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Rückzug von Wintershall aus Russland - Verlust für Mutterkonzern BASF

Ein Firmenschild mit dem blau-weißen Logo von Winterhall Dea steht vor dem Bürogebäude der Firma.

Noch im November hatten Aktivisten gegen das Engagement des Gas- und Ölkonzerns Wintershall Dea in Russland demonstriert und ihm vorgeworfen, vom Krieg zu profitieren. Jetzt hat das Unternehmen angekündigt, sich vollständig aus dem Land zurückziehen zu wollen.

Der Kasseler Gaskonzern Wintershall Dea will sich vollständig aus Russland zurückziehen. Der Aufsichtsrat habe dieser Grundsatzentscheidung des Vorstands zugestimmt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Geordneter Rückzug angekündigt

Man werde das Land "in geordneter Weise und unter Einhaltung aller anwendbaren rechtlichen Verpflichtungen" verlassen, hieß es. "Eine Fortführung unseres Geschäfts in Russland ist nicht haltbar", wurde Vorstandschef Mario Mehren zitiert.

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sei mit den Werten des Konzerns nicht vereinbar, so Mehren weiter. "Er hat die Zusammenarbeit zwischen Russland und Europa zerstört."

Russland habe die Tätigkeit westlicher Unternehmen im Land in den vergangenen Monaten zunehmend eingeschränkt. Zudem seien durch externe Eingriffe in die Aktivitäten der Joint Ventures diese de facto wirtschaftlich enteignet worden.

Kritik von Menschenrechtlern und Friedensaktivisten

Zunächst hatte Wintershall Dea trotz des Krieges an seinen Beteiligungen in dem Land festgehalten und gewarnt, im Falle eines Rückzuges würden Milliardenwerte an den russischen Staat fallen. Doch der Druck wuchs. Menschenrechtler und Umweltverbände warfen dem Unternehmen vor, "blutige Profite" mit dem Krieg zu machen. Rasant gestiegene Energiepreise bescherten Wintershall Dea hohe Gewinne.

Im November demonstrierten Friedensaktivisten vor der Konzernzentrale in Kassel. Mit Kunstblut beschmiert, warfen sie Wintershall Dea vor, die russische Kriegsmaschinerie zu unterstützen. Schließlich schaltete sich auch die Bundesregierung ein. Man sei mit dem Konzern im Gespräch, sagte eine Sprecherin der Regierungspressekonferenz.

Unternehmen: Krieg von Anfang an verurteilt

Wintershall Dea dagegen betonte, man habe den Angriffskrieg bereits direkt nach Ausbruch verurteilt und Investitionen in neue Projekte in Russland und mit russischen Partnern außerhalb des Landes gestoppt. Das Russlandgeschäft sei seither kontinuierlich auf den Prüfstand gestellt worden.

Ende Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, eine rechtliche Trennung seiner Beteiligungen prüfen zu wollen. Wintershall Dea ist an drei Förderprojekten beteiligt. Der Anteil der russischen Geschäfte an der gesamten Produktion lag zuletzt bei 50 Prozent.

Über fünf Milliarden Euro Verlust

Für Wintershall Dea bedeutet der Rückzug einen hohen Verlust. Der Konzern bezifferte ihn am Dienstag auf einmalig 5,3 Milliarden Euro. Dennoch sieht sich das Unternehmen gut genug aufgestellt, um das wegstecken zu können.

Seit Kriegsbeginn habe man die russischen Aktivitäten bei der Finanzplanung nicht mehr berücksichtigt. Zudem wolle man das Geschäft außerhalb Russlands ausbauen und diversifizieren, hieß es aus der Konzernzentrale.

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Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding GmbH und der Dea AG hervorgegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit rund 2.500 Menschen. Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF hält knapp 70 Prozent an Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine Dea-Anteile gebündelt hat.

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