Reaktionen nach verpasstem Aufstieg Hüttenbergs Handballer zeigen Größe nach dramatischer Niederlage
Die Saison des TV Hüttenberg hatte zwischenzeitlich märchenhafte Züge. Als es darum ging, den Lohn einzufahren, stolperten die Zweitliga-Handballer. Wirklich bemerkenswert war, wie Spieler und Trainer sich nach dem Tiefschlag wieder aufrichteten.
Am Ende war es ein Wimpernschlag. Der TV Hüttenberg unterlag mit zwei Treffern Rückstand bei den Eulen Ludwigshafen (27:29), GWD Minden gewann parallel mit dem knappsten aller Vorsprünge beim TuS Ferndorf (31:30) und damit auch das Fernduell um den Aufstieg in die Handball-Bundesliga.
Das Happy End der filmreifen Comeback-Story des TV Hüttenberg blieb in dieser Saison ungeschrieben. Vor anderthalb Jahren kämpfte der Klub noch nicht um Aufstiege, sondern ums nackte Überleben. In den vergangenen Monaten schwangen sich die Mittelhessen dann zum vielleicht heißesten Team der Liga auf, kamen dem Aufstieg zum Greifen nah. 400 Fans reisten mit zum letzten Saisonspiel in Ludwigshafen. Noch fünf Minuten vor Schluss stand es 26:26. Knapp war's, aber knapp zu wenig.
"Müssen einfach unfassbar dankbar sein"
Unmittelbar nach dem Spiel konnten die Protagonisten natürlich kaum richtig einordnen, wie nah sie etwas Außergewöhnlichem gekommen waren. Spieler und Trainer gelang es gleichwohl, in der Niederlage echte Größe zu beweisen. Rückraumspieler Niklas Theiss etwa sprach nicht zuerst von Frust und Enttäuschung, sondern betonte: "Wir müssen einfach unfassbar dankbar sein für diese Stimmung, für die Fans. Wir haben ein unfassbar geiles Jahr gespielt, auch wenn sich das gerade nicht so anfühlt." Die aktuelle Gemütslage sei vielmehr "einfach nur scheiße", bekannte er immerhin. "Gerade weiß ich noch nicht, was ich mit mir anfangen soll."
Ähnlich erging es wohl allen, die mit Hüttenberg gefiebert und gehofft hatten und am Ende gemeinsam litten. Stefan Kneer, zum Trainer des Jahres in der 2. Bundesliga gewählt, hatte auch in der bittersten Stunde dieser Saison die Klarheit, um zu einer sportlichen Analyse anzusetzen. "Wir haben ein Spiel verloren, weil wir in vielen Bereichen einfach schlechter waren. Wir haben einfach viele Sachen nicht gut genug gemacht, um zu gewinnen", lautete seine ehrliche Bilanz.
"Will am liebsten alle in den Arm nehmen"
Moritz Zörb war 2017 schon dabei, als Hüttenberg der Aufstieg gelang. Statt an seine eigenen Emotionen dachte er deshalb in erster Instanz an seine jungen Mitspieler. "Ich bin traurig, aber viel mehr leid tut es mir für unsere jungen Wilden, die so eine mega geile Saison gespielt haben. Denen hätte ich das sowas von gegönnt. Es tut mir im Herzen weh, dass wir den Traum nicht erfüllen konnten", sagte der Kreisläufer. Nicht ohne den Eulen zu ihrem Sieg zu gratulieren. Die hätten es "stark gemacht, das muss man dann so akzeptieren." Bis sich diese Einsicht durchgesetzt habe, werde es aber noch ein paar Wochen dauern. "Ich will die am liebsten alle einfach in den Arm nehmen und trösten. Und mich selbst auch", sagte Zörb.
Teamkollege Philipp Schwarz war da gedanklich schon einen Schritt weiter. "Wir lagen kurz auf dem Boden, aber wir kommen zusammen wieder hoch. Das machen wir in Hüttenberg immer so", sagte der Linksaußen, dabei war die Niederlage gerade wenige Minuten alt. Was Hüttenberg mit einem der geringsten Etats der Liga auf die Beine gestellt habe, mache Mut. Für viele seiner jungen Mitspieler werde der Weg in die Bundesliga führen. "Auch wenn's jetzt schwer ist. Was wir drumherum haben, ist vielleicht mehr wert als der Aufstieg."