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Ruhe am Tag und Stress am Abend

Mehmet Dincer vom Restaurant Ramos im Frankfurter Gallus

Der muslimische Fastenmonat Ramadan nähert sich dem Ende. Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger fasten seit Wochen - das geht auch an der Gastronomie nicht spurlos vorbei. Gastronomen berichten, wie sich der Ramadan aufs Geschäft auswirkt.

Essen erst nach Einbruch der Dunkelheit: Das gilt seit gut drei Wochen für viele der zirka 600.000 Muslime und Musliminnen in Hessen. Grund dafür ist der islamische Fastenmonat Ramadan, der am Freitag endet.

Im Frankfurter Gallusviertel leben laut der Stadt Menschen aus rund 100 verschiedenen Nationen, auch die muslimische Gemeinde ist groß. Wir haben uns im Viertel umgehört: Wie läuft das Geschäft? Müssen Gastronomen Einbußen hinnehmen?

"Es liegt nicht nur am Ramadan" – Derbo Sağir, Restaurant Mevlana

Restaurant Mevlana

"Es ist ruhig. Sehr ruhig", sagt Gastronom Derbo Sağir. Im Restaurant Mevlana gibt es Lahmacun, Kebab und Pide, alles in halal, also "sauber" und "rein" nach islamischem Gesetz. Davon verkauft Sağir seit Beginn des Ramadan allerdings um einiges weniger als sonst.

Das läge aber nicht nur am Fastenmonat, so Sağir: "Erst kommt der Ramadan, dann Ostern und dann die Ferien. Und außerdem: Die Leute haben kein Geld." Sagir spielt auf die Inflation an. Und auch die Energiekrise spiele für ihn eine Rolle: Er mache aktuell nicht nur Umsatzeinbußen, auch seine Energieausgaben seien deutlicher höher als in den Jahren zuvor.

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Was ist der Ramadan?

Der islamische Fastenmonat Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr um mehrere Tage. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang essen und trinken die Fastenden nichts. Auch Rauchen und Sex sind in dieser Zeit verboten. Vom Fasten ausgenommen sind alle, die körperlich nicht in der Lage dazu sind: zum Beispiel schwangere, ältere oder kranke Menschen.

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"Die Verluste sind tragbar" – Kumru Aksu-Anik, Dein Döner

Salattheke des Imbiss "Dein Döner"

Auch Imbiss-Besitzerin Kumru Aksu-Anik spürt den Ramadan im Geschäft, wenn auch weniger. "Die Verluste sind tragbar", erklärt die junge Frau, während sie hektisch Bestellungen zusammenpackt. Aksu-Anik, die selbst keiner Religion angehört, schätzt den Anteil ihrer muslimischen Kundschaft eher gering ein: "Ich schätze, 90 Prozent meiner Kunden sind Deutsche und Christen. Ich merke es aber trotzdem."

Tagsüber gibt es laut Aksu-Anik etwas weniger Bestellungen. Dafür wird es am Abend, kurz vor dem Fastenbrechen, besonders stressig: Viele Kundinnen und Kunden machen Vorbestellungen, die der "Dein Döner"-Imbiss dann nach Hause liefert.

"Am Abend holen wir es wieder rein" – Mehmet Dincer, Ramos

Dass es am Abend auch gerne mal munterer zugeht, bestätigt auch Mehmet Dincer, Geschäftsführer des türkischen Restaurants Ramos. Am Tag sei es deutlich ruhiger, die Verluste würden er und seine Mitarbeiter am Abend aber weitgehend wieder reinholen, so Dincer. "Um 20:20 Uhr ist der Laden voll", erklärt der Gastronom.

Fleischtheke im Restaurant Ramos in Frankfurt

Ramadan kann auch Umsatzbringer sein

Der türkische Unternehmerbund erklärte in Vergangenheit immer wieder, dass der Ramadan auch Umsatzhebel sein könne: Muslime und Musliminnen seien bereit, zum Fastenbrechen besonders viel Geld auszugeben. Wie es sich in diesem Jahr mit dem Umsatz der Gastronomie verhält, können sie aktuell noch nicht sagen.

Umsatzfördernd könnten auch spezielle Ramadan-Angebote sein. Einige Restaurants schließen tagsüber und öffnen nur zum Fastenbrechen am Abend - so auch das marokkanische Restaurant Mogador. Ein großes Buffet zum Fastenbrechen bringt jeden Abend zahlreiche Gäste, eine verbindliche Vorreservierung ist obligatorisch. Auch das kann für Gastronomen also eine Möglichkeit sein: sich dem Rhythmus der Fastenden anzupassen.

Fastenmonat endet am Freitag

Mit dem muslimischen Zuckerfest endet der Ramadan am Freitag nach 30 Tagen, auch die Osterferien gehen in dieser Woche zu Ende. Für viele Restaurants könnte das bedeuten: Weniger Stress am Abend und geregeltere Umsätze am Tag.