Mobilitätsstudie Frankfurt wird zur Fußgängerstadt
Zu Fuß gehen liegt im Trend, Autofahren befindet sich langsam auf dem Rückzug. Eine neue Mobilitätsstudie zeigt: Frankfurterinnen und Frankfurter nutzen für die meisten Wege inzwischen Fahrrad, Öffentlichen Nahverkehr und die eigenen Füße. Das hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun.
Die am Freitag vorgestellten Ergebnisse des Systems repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) zeigen, dass 2023 die befragten Frankfurterinnen und Frankfurter gut 37 Prozent aller Wege zu Fuß bewältigen. Das war ein Anstieg um elf Prozent im Vergleich zur vorigen Erhebung im Jahr 2018. Bei innerstädtischen Wegen lag der Anteil sogar bei 41 Prozent.
Erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 1973 ist damit der Fußverkehr die am stärksten genutzte Fortbewegungsart in Frankfurt.
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Per Pedes durch die Pandemie
Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) zeigte sich am Freitag erfreut über diese Entwicklung. "Frankfurt ist eine kompakte, grüne Stadt - und das macht sich zunehmend im Mobilitätsverhalten bemerkbar. Der Fußverkehr boomt."
Einen Grund vermutet Siefert in den Erfahrungen aus der Corona-Zeit. Während der Pandemie sei die unmittelbare Umgebung intensiver wahrgenommen worden, wodurch Wege im Quartier an Bedeutung gewonnen hätten. Gleichzeitig hätten neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice die Notwendigkeit längerer Arbeitswege verringert.
Knapp unter dem Masterplan-Ziel
Ein aus Sicht des Verkehrsdezernats positiver Trend zeichnet sich auch im sogenannten Umweltverbund aus Fuß-, Fahrrad- und öffentlichem Nahverkehr ab. Demnach werden innerstädtisch mittlerweile 82 Prozent aller Wege mit umweltschonenden Verkehrsmitteln zurückgelegt. Im Gesamtverkehr beträgt der Anteil 77 Prozent.
Der Anteil des Umweltverbunds an allen zurückgelegten Wegen liegt damit nur noch drei Prozentpunkte unter dem im Masterplan Mobilität festgelegten Zielwert von 80 Prozent. Der Masterplan war im März nach langer Diskussion von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung verabschiedet worden.
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Autos auf dem Rückzug
Der motorisierte Individualverkehr befindet sich somit auf dem Rückzug. Die Zahl der werktäglichen Pkw-Wege der Frankfurterinnen und Frankfurter liegt bei rund 625.000. Das ist der niedrigste Wert seit 1998.
Bezogen auf die Verkehrsleistung - inklusive Güterverkehr und Pendlern - lag sein Anteil 2023 immer noch bei rund 47 Prozent. Das waren zehn Prozentpunkte weniger im Vergleich zu 2018.
Der Anteil des Fahrradverkehrs an der Verkehrsleistung stieg von elf auf 15 Prozent. Insbesondere auf Wegen zwischen fünf und zehn Kilometern wird deutlich mehr Fahrrad gefahren (plus acht Prozent).
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Für die Verkehrsplanerinnen und -planer am Main eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten. "Die von den Frankfurterinnen und Frankfurter freigemachten Kapazitäten im Straßennetz eröffnen neue Perspektiven für den Wirtschaftsverkehr, den öffentlichen Nahverkehr sowie für den Ausbau von Rad- und Fußwegen", betonte Petra Lau, die Leiterin des Straßenverkehrsamts, am Freitag.
Rund 280.000 Menschen befragt
Die Erhebung System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) gibt es seit 1972 in regelmäßigen Abständen. Dabei wird durch Haushaltsbefragungen das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung in deutschen Städten erfasst.
Für die SrV-Studie 2023 wurden Daten aus rund 500 Städten und Gemeinden zusammengetragen. Insgesamt beteiligten sich an der Erhebung mehr als 280.000 Personen.
Fußgänger zufrieden, Fahrradfahrer murren
Erstmals wurde dabei die Zufriedenheit mit den einzelnen Fortbewegungsarten abgefragt. So bewerteten in Frankfurt 71 Prozent der Befragten die Bedingungen für das Zufußgehen als gut oder sehr gut. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent bewertete den Öffentlichen Nahverkehr in der Stadt positiv.
Mit der Situation für den Autoverkehr zeigten sich 32 Prozent der Befragten zufrieden, 15 Prozent stuften sie als mangelhaft oder ungenügend ein.
Ähnlich negativ wurden die Bedingungen für den Fahrradverkehr eingeschätzt: 38 Prozent der Befragten beurteilten die Situation gut oder sehr gut. 14 Prozent fanden sie mangelhaft.