Drei 50-Euro- und zwei 100-Euro-Scheine werden vor eine ausgestellte Heizung gehalten.

Rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde soll die Gasumlage betragen. Was heißt das für die hessischen Verbraucher und Unternehmen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Gasumlage beschlossen

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Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs machten sich zuletzt bei gestiegenen Preisen in vielen Bereichen bemerkbar. Ab Oktober kommen auf Gasverbraucher zusätzliche Kosten zu. Die für das deutsche Marktgebiet verantwortliche Gesellschaft Trading Hub Europe gab am Montag in Berlin die Höhe der errechneten Gasumlage mit 2,419 Cent pro Kilowattstunde bekannt.

Für Mieter und Wohnungseigentümer bedeutet das einen starken Preisschub - zusätzlich zu den sowieso vielerorts geplanten Erhöhungen der Strom- und Gaspreise. Welche Folgen hat die Gasumlage nun? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist die Gasumlage?

Die Gasumlage ist eine Sonderumlage, die als Folge des Ukraine-Kriegs erhoben wird. Die Umlage soll Gasimporteure entlasten, die wegen der gedrosselten Lieferungen aus Russland anderswo für viel Geld Gas einkaufen müssen, um ihre Verträge zu erfüllen. Ihre Mehrkosten dürfen sie aktuell nicht weiterreichen, die Umlage soll diese Kosten ab Oktober zu 90 Prozent ausgleichen.

Gasversorger können den Großteil der Kosten somit an ihre Kunden weitergeben. Damit sollen Firmenpleiten und letztlich Lieferausfälle verhindert werden. Sie soll ab Oktober eineinhalb Jahre, also bis Ende März 2024, gelten.

Wer muss zahlen?

Die Umlage soll sowohl von Privathaushalten als auch von Unternehmen gezahlt werden, die Gas verbrauchen. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird etwa die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Gas beheizt.

Hinzu kommen Haushalte mit Mischsystemen, die durch Gas ergänzt werden. Beispiele dafür sind Solarthermie oder Pelletheizungen.

Mieter, die keine eigenen Gasverträge haben, müssen mit deutlich höheren Nebenkostenabrechnungen oder Abschlägen rechnen.

Welche Mehrkosten kommen auf uns zu?

Die Umlage bedeutet für einen Familienhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Mehrkosten in Höhe von 484 Euro jährlich, für einen Singlehaushalt mit 5.000 Kilowattstunden Verbrauch 121 Euro. Ein Paar, das gemeinsam 12.000 kWh verbraucht, kommt auf etwa 290 Euro Mehrkosten. Diese Berechnungen sind exemplarisch und noch ohne Mehrwertsteuer.

Die Unternehmen belastet die Umlage laut Wirtschaftsforschern mit 5,7 Milliarden Euro. 

Fällt darauf noch Mehrwertsteuer an?

Danach sieht es aktuell aus. Für die Verbraucher in Deutschland wird es keine Ausnahme bei der Mehrwertsteuer auf die Gasumlage geben. Die EU-Kommission bekräftigte am Dienstag in Brüssel, dass eine Streichung der Steuer anders als von der Bundesregierung erhofft nicht möglich ist. Die Kommission arbeitet nach eigenen Angaben aber zusammen mit Berlin an einer Lösung bezüglich der Mehrwertsteuer.

Welche Optionen es gibt und wann die Brüsseler Behörde sich dazu äußern will, war zunächst unklar. Der Sprecher sagte, die EU-Kommission teile den Wunsch Deutschlands, dass die Maßnahme keine unvorhergesehenen Steuereffekte habe. "Das ist ein extrem wichtiger Teil."

Wie gehen hessische Energieversorger damit um?

Die hessischen Energieversorger haben unterschiedlich auf die geplante Gasumlage in Höhe von 2,4 Cent pro Kilowattstunde reagiert. Die Mainova in Frankfurt wird die neue Umlage nach eigenen Angaben definitiv an die Kunden weitergeben. In welchem Umfang das geschieht, will sie diese Woche noch bekanntgeben.

