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Stephan Pütz: "Meine Heilungsprozesse im Körper sind schneller geworden"

Stephan Pütz mit einem seiner Hunde.

Der Frankfurter Mixed-Martial-Arts-Kampfsportler Stephan Pütz ernährt sich rein pflanzlich. Er konnte seine Leistung dadurch steigern. Der 36-Jährige hat im Interview über vegane Ernährung, Fastenfenster und sein Training gesprochen.  

Der Frankfurter Mixed-Martial-Arts-Kampfsportler Stephan Pütz ernährt sich seit rund einem Jahr vegan. Um sich fit zu halten, trainiert und isst der 36-Jährige sehr diszipliniert. Sein Lieblingsgericht: Grünkohl mit Tofu-Krackern, wie er im Interview mit hessenschau.de verrät. Seine Tierliebe spiegelt sich nicht nur bei der Ernährung wider. Zusammen mit seiner Frau kümmert sich der MMA-Profi um Mini-Schweine, die im Wald ausgesetzt wurden. 

hessenschau.de: Herr Pütz, wieso ernähren Sie sich vegan? 

Stephan Pütz: Die pflanzliche Ernährung hat mir geholfen, ein höheres Volumen an Training absolvieren zu können. Meine Kraftwerte haben sich verbessert. Und ich regeneriere schneller mein Wohlbefinden. Es hat sich deutlich gesteigert. Sowohl meine Performance im Alltag als auch im Training hat sich verbessert. Das ist der Grund, warum ich eine pflanzliche Ernährung verfolge. 

hessenschau.de: Hat eine vegane Ernährung besondere Vorteile für Kampfsportler? 

Pütz: Ja, als Kampfsportler hat man natürlich immer eine Reizübertragung. Das heißt: Das Volumen an Training ist extrem hoch, man hat sehr viele Trainingsphasen. Man muss alle Aspekte trainieren plus Strength und Conditioning. Ich habe nur wenig Zeit zu regenerieren und da muss ich natürlich alle Parameter optimieren. Die Ernährung natürlich auch dazu. 

Stephan Pütz

Ich bin jemand, der sehr auf die Performance achtet. Das heißt, Geschmack steht bei mir an zweiter Stelle. Das ist aber überhaupt kein Ausschlusskriterium bei der pflanzlichen Ernährung. Denn es gibt sehr leckere Gerichte. Und die pflanzliche Ernährung hat mir geholfen, das nächste Level und die bestmögliche Version von mir als Sportler und als Athlet zu kreieren. 

hessenschau.de: Kraftsportler und Ausdauersportler brauchen ja viele Proteine. Wie versorgen Sie sich damit? 

Pütz: Proteinquellen sind Hülsenfrüchte, zum Beispiel Sojabohnen. Ich versuche, meine zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht an Proteinen zu mir zu nehmen. Im Übrigen haben sich meine Werte auch noch mal verbessert im Krafttraining. Ich bin großer Fan von Krafttraining und Strenght und Conditioning. Auch hier konnte ich nochmal signifikante Steigerungen feststellen. 

hessenschau.de: Als Kampfsportler sind Sie einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Wie macht sich da die Ernährungsumstellung konkret bemerkbar? 

Pütz: Ich hatte eine Verletzungsserie - Kreuzbandrisse, eine Schultereckgelenks-Sprengung - und ich muss sagen, dass ich in der Zeit, in der ich umgestiegen bin, gemerkt habe, dass mein Heilungsprozess im Körper signifikant schneller geworden sind. Das war natürlich ein subjektives Empfinden in dem Moment. Aber ich habe auch objektive Parameter: Mein Blutbild hat sich maßgeblich verbessert in der Zeit der Ernährungsumstellung, also innerhalb von drei Monaten. Und ich habe einfach gemerkt, dass meine Entzündungswerte nach unten gehen. 

hessenschau.de: Wie kann ich mir so ein Frühstück bei Ihnen vorstellen? 

Pütz: Ich frühstücke tatsächlich gar nicht. Ich verfolge ein Fastenfenster, das heißt: Ich esse ungefähr drei bis vier Stunden pro Tag. Ansonsten faste ich durchgehend, trinke Wasser, Tee. Ich entsafte viel. Ich achte darauf, dass meine Nährstoffe und Vitamine durch frisches Gemüse gewährleistet sind. Und diese nehme ich auch innerhalb meines Fastenfensters zu mir.   

hessenschau.de: Haben Sie ein Lieblingsgericht? 

Pütz: Mein veganes Lieblingsgericht ist tatsächlich Grünkohl mit Tofu-Crackern. 

hessenschau.de: Welche Tipps können Sie Menschen geben, die sich auch vegan ernähren wollen? 

Pütz: Ich würde sagen: Arbeitet mit Grundnahrungsmitteln, schaut, dass ihr saisonal und regional esst. Schaut, dass eure Makronährstoffverteilung ungefähr stimmt. Diese sollte ausgewogen sein. Ihr werdet sehen, was eine pflanzliche Ernährung für Vorteile bietet. 

Stephan Pütz

hessenschau.de: Wie ernähren sich denn andere Kampfsportler, gegen die Sie in den Ring steigen. Sind Sie da eine Ausnahme, was die Ernährung betrifft? 

Pütz: Ich glaube, ich bin eine Ausnahme. In der Kampfsportszene gibt es schon ein paar Athleten, die sich pflanzlich ernähren. Aber viele essen auch omnivor oder carnivor. Das hat Vorteile und Nachteile. Ich muss sagen, ich habe meinen Weg gefunden. Mir geht es außerordentlich gut damit. Ich arbeite auch als Ernährungsberater. Das heißt, ich mache Ernährungskonzepte für andere Sportler, für Crossfit-Athleten, für Kämpfer, die Gewicht machen müssen. Da viele Athleten Gewicht machen müssen, ist das Ernährungsspektrum breit gefächert. 

hessenschau.de: Kampfsportler, Ernährungsberater - und auch Tierschützer. Sie halten Minischweine. Wie kam es dazu? 

Pütz: Die Minischweine wurden im Wald im Großraum Frankfurt ausgesetzt. Meine Frau und ich versorgen sie jetzt, sie sind in einem Gehege. Wir haben auch mehreren Hunden ein neues Zuhause gegeben. 

Das Gespräch führte Susanne Mayer.