Kianz Froese mit Doppeltorschütze Ivan Prtajin

Der SV Wehen Wiesbaden verdient sich beim Pokalfight gegen Leipzig die Komplimente des Gegners und pendelt selbst zwischen Enttäuschung und Stolz. Trainer Markus Kauczinski hat allerdings Redebedarf.

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Pokal-Highlights: SV Wehen Wiesbaden - RB Leipzig

Ein Zweikampf aus der Pokalpartie des SV Wehen Wiesbaden gegen RB Leipzig
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Als im Pokalspiel des SV Wehen Wiesbaden gegen RB Leipzig am späten Mittwochabend der Abpfiff ertönte, wusste beim Zweitligist niemand so richtig, wie er sich fühlen sollte. Beim 2:3 lieferte das Team dem Titelverteidiger und Champions-League-Teilnehmer einen großen Kampf, am Ende stand allerdings das Aus in der ersten Runde.

Prtajin hadert: "Einer mehr wäre gut gewesen"

"Wahnsinn", nannte das Torwart Florian Stritzel, der abwechselnd stolz lächelte und enttäuscht den Kopf schüttelte, kurz nach Spielende. "Wir haben uns echt sehr gut präsentiert." Doppeltorschütze Ivan Prtajin haderte damit, dass seine Treffer nicht reichten. "Einer mehr wäre gut gewesen", sagte er, um dann doch auch seinem Stolz Ausdruck zu verleihen: "Wir haben gut gespielt gegen eines der besten Teams der Welt. Wir waren bis zur letzten Minute im Spiel."

Tatsächlich rannte der SV Wehen Wiesbaden nach dem 2:3-Anschlusstor in der 73. Minute couragiert an und hätte sich durchaus mit dem Ausgleich belohnen können. Das sah selbst RBL-Trainer Marco Rose, der einige Stammspieler geschont hatte, so: "Hintenraus, so ehrlich muss man sein, war es dann ein Kontrollverlust", schilderte er die Sicht auf seine Mannschaft und schickte "insgesamt ein großes Kompliment an Wiesbaden" hinterher. Das sprachen auch die Leipziger Torschützen Emil Forsberg ("Wiesbaden hat es gut gemacht") und Benjamin Sesko ("Es war ein sehr harter Kampf") aus.

Kauczinski ärgert sich über einfache Gegentore

SVWW-Trainer Markus Kauczinski nahm das zwar an und bescheinigte seinem Team, ein "gutes Gesicht" gezeigt zu haben. Allerdings mit Abstrichen, denn vor allem die beiden Gegentore zu Spielbeginn störten den Coach "kolossal". "Das sind Dinge, die wir schon können müssen, die in so einem Spiel aber einfach tödlich sind. Da müssen wir auch noch mal drüber reden, weil das Basics sind, die wir auch in der Liga brauchen." Beim 0:1 von Forsberg war keiner in Rot-Schwarz in der Nähe des Abprallers, beim 0:2 von Sesko wurde Marcus Mathisen unfreiwillig zum Vorlagengeber.

Doch die Moral der Mannschaft, die sich einmal mehr von Rückschlägen nicht unterkriegen ließ und gegen den Titelverteidiger immer wieder auch nach vorne Akzente setzte, beeindruckte Kauczinski. "Was stark war: Dass wir nie aufgegeben haben." Das honorierte auch das ausverkaufte Stadion, in dem 12.100 Fans voll auf ihre Kosten kamen. "Ich freue mich für die Leute, dass sie einen schönen Abend hatten und unterhalten worden sind."

SVWW bricht den Ein-Tor-Bann

Die unfreiwillige Englische Woche - das Spiel gegen Leipzig hatte wegen des Supercup-Finals der Sachsen nicht am regulären Pokalwochenende im August stattfinden können - muss der SVWW nun so gut es geht es aus den Knochen kriegen und zugleich die positiven Erkenntnisse mitnehmen. Am besten schon ins Auswärtsspiel bei Hannover 96 am Samstag (13 Uhr), wo das Team nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen gefordert ist. "Dieser Kampfgeist, den wir gezeigt haben, den müssen wir wieder auf den Platz bringen. Über den können wir ins Fußballspielen kommen", so Stritzel.

Ganz nebenbei haben die Wiesbadener endlich den Bann gebrochen und mehr als ein Tor in einem Spiel geschossen. Was zuvor sieben Zweitliga-Partien lang nicht klappte, erledigte Prtajin ausgerechnet gegen eine der besten Mannschaften Deutschlands. "Wenn wir so in der Liga spielen, wird es eine gute Saison für uns", schwärmte der Kroate. Trainer Kauczinski sah es am Ende eines emotionalen Abends dagegen ganz pragmatisch: "Paar Sachen mitnehmen, die Gegentore analysieren und dann geht es weiter."