Regionalliga-Kellerduell Eintracht-U21 gegen Kassel: Die Not ist riesig
Wenn die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt am Samstag in der Regionalliga Südwest auf Hessen Kassel trifft, ist ein Dreier im Grunde Pflicht - für beide Mannschaften.
Wer bei Eintracht Frankfurt nachhorcht, der bekommt ein Spiel im August, jenes bei Hessen Kassel, als prächtiges Beispiel dafür genannt, warum es so schlecht steht um die Zweitvertretung des hessischen Bundesligisten. Damals dominierten die Gäste das Geschehen im Auestadion, waren am Machen und Tun, den Erzählungen nach hatten sie einen Ballbesitzanteil von rund 70 Prozent. Dennoch stand es am Ende 0:2 aus ihrer Sicht, ein Kopfballtor, ein verwandelter Elfmeter, und schon war Kassel der Sieger - eine Blaupause für die bisherige Saison der Eintracht-U21 in der Regionalliga Südwest.
Nach 19 Spielen sind die Hessen weiterhin Tabellenvorletzter. Die Gefahr, kommende Saison auf Amateurfeldern die Talente-Ausbildung vorantreiben zu müssen, könnte größer kaum sein. Wenn die Eintracht am Samstag (14 Uhr) im Dreieicher Sportpark erneut auf Hessen Kassel trifft, ist ein Dreier nahezu Pflicht. Die Crux: Für die Nordhessen gilt Ähnliches.
Eintracht muss "alles raushauen"
Lediglich einen Punkt und einen Platz steht Kassel besser da, ist ebenfalls in arger Bedrängnis. Stand jetzt ist das rettende Ufer für die Teams zwei beziehungsweise drei Zähler entfernt (siehe auch folgende Infobox). "Wir müssen alles raushauen", sagt Eintracht-Trainer Dennis Schmitt, "das ist ein ganz wichtiges, aber auch ein ganz schweres Spiel."
Es geht nur in kleinen Schritten vorwärts
Zuletzt haben beide Teams immerhin nicht verloren. Kassel, das mit René Klingbeil bereits den dritten Coach in dieser Saison an der Seitenlinie weiß, punktete beim SC Freiburg II (1:1). "Das hat mir gefallen, das ist der Weg", so der neue Trainer. Gerade die Defensivleistung stimmte den Ex-Profi zuversichtlich. Die Eintracht spielte ihrerseits sowohl gegen die Stuttgarter Kickers als auch den FSV Mainz 05 II torlos. "Ein kleiner Schritt", urteilte Schmitt, denn: "Inzwischen sind wir zufrieden, wie sicher wir in der in der Defensive stehen."
Rein fußballerisch zählen die Frankfurter Fußballer ohnehin nicht zu den schlechtesten Teams der Liga, eher im Gegenteil. Zwischen den beiden Strafräumen hat sich nach einem schwachen Saisonstart einiges verbessert, ist die Eintracht oft spielbestimmend. Vor allem im gegnerischen Sechzehner aber hapert es.
Krösche bleibt entspannt - wie lange?
Markus Krösche, der Sportvorstand des Clubs, bleibt angesprochen auf die U21 dennoch gelassen, vertraut auf die Entwicklung der jungen Spieler. Der Ansatz des Clubs und damit auch Krösches: individuelle Entwicklung vor dem reinen Ergebnis. "Die U21 ist unsere höchste Ausbildungsmannschaft. Das bedeutet, dass praktisch eine Jugend-Mannschaft in einer Senioren-Liga spielt", so Krösche.
Klingt plausibel, einzig absteigen will am Ende niemand bei der Eintracht. Die fünftklassige Hessenliga wäre gewiss nicht jener Nährboden, der Talente besonders schnell reifen lässt. Ohnehin ist die aktuelle Mannschaft um einiges schwächer besetzt als jene der vergangenen Saison, aus der Leute wie Noel Futkeu, Nacho Ferri, Elias Baum oder – das extremste Beispiel – Nnamdi Collins mittlerweile den Sprung in die große Fußballwelt gepackt haben.
Auf den Kellerkrimi folgt dreimonatige Winterpause
Dennoch bleiben die Frankfurter ihrem Weg total treu. Zuletzt etwa durfte in Mainz der erst 16-jährige Ebu Bekir Is ran und löste damit seinen eigenen Teamkollegen, Alexander Staff, ebenfalls 16, als jüngsten Regionalliga-Spieler ab.
Eine Winter-Verpflichtung für die Offensive ist dem Vernehmen nach zwar eine Option, ein neuer Angreifer müsste das Niveau aber sofort deutlich heben. Zudem sollte er ins Altersgefüge passen. Fest eingeplant werden nach dem Jahreswechsel zudem drei zuletzt länger verletzte Spieler: Defensiv-Organisator Dominik Crljenec, Angreifer Daniel Starodid und Profispieler Krisztian Lisztes.
Das Duell zwischen der Eintracht und Kassel hat auch deshalb so eine enorme Bedeutung, weil beide Mannschaften zuletzt den angesprochenen Mini-Aufwärtstrend verspürten und dieses Gefühl am letzten Spieltag des Jahres noch verstärken wollen. Der Verlierer jedoch wird die dreimonatige Winterpause auf dem vorletzten Platz verbringen müssen. Alles andere als eine angenehme Situation.