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Frankfurter Volksbank weiter auf Erfolgskurs

Volksbank Frankfurter Innenstadt

Sie könnte bald unter den deutschen Volksbanken die Nummer eins sein: die Frankfurter Volksbank. In den letzten Jahrzehnten hat sie zahlreiche andere Finanzinstitute übernommen. Ein Konzept, das finanziell aufzugehen scheint.

2023 war für die Frankfurter Volksbank Rhein/Main ein Erfolgsjahr. Sie konnte ihren Gewinn um ein Fünftel steigern, auf 82 Millionen Euro. "Wir haben geliefert", meint die Vorstandsvorsitzende der Bank, Eva Wunsch-Weber, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt.

Vor allem konnte die Volksbank dank der höheren Zinsen mit Krediten wieder mehr Geld verdienen. Dazu seien diese Darlehen fast nie ausgefallen, erklärt Wunsch-Weber. Außerdem profitierte die Bank vom zunehmenden Interesse ihrer Kunden an Wertpapieren, weil sie durch solche Geschäfte mehr Provisionen einnehmen konnte.

Region ist ein dehnbarer Begriff

Die guten Zahlen würden die Bank in ihrem Kurs bestätigen, meint die Bankchefin: "Wir fühlen uns gut im Markt positioniert und haben auch das Gefühl, dass wir die Kunden und die Region immer besser verstehen." Region - das wird bei der Veranstaltung allerdings auch deutlich - ist hier ein sehr dehnbarer Begriff.

Gegründet im Jahr 1862, hat das Traditionshaus seinen Einzugsbereich seitdem nämlich kräftig erweitert. Allein seit 1990 fusionierte es mit insgesamt 21 anderen Banken. Dadurch ist es mittlerweile etwa in Hanau, Rüsselsheim und Bad Homburg vertreten.

Sogar über Ländergrenzen hinweg

Allerdings stehe dort nicht überall auf den Schildern "Frankfurter Volksbank", betont deren Chefin Wunsch-Weber: "Wir lassen individuelle Markenauftritte zu, weil das für die Kunden wichtig ist." Auf die sollten die Mitarbeiter vor Ort auch weiter individuell eingehen können. Zugleich gebe es Dinge, die man gemeinsam billiger betreiben könne, etwa die Verwaltung im Hintergrund oder die gemeinsame Bank-App.

Als nächstes ist die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg dran. Mit der will die Frankfurter Volksbank dieses Jahr zusammengehen. Die hessisch-bayerische Fusion sei sinnvoll, sagt Wunsch-Weber: "Wir verstehen uns im weitesten Sinne als Metropolregion Rhein-Main, das ist das verbindende Element und der Grund, warum wir uns mit den bayerischen Kollegen ausgetauscht haben."

Bald die Nummer eins?

Die geplante Fusion komme gut voran, sagt die Volksbankchefin. Die beiden Genossenschaftsbanken würden nun ihre Mitglieder dazu befragen. Bei sogenannten Vertreterversammlungen würden im Sommer insgesamt etwa 3.000 Personen über den Zusammenschluss abstimmen. Bei der Frankfurter Volksbank werde die Entscheidung Ende Mai fallen, bei der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg Ende Juni.

Bei grünem Licht würde ein neues Institut mit einer Bilanzsumme von über 19 Milliarden Euro entstehen. Es wäre damit unter den deutschen Volksbanken die Nummer eins. Derzeit sind die Frankfurter Nummer zwei nach der Berliner Volksbank. An private Großbanken in Frankfurt wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank könnte der genossenschaftliche Gigant allerdings nicht heranreichen.

An den Filialen soll nicht gespart werden

Der Juniorpartner aus Bayern erhofft sich von der Fusion ebenfalls viele Vorteile. Der Aschaffenburger Vorstandssprecher Claus Jäger verweist zum Beispiel auf die Bank-App der Frankfurter: "Die wäre auch für unsere jungen Kunden wichtig und würde uns im Wettbewerb attraktiver machen." Investitionen in solche digitalen Produkte lohnten sich umso mehr, je mehr Kunden sie nutzen würden, heißt es dazu wiederum aus Frankfurt.

Gleichzeitig geht nach Angaben der Volksbanken bei so einer Fusion auch darum, Prozesse zu verschlanken und dadurch kostengünstiger zu arbeiten. Am Personal und an den Filialen in Aschaffenburg werde man dagegen nicht sparen, das habe man für die nächsten fünf Jahre vertraglich vereinbart. Im Gegenteil sollten die Filialen modernisiert und die Beratung etwa um Energiethemen erweitert werden.

Steigen die Wachstumsfantasien zu Kopf? 

Solche Fusionen sind bei Genossenschaftsbanken gang und gäbe. Wie der zuständige Genoverband aus Hessen meldet, haben sich allein innerhalb der letzten fünf Jahre zehn Geldhäuser mit anderen zusammengeschlossen. Aktuell sind in Hessen damit noch 47 Institute übrig.

Meist wollten die Banken dadurch effizienter werden und sparen, meint Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance. Allerdings sei die Regionalität ihre große Stärke: "Im Gegensatz zu vielen Großbanken, die sich aus der Fläche zurückziehen, bedienen regionale Banken die mittelständischen Firmen vor Ort, Selbständige und Privatleute." Wenn sich die Banken im Zuge ihrer Wachstumsfantasien aber zu sehr entwurzeln würden, würden sie das Vertrauen ihrer Kunden verspielen.

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