Foodies Fulda

Hafer-Drink und "grüne Wurst" made in Osthessen: Vier Unternehmer feilen gemeinsam an nachhaltigen Lebensmitteln. Sie wollen die Region Fulda mit ihrer Vision zum Vorreiter machen. Die erste Station der hessenschau-Sommertour.

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"Foodies" wollen Fulda zur Vorzeige-Region machen

hessenschau vom 29.08.2022
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Es ist ein ambitionierter Plan: Aus Fulda und Umgebung soll eine Vorzeige-Region für nachhaltig und regional erzeugte Lebensmittel werden. Das zumindest ist die Vision von vier Unternehmern aus der Lebensmittelbranche. Nach dem großen Vorbild Silicon Valley wollen sie erreichen, dass in der Region Firmen und Start-ups zusammenfinden, die sich mit ihren Produkten und Geschäftsmodellen gegenseitig inspirieren.

Um ihre Idee umzusetzen, haben sie im Sommer 2021 gemeinsam die Firma "Foodies mit Haltung" gegründet. Neben dem Bio-Landwirt Christoph Jestädt und dem Kaffeeröster Heiko Reinholz gehört auch Speiseeis-Hersteller Michél Günther zum Gründungs-Team. Sie alle haben die Start-up-Phase bereits bewältigt und sich in der Region einen Namen gemacht. Mit dabei ist außerdem Gastro-Beraterin Sabine Steinbeck, die Betriebe unter anderem in Sachen Nachhaltigkeit berät.

Nachhaltigkeit auch beim Essen wichtig

Denn die Frage nach Nachhaltigkeit und Herkunft gewinnt bei Lebensmitteln immer mehr an Bedeutung. Was täglich gegessen und getrunken wird, beeinflusst vieles - nicht nur das eigene Leben. Der Konsum hat weitreichende Auswirkungen: auf die Erzeuger und die Umwelt, auf die Arbeitsbedingungen vor Ort, auf das Tierwohl, die Artenvielfalt und das Klima.

Diese Themen stehen auch bei den vier Unternehmern im Fokus. "Unser Ziel ist, nachhaltige Lebensmittel herauszubringen, die die Lebensräume schützen", erklärt Bio-Landwirt Jestädt. "Wir wollen aber auch eine Plattform schaffen für andere Gründer und Menschen, die genauso denken wie wir und was bewegen wollen." Eis-Hersteller Günther betont, man wolle nicht nur Start-ups finden und fördern, sondern auch selbst zeigen, wie gute Produkte aussehen können. "Produkte, die gut fürs Klima sind und trotzdem wirtschaftlich funktionieren."

Hafer-Drink made in Osthessen

Zwei Produkte haben die Foodies bereits mit vereinten Kräften kreiert und auf den Markt gebracht, darunter ein Hafer-Drink aus der Region. Häufig kommen solche Produkte aus Schweden und werden über weite Strecken zu den Verbrauchern transportiert. Jetzt gibt es den Hafer-Drink made in Osthessen. Der Hafer stammt aus der Rhön, die Verarbeitung und das Abfüllen des Getränks erfolgt auch in der Region.

Die zweite Produkt-Idee stammt von Eis-Produzent Günther: Die "Green Worscht" besteht nur zu einem Viertel aus Rindfleisch und zu drei Vierteln aus Gemüse - Linsen, Rote Beete, Hafer und Gewürzen. Damit enthält sie mehr Proteine, Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäuren. Gleichzeitig sei weniger Fett und weniger Salz enthalten als in einer herkömmlichen Bratwurst, erklären die Macher.

"Green Worscht" mit einem Spitzenkoch kreiert

Bei der Rezeptur half nicht nur der Rhöner Sternekoch Björn Leist. Auch Ökotrophologen von der Hochschule Fulda brachten ihre Expertise ein. Denn die Entwicklung war nicht einfach. Am Ende war auch Leist zufrieden: "Die Konsistenz ist gut und von außen sieht sie aus wie eine Wurst."

Auf einem Teller liegt eine Green Worscht, eine Wurst, die zu einem Viertel aus Fleisch und zu drei Viertel aus Gemüse, Hafer und Gewürzen besteht.

Aber warum überhaupt ein Hybridprodukt aus Fleisch und Pflanzlichem statt einer fleischlosen Variante? Ihr Ziel sei es, in den Regalen der Supermärkte direkt bei den Fleischprodukten zu stehen und nicht bei den pflanzlichen Lebensmitteln, erklären die Unternehmer. "Wir möchten insbesondere auch Menschen ansprechen, die grundsätzlich gerne Fleisch essen, aber auch bereit sind, ihren Fleischkonsum zurückzufahren."

Hafer-Drink verkauft sich besser als "Green Worscht"

Doch ein Verkaufs-Erfolg ist die Green Worscht (noch) nicht. Bislang gibt es sie nur auf Events, in den Lebensmittel-Einzelhandel hat sie es noch nicht geschafft. "Wir suchen noch nach einer Strategie, um sie auf dem Markt zu platzieren", sagt Foodies-Geschäftsführerin Steinbeck. Der Online-Versand der Wurst pausiert in den Sommermonaten.

Besser sieht es hingegen beim Hafer-Drink aus. Er wird in etwa 100 Verkaufsstellen angeboten und ist im Sortiment einer auf Bio-Produkte spezialisierten Supermarktkette zu finden. Zudem geht die Barista-Variante der Hafermilch an Cafés. "Die Entwicklungskosten waren relativ hoch, weil Hafer nicht so leicht zu verarbeiten ist wie etwa Früchte", erklärt Steinbeck. "Da wir jetzt jedoch einige Verkaufsstellen haben, bringt der Haferdrink regelmäßige Einnahmen und wir fangen an, Gewinn zu generieren."

Synergien im "Green Food Valley" nutzen

Von der Hochschule Fulda und Startups werden immer neue Ideen für nachhaltige und gesunde Lebensmittel an die Foodies herangetragen. So präsentierte Studentin Laura Keil bereits proteinreiche Linsenwürfel. Die Rezeptur hat sie mit Kommilitonen bei einem Hochschulprojekt entwickelt. Für die Tofu-Alternative gab es danach viel positives Feedback und den Publikumspreis beim Gründer-Wettbewerb "Hessen Ideen". Nun wollen sie versuchen, das Produkt zu platzieren, etwa in der Fuldaer Gastronomie.

Mit den Ideen-Gebern und Herstellern neuer Produkte tauschen sich die Foodies aus. Mehr als drei Dutzend Kontakte gab es schon, wie Steinbeck sagt. Sie wollen versuchen, gemeinsam aus Ideen Innovationen zu machen. Sie wollen im "Green Food Valley", wie sie es nennen, Synergien zu nutzen: Vertriebswege ausloten, Hilfen geben bei der Produkt-Weiterentwicklung und der Vermarktung.

Bio-Landwirt Jestädt ist zufrieden mit den ersten Schritten. "Es bewegt sich was, es ist ein Aufbruch. Wir sind noch kein Silicon Valley, noch längst nicht - aber wir arbeiten daran." Man sehe tolle neue Start-ups mit guten Ideen in der Region. "Und wir freuen uns darauf, gemeinsam den Weg für nachhaltigere Lebensmittel zu gehen."

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hessenschau-Sommertour

Fulda als Vorzeige-Region für nachhaltige Lebensmittel ist die erste Station auf der hessenschau-Sommertour zum Thema "Zukunft made in Hessen". In den folgenden Tagen gibt es weitere Stopps und Themen:

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