikè von Paris St. Germain an den Main. Der 21 Jahre alte Stürmer, der zunächst ausgeliehen ist und dann gekauft werden soll, wird im Gesamtpaket weit über 20 Millionen Euro kosten. Einen teureren Frankfurter Spieler gab es noch nie.

Ein Statement, das in Zeiten, in denen sich selbst der große FC Bayern bei der Akquirierung von Neuzugängen sehr schwertut, noch einmal deutlich an Gewicht gewinnt. Die Eintracht, die sich in nicht allzu ferner Vergangenheit eher im dritten bis vierten Regal bedienen musste, ist in dieser Transferperiode in die Riege der Großen vorgedrungen und hat nicht zuletzt bei Ekitikè zahlreiche prominente Mitbewerber ausgestochen. Die Hessen haben sich in den vergangenen Jahren europaweit einen Namen gemacht und stehen nun an der Schwelle zu einem Spitzenteam. "Ekitikè wollte nur zu uns", bestätigte Toppmöller am Freitag.

Eintracht stark wie nie

Nun wird die Mannschaft von Trainer Toppmöller ihr Talent erst einmal auf den Rasen bringen müssen. Eine Offensive mit den Optionen van de Beek, Farès Chaibi, Ansgar Knauff, Marmoush, Kalajdzic, Youngster Bahoya und Ekitiké ist qualitativ aber ein Quantensprung. Dazu kommt eine der besten Dreierketten der Liga und ein zentrales Mittelfeld, in dem sich Ellyes Skhiri, Hugo Larsson, Mario Götze, Sebastian Rode und Junior Dina Ebimbe, der wohl nach rechts ausweichen wird, um die Plätze balgen.

Rein nominell ist die Eintracht, die selbst bei den Spielsystemen zwischen mehreren Varianten entscheiden kann, aktuell die spannendste Mannschaft der Bundesliga.

Toppmöller muss liefern

Klar ist aber auch, dass auf Trainer Toppmöller nun ganz neue Herausforderungen zukommen. Zum einen steht er zum ersten Mal in seiner Frankfurter Zeit wirklich unter Druck und unter Erfolgszwang. Toppmöller hat in seinem ersten Halbjahr bewiesen, dass er das Team weiterentwickeln und auf die nächste Stufe heben kann. Die nach dem Abgang von Kolo Muani hervorgeholten Samthandschuhe können nun aber eingemottet werden. Dinge, wie das blamable Aus im DFB-Pokal, das aufgrund des zu schmalen Kaders sehr schnell verziehen wurde, darf es in der Rückrunde nicht mehr geben.

Zum anderen ist Toppmöller nun auch vermehrt als Moderator gefragt. Der Konkurrenzkampf ist durch die prominenten Neuzugänge groß wie nie, Toppmöller wird Härtefall-Entscheidungen treffen und auch arrivierte Spieler auf die Bank setzen müssen. Der 43-Jährige betonte am Freitag zwar, dass genau das zu seiner Jobbeschreibung dazugehöre. In den vergangenen Jahren war das teaminterne Klima aber stets ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Dass Spieler wie Makoto Hasebe oder Gute-Laune-Kapitän Timothy Chandler, die für die Teamhygiene unerlässlich sind, nur noch Nebenrollen spielen, darf nicht unterschätzt werden. Die Eintracht ist sexy. Dass auch die inneren Werte stimmen und es auch charakterlich passt, muss sich aber erst noch zeigen.

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Die komplette PK mit Eintracht-Neuzugang Jean-Mattéo Bahoya

Jean-Matteo Bahoya auf seiner ersten Pressekonferenz in Frankfurt
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Eintracht braucht Zeit, die sie nicht hat

Hinzukommt, dass viele Spieler Zeit brauchen werden. Neben van de Beek, dem die fehlende Spielpraxis bei United durchaus anzumerken war bislang, muss auch Ekitiké einen absoluten Kaltstart hinlegen. Der junge Franzose, der ganze acht Spielminuten am 1. Spieltag vorzuweisen hat, durfte zuletzt bei PSG nicht mal mehr am Mannschaftstraining teilnehmen und wird erst wieder in Schwung kommen müssen.

Dass Bahoya den Sprung von der zweiten französischen Liga in die Eintracht-Startelf nicht innerhalb einer Woche schaffen wird, liegt auf der Hand. "Wir haben einen sehr guten Kader, brauchen aber sicher Eingewöhnungszeit", so Toppmöller.

Europa League muss Minimalziel sein

So oder so ist aber klar, dass die Hessen vor einer aufregenden zweiten Saisonhälfte stehen. Die lange Zeit deutlich sichtbaren Lücken im Kader wurden bestmöglich aufgefüllt, die spielerische Qualität ist vielversprechend. Jetzt gilt es, den Transfers Taten folgen zu lassen und in der Bundesliga oben anzugreifen. Noch werden die intern ausgegeben Ziele zwar nicht nach außen kommuniziert. Die Teilnahme an der Europa League muss aber das Minimalziel sein.

Sollte die Eintracht ins Rollen kommen, darf auch die Teilnahme an der Champions League, für die im besten Fall schon Platz fünf reichen könnte, kein unrealistisches Szenario bleiben. Der 1. FC Köln sollte das am Samstag (18.30 Uhr) schon zu spüren bekommen.