Die ESWE in Wiesbaden erhöht den Gaspreis zum 1. Oktober inklusive Umlage um knapp 10 Cent pro Kilowattstunde. 50.000 Gaskunden sind davon betroffen.

Der Versorger Entega in Darmstadt wird laut eigenen Aussagen erstmal nicht reagieren, sondern weitere mögliche Entscheidungen der Bundesregierung abwarten.

Die RhönEnergie Osthessen will am Mittwoch bekanntgeben, inwiefern sie die Umlage an ihre Kunden weitergibt.

Ab wann ändert sich meine Rechnung?

Die Umlage erscheint als Aufschlag auf der Gasrechnung. Wann genau sie dort zu finden ist, ist vom Unternehmen abhängig. Denn: Laut Wirtschaftsministerium gibt es aus Verbraucherschutzgründen Ankündigungsfristen im Energiewirtschaftsgesetz von vier bis sechs Wochen, die eingehalten werden müssten.

Verkünden Gasversorger eine Erhöhung noch in dieser Woche, so ist die Gasumlage voraussichtlich bereits ab 1. Oktober auf der Gas-Rechnung zu finden. Lässt sich ein Unternehmen Zeit damit, so könnten erste Änderungen auch erst im November oder Dezember eintreten.

Gibt es Entlastungen für Betroffene?

Die Bundesregierung hat angekündigt, dass insbesondere untere Einkommensgruppen, die von den Mehrkosten besonders hart getroffen werden, weiter entlastet werden sollen. Es werde niemand alleine gelassen, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Die Bundesregierung hat bereits ein drittes Entlastungspaket angekündigt, das unter anderem Hilfen beim Wohngeld und bei der Einkommenssteuer vorsieht.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) begrüßt zwar die vom Bundesfinanzminister angestrebte Beseitigung der kalten Progression. "Ich glaube aber, dass das nicht ausreicht", sagte er. "Deshalb muss die Bundesregierung die Menschen mit niedrigem Haushaltseinkommen ganz besonders in den Blick nehmen und im wahrsten Sinne des Wortes hilfsbereit bleiben."

Was bedeutet die Umlage für Vermieter?

Der hessische Landesverband der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, Haus & Grund, fordert, dass Vermieter die Heizkostenvorauszahlungen der Mieter auch im laufenden Abrechnungsjahr erhöhen dürfen.

Rund zwei Drittel der Wohnungen seien in Händen privater Kleinvermieter, teilte Geschäftsführer Younes Frank Ehrhardt mit. "Die angekündigten drastischen Preisanstiege liegen weit über ihren mit den Mietern vereinbarten Abschlägen." Wenn Vermieter bis zur nächsten Nebenkostenabrechnung in Vorleistung treten müssten, drohe etlichen von ihnen die Zahlungsunfähigkeit.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Der Hessische Industrie- und Handelskammertag warnt angesichts der Gasumlage vor hohen finanziellen Belastungen für die Betriebe. Die Energiekosten hätten längst ein gefährliches Niveau erreicht, erklärte die Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller am Montag.

"Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt zahlen Unternehmen derzeit etwa fünfmal so viel für die Beschaffung von Gas, viermal so viel für die Beschaffung von Strom." Nicht alle Betriebe könnten diese Kosten an ihre Abnehmer weiterreichen. "Die Gasbeschaffungsumlage wird die Inflation weiter anheizen", befürchtete Schoder-Steinmüller.

Auf Unternehmensseite sind laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vor allem energieintensive Grundstoffindustrien wie die Chemie- und Metallindustrie sowie Hersteller und Verarbeiter von Glas, Keramik, Steinen und Erden betroffen. Allein diese drei Branchen trügen mehr als die Hälfte der Mehrkosten. 

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Hessische Reaktionen auf Gasumlage

Ein Gaszähler
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