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Seit Jahren gesperrte Brücken in Frankfurt

Autos fahren unter der maroden Cassellabrücke

Die Schwedlerbrücke im Frankfurter Osten ist seit 2011 gesperrt, Sanierungen der Camberger Brücke und der Casellabrücke kommen nur langsam voran. Die Stadt versucht, die Gründe zu erklären. Fußgänger und Radfahrer sind nicht überzeugt.

Die Camberger Brücke in Frankfurt verbindet die beiden Stadtteile Gutleutviertel und Gallus. Seit Oktober 2022 ist das "kombinierte Straßen- und Brückenbauwerk", wie es das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) nennt, allerdings gesperrt. Und das soll sich bis Ende 2024 auch nicht ändern. Der Grund: dringende Sanierungsarbeiten.

Die Dauer der Vollsperrung - voraussichtlich mindestens zwei Jahre - begründet das Straßenbauamt mit umfassenden Arbeiten, die eben viel Zeit in Anspruch nähmen. "Die Arbeiten erfolgen teilweise in genehmigten Sperrpausen der Deutschen Bahn, sind sehr kleinteilig und arbeitsintensiv", berichtet Amtsleiterin Michaela Kraft. Die Sperrpausen seien nötig, weil die Autobrücke über Gleise der Bahn führe.

Während sich der Autoverkehr laut Stadt auf der Umleitungsstrecke im Hafentunnel bereits entspannt hat, müssen Fußgänger und Radfahrer wegen der Sperrung der Camberger Straße Umwege in Kauf nehmen. Ohne die Brücke liegt die Galluswarte drei Kilometer entfernt. Sie ist auch eine wichtige Verbindung in Richtung Uniklinik und Frankfurt-Niederrad.

In einer Karte von Frankfurt sind mit blauen Punkten die Cassella-Brücke, die Schwedlerbrücke und Camberger Brücke markiert.

"Musterbeispiel, wie der Fußverkehr benachteiligt wird"

Für den Fußgängerverein Fuss ist die Sperrung "ein Musterbeispiel, wie der Fußverkehr benachteiligt wird". "Unerträglich" findet die Situation auch Bertram Giebeler vom Fahrradfahrer-Verkehrsclub ADFC Frankfurt: "Bevor man so eine Baustelle anfängt, muss man sich überlegen, was man mit den Fußgängern und Radfahrern anfängt."

Fuss und ADFC fordern deshalb Behelfsbrücken, die wieder abgebaut werden könnten und leicht zu mieten seien. Das Straßenbauamt hält diese nach eingehender Prüfung aber für nicht machbar. Die Platzverhältnisse rund um das Bauwerk ließen einen solchen Eingriff nicht zu. Darüber hinaus sei die Errichtung "wirtschaftlich nicht tragbar".

Schwedlerbrücke seit 2011 gesperrt

Die Schwedlerbrücke im Frankfurter Ostend ist wegen Einsturzgefahr bereits seit 2011 gesperrt. Brückenteile sollen sowohl instandgesetzt als auch neu gebaut werden. "Mir ist es völlig unverständlich, warum die Schwedlerbrücke nicht schon längst in Angriff genommen wurde", sagt Giebeler.

Wer damals nördlich der Gleise gewohnt habe, habe mit der Fußgängerbrücke eine wichtige Verbindung gehabt, um zum Einkaufen auf die Hanauer Landstraße zu gelangen. Viele Menschen wüssten heute nicht einmal, dass man über die Brücke gehen konnte, erzählt Giebeler.

Marode Brücke zu sehen

Die Stadt hat die Sanierung vergangenes Jahr europaweit ausgeschrieben, konnte laut Straßenbauamt "jedoch noch keine Firma beauftragen". Eine zweite Ausschreibung sei in Vorbereitung. "Wenn die Vergabe erfolgreich verläuft, könnten die Arbeiten noch gegen Ende des Jahres beginnen", hofft Amtsleiterin Kraft. Einige der Brückenbögen seien 2016 bereits zurückgebaut worden.

Cassellabrücke seit 2019 gesperrt

Die Cassellabrücke, die in Frankfurt den Norden und den Süden des Stadtteils Fechenheim verbindet, ist wegen "gravierender Schäden" seit 2019 gesperrt. Im Januar haben die Abrissarbeiten begonnen, die bis Mitte März dauern sollen. Bis dahin soll die Cassellastraße gesperrt bleiben. Das Straßenbauamt habe Überlegungen zu einer neuen Verbindung und bereite entsprechende Planungen vor.

Während der Autoverkehr auf der Hanauer Landstraße eingeschränkt ist, können laut Stadt Fußgänger und Fahrradfahrer die Baustelle auf beiden Seiten passieren. Die Straßenbahn 11 wird ab 23. Januar für rund anderthalb Monate zwischen Hugo-Junkers-Straße und Schießhüttenstraße eingestellt. Ein Schienenersatzverkehr werde dafür eingerichtet.

Marode Brücke zu sehen

Warum die Abrissarbeiten und die Verkehrseinschränkungen so lange nötig seien, erklärt die ASE-Leiterin unter anderem mit der besonderen Lage: "Der Abstand der Brücke zur Wohnbebauung ist äußerst gering, und die Brücke quert eine chemische Fabrik. Deshalb ist die Anforderung, Lärm, Staub und Erschütterungen nahezu auszuschließen." Damit sei die Entscheidung zugunsten eines Rückbauverfahrens gefallen, das die Anforderungen erfülle, aber mehr Zeit benötige.

Für Fuss und den ADFC ist die Auseinandersetzung mit der Stadt noch nicht zu Ende. Es gebe noch keinen Aktionsplan, aber man werde weiter versuchen, die Sperrungen gerade für Fußgänger und Radfahrer annehmbarer zu machen.