Gender Pay Gap in Hessen Lohnlücke für Frauen schrumpft - aber nicht überall gleich

Die Lücke wird kleiner, aber noch immer verdienen Frauen im Schnitt schlechter als ihre Kollegen. Der neue Lohnatlas zeigt, für wen das Risiko besonders groß ist - und in welcher Stadt Frauen besser als Männer dastehen.
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Gender Pay Gap in Hessen

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Hessen deutlich kleiner geworden und hat sich fast halbiert. Von gleichen Einkommen durch sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeit sind viele Frauen aber noch immer deutlich entfernt, wie der aktuelle hessische Lohnatlas zeigt.
Das allgemeine geschlechtsspezifische Lohngefälle (unbereinigter Gender Pay Gap) betrug im Jahr 2021 im Landesschnitt noch neun Prozent, wie Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Freitag bei der Präsentation der Studie sagte. Das betrifft alle Einkommen, unterschieden allein nach dem Geschlecht. Es gibt aber je nach Region, Alter, Branche und Ausbildung zum Teil beträchtliche Unterschiede. Diese Angaben zum sogenannten bereinigten Gender Pay Gap finden sich auch in dem Bericht.
Gleichheit für Jüngere fast erreicht
"Besonders interessant" sind laut Klose die Differenzen beim Vergleich der Altersgruppen: je jünger, desto niedriger. So stehen Frauen im Alter von 45 und 55 Jahren bei der Gehaltsabrechnung im Schnitt knapp 14 Prozent schlechter da als männliche Kollegen. Im Jahr 2012 waren es noch 19 Prozent. Bei den jüngeren Beschäftigten hat sich deren Lohnlücke in Höhe von damals sechs Prozent fast geschlossen und liegt gerade mal noch bei einem Prozent.
Eine große Rolle spielt auch, wo in Hessen die Menschen ihr Geld verdienen. Ein Blick auf die Karte zeigt: In ländlichen Regionen liegen die Löhne von Frauen und Männern besonders weit auseinander, am weitesten im Kreis Hersfeld-Rotenburg. In den großen Städten sieht es bis auf Darmstadt viel besser aus.

In Offenbach sind die Löhne der Frauen nicht zum ersten Mal im Schnitt sogar höher als die der männlichen Kollegen. Allerdings hielt schon der Lohnatlas für das Jahr 2020 fest, dass hinter der besonderen Entwicklung auch ein besonderes soziales Problem der Männer steht.
Bereits damals hieß es, die ungewöhnliche Lage gehe "überwiegend darauf zurück, dass die Einwohner in der Stadt Offenbach deutlich weniger als im hessischen Schnitt verdienen, was auf die Einwohnerinnen nur zum Teil zutrifft". Laut Christa Larsen, Leiterin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Uni Frankfurt, kommt hinzu: Viele Offenbacher und gerade Offenbacherinnen mit Vollzeitjobs verdienen ihr Geld in Frankfurt. Larsen war federführend bei der Erstellung des Lohnatlas.
Akademiker liegen besonders weit zurück
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Das gleiche Durchschnittseinkommen wie Männer haben Frauen mit einem Berufsabschluss in Hessen schon erreicht. Für Akademikerinnen sieht das ganz anders aus. Sie verdienen zwischen einem Fünftel und einem Viertel weniger als Männer mit Studienabschluss.
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Frauen verdienen im Schnitt neun Prozent weniger

Das bestätige Befunde, wonach "besonders Stellen mit komplexen Anforderungen und häufig mit Führungsverantwortung noch sehr hohe Lohnlücken aufweisen". Jahrelang hat sich demnach kaum etwas bewegt. "Erst mit dem ersten Pandemiejahr 2020 ist hier Dynamik entstanden", sagte Larsen.
Damit war es im Jahr darauf aber schon wieder vorbei. Das passt zur Feststellung, dass sich in puncto Lohnangleichung auch bei Posten mit hohem Gehalt wenig getan habe.
Dritte Auflage des Lohnatlas
Der aktuelle Lohnatlas ist der dritte seiner Art für Hessen. Er soll der Landesregierung Hinweise geben, was für mehr Lohngleichheit von Frauen und Männern getan werden kann. Dafür wurden nach Angaben des Sozialministeriums öffentlich zugängliche Daten verwendet und den 26 Landkreisen und kreisfreien Städten zugeordnet. Die Zahlen beziehen sich auf Frauen und Männer mit Wohnsitz in Hessen.
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