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Rund 600 Ärzte bei Kundgebung in Frankfurt

Demonstranten halten Schilder „Schuften ohne Schotter“ und „Klatschen zahlen die Miete nicht!“ hoch.

Arztpraxen in ganz Hessen blieben an diesem Mittwoch geschlossen: Die Ärzte setzten damit ihre Proteste gegen die Gesundheitspolitik fort. Bei einer Kundgebung in Frankfurt forderten sie eine bessere Vergütung.

"Wir sehen schwarz für die Zukunft Ihrer Versorgung" steht auf einem Banner, auf einem anderen heißt es "Klatschen zahlt die Miete nicht": Rund 600 Ärztinnen, Ärzte und medizinische Fachangestellte aus ganz Hessen haben am Mittwoch an einer Protestkundgebung auf dem Römerberg in Frankfurt teilgenommen.

Bereits zum vierten Mal hatten der Hausärzteverband Hessen und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gemeinsam mit weiteren Berufsverbänden zu einem Protesttag aufgerufen. Manche Arztpraxen blieben bereits an je einem Mittwoch im Januar, November und Oktober geschlossen.

Neupatientenregelung sorgt für Kritik

Zu den zentralen Forderungen gehört die Wiedereinführung der Neupatientenregelung. Sie hatte niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten finanzielle Anreize gegeben, neue Patientinnen und Patienten aufzunehmen. "Es geht darum, dass immer mehr Arbeit geleistet werden soll, die nicht vergütet wird", sagte etwa die Frankfurter Allgemeinmedizinerin Dorothee Kujath gegenüber dem hr. "Darunter leidet am Ende die Qualität und auch die Zeit für den Patienten."

Zudem verlangen die Mediziner eine angemessene und faire Honorierung, einen Inflationsausgleich für Praxen und Mitarbeiterinnen, die Abschaffung der bürokratischen Überfrachtung der Arbeitsabläufe in den Arztpraxen und der existenzbedrohenden Regresse.

Hausärzte: "Extreme Selbstausbeutung"

"Allein um unser Einkommen beizubehalten, wurden wir gezwungen, unsere sowieso schon extreme Selbstausbeutung immer weiter zu steigern - und dies in einer Zeit, in der uns die Pandemie schon bis zur absoluten Belastungsgrenze gefordert hat", hatte der Hausärzteverband Hessen (HZV) zu Beginn der Proteste mitgeteilt.

In der Kritik der Verbände stehen außerdem die geplanten "Gesundheitskioske". Sie sollen als Beratungsstellen für Patientinnen und Patienten in den Kommunen aufgebaut werden. Die Verbände befürchten, dass dort der Zugang zu ärztlicher Versorgung durch nichtärztliches Personal gesteuert werde und dies "erhebliche Einbußen an Qualität" bedeuten könnte.

Krankenkassen: "Kein Verständnis"

Die Krankenkassen können die Kritik von Ärzten und Verbänden nicht nachvollziehen. Laut dem Spitzenverband GKV stiegen die Honorare 2023 um insgesamt 1,4 Milliarden Euro. Rechnerisch seien das für jeden Arzt und jede Ärztin 11.000 Euro mehr.

In jedem Jahr würden die gestiegenen Praxiskosten aus der Vergangenheit ausgeglichen. Es dürfe dabei nicht vergessen werden, dass die zusätzlichen Arzthonorare aus den "Portemonnaies der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler finanziert" würden.

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