Bensheims Trainer Heike Ahlgrimm legt die Finger auf die Lippen.

Das Hessenduell in der Handball-Bundesliga zwischen Bad Wildungen und Bensheim/Auerbach steht für Spannung, Kampf und Derby-Stimmung. Vor der kommenden Auflage ist aber alles etwas anders. Die Trainerin der favorisierten Flames hat sich gegen die kriselnden Vipers etwas Besonderes vorgenommen.

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Vipers entlassen Trainerin Bremmer

Tessa Bremmer
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Die HSG Bensheim/Auerbach kann als Tabellenzweite und mit 28:6 Punkten mit dem Saisonverlauf vollauf zufrieden sein. Ihnen in vielerlei Hinsicht gegenüber stehen die Vipers aus Bad Wildungen, bei denen seit Wochen der Haussegen schief hängt. Die Süd- und Nordhessinnen trennen nicht nur knapp 200 Kilometer auf der Landkarte, das Tabellenbild beider Klubs ist vor dem direkten Duell am Samstag (18 Uhr) in der Handball-Bundesliga exakt gespiegelt: Die Vipers sind mit 6:28 Punkten ebenfalls Zweite – allerdings von unten gesehen.

Bereits vor der Saison war in Bad Wildungen wenig Gutes zu erahnen: Der finanzielle Spielraum ließ nur einen kleinen Kader zu, die Vipers steckten von Beginn tief im Tabellenkeller. Dass die Klubführung im Januar die Reißleine zog und Trainerin Tessa Bremmer entließ, kam für viele dennoch, gelinde gesagt, überraschend. Fast neun Jahre lang war Bremmer eine Art Außenministerin, Identifikationsfigur und eben auch Coach des Bundesligisten aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg. Sie selbst war schockiert, Kapitänin Manuela Brütsch legte ihr Amt nieder, die Fans forderten Antworten vom Vorstand, es blieb bislang bei Gerüchten über die Hintergründe.

"Ich will das auch für Tessa gewinnen"

Auch um das Verhältnis zwischen Bremmer und Co-Trainer Mart Aalderink soll es nicht zum Besten bestellt gewesen sein. Aalderink übernahm Bremmers Posten. Zählbar besser wurde es seither allerdings nicht: Die Spiele gegen Halle-Neustadt, Borussia Dortmund, Buxtehude und zuletzt Oldenburg gingen allesamt verloren.

Die Vorgänge sorgten auch bei den Flames für Irritationen. Trainerin Heike Ahlgrimm tauschte sich regelmäßig mit Bremmer aus und verurteilt die Entscheidung ungewöhnlich scharf. "Was da passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen und auch nicht akzeptieren in dieser Art und Weise. Das motiviert mich persönlich besonders", sagt Ahlgrimm vor dem Duell dem hr-sport. Daher gibt sie vor dem Spiel sogar die Losung aus: "Ich will das auch für Tessa gewinnen."

Platz vier das Mindestziel der Flames

Dass die Aussichten darauf ziemlich gut stehen, will Ahlgrimm gar nicht kleinreden. Während die Vipers sich unangenehm konkret mit dem Abstieg befassen müssen, spielen die Flames eine mehr als überzeugende Runde. Dass die Favoritenrolle so unstrittig verteilt ist, war keineswegs immer so, daher weiß die Trainerin die Entwicklung umso mehr zu schätzen: "Wir haben gerade einen Lauf und gewinnen viele enge Spiele, die wir sonst noch verloren haben. Aber wir haben uns weiterentwickelt und müssen uns vor niemandem verstecken", betont die frühere Nationalspielerin. Ahlgrimms Ansage vor dem Hessen-Duell: "Wir sind besser als Bad Wildungen. Wir müssen es nur abrufen."

Ein Sieg würde weitere zwei Punkte auf dem Weg nach Europa bedeuten. Nach dem gelungenen Ausflug aufs internationale Parkett soll am Ende der Saison wieder Platz vier stehen – mindestens. "Wir haben gesagt, dass wir Sechster werden wollen und uns etablieren, aber jetzt haben wir Lunte gerochen. Wir haben reingeschnuppert und keiner hat erwartet, dass wir es international so gut machen", betont Ahlgrimm. "Das war ein Erlebnis und das wollen wir wieder." Bad Wildungen soll also nur nur eine Durchgangsstation sein auf dem Weg nach Europa.