Israel-Flagge an Fahnenmast neben weiterem Fahnenmast mit Ukraine-Flagge.

Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel häufen sich Berichte über abgerissene oder beschädigte Israel-Flaggen in Hessen. Nachdem in sozialen Netzwerken ein Video kursierte, auf dem auf eine Fahne uriniert wurde, hat der Hanauer Oberbürgermeister Anzeige erstattet.

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Antisemitismus in Deutschland: Interview mit Felix Klein

Felix Klein
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Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat Strafanzeige erstattet, nachdem am vergangenen Wochenende eine Israel-Flagge von einem Fahnenmast am Hanauer Marktplatz gestohlen wurde. Kurze Zeit später kursierte zunächst auf der Plattform Tiktok, dann auf Instagram ein Video, wie Unbekannte eine Israel-Flagge abnehmen, darauf urinieren und sie verbrennen.

Wie die Stadt Hanau auf Nachfrage mitteilte, geht sie davon aus, dass es sich um die Fahne vom Markplatz handelt. Erst eine Woche zuvor hatte der Magistrat der Stadt die Flagge dort zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinde gehisst, um Solidarität und Anteilnahme mit den israelischen Opfern auszudrücken.

Kaminsky: "Verunglimpfung der Opfer"

"Ich hoffe, dass wir über die Videoüberwachungsaufnahmen am Marktplatz die Täter dingfest machen können", teilte Kaminsky am Donnerstag auf Anfrage des hr mit. Das Social-Media-Video sei dem Staatsschutz übermittelt worden. "Einen derart respektlosen Umgang mit den Hoheitszeichen eines Staates und damit eine Verunglimpfung der Opfer der gewalttätigen Übergriffe können wir nicht hinnehmen", so der Oberbürgermeister.

Er habe die Fahne umgehend ersetzen lassen, sodass seit Montagmorgen wieder eine neue Israel-Flagge am Marktplatz hängt.

Immer wieder Sachbeschädigungen und Angriffe

Es ist seit Beginn der terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel nicht der erste Vorfall dieser Art in Hessen: Wie die Polizei berichtete, wurde die Israel-Fahne vor dem Offenbacher Rathaus direkt zwei Mal hintereinander gestohlen.

In Wiesbaden nahm die Polizei am vergangenen Wochenende eine Frau fest, die mit einer Gruppe eine Flagge vor dem Wiesbadener Rathaus abgerissen haben soll.

In Gießen war in der vergangenen Woche ein Mann in seiner eigenen Wohnung angegriffen worden, weil er eine Israel-Flagge an seinem Balkon aufgehängt hatte. Zwei Unbekannte hatten den israelischen Staatsbürger laut der Polizei zunächst aggressiv aufgefordert, die Flagge abzunehmen und ihm schließlich ins Gesicht geschlagen.

In Marburg hatten Jugendliche zwei Tage zuvor eine Fensterscheibe, hinter der eine Israel-Flagge hing, mit Eiern beworfen. Am vergangenen Wochenende meldete die Polizei außerdem den Diebstahl einer israelischen Fahne von einem Balkon eines Marburger Wohnhauses.

RIAS Hessen: "Seit Jahren gewarnt"

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen berichtet ebenfalls über eine Zunahme der gemeldeten Vorfälle und eine neue Eskalation im Ausdruck von Antisemitismus. Überraschend sei das jedoch nicht, sagte die Projektleiterin Susanne Urban. "Wir haben seit Jahren vor israelbezogenem Antisemitismus gewarnt."

Zuletzt hatte die Stelle besonders viele Antisemitismus-Fälle im Rahmen der documenta registriert - doch auch im Vergleich dazu sei der Anstieg mit rund zwei Meldungen am Tag momentan deutlich spürbar.

Strafrechtliche Konsequenzen aus den gemeldeten Vorfällen seien noch unklar. Oftmals lägen die Fälle unterhalb der Schwelle, juristisch relevant zu werden. Für Jüdinnen und Juden in Hessen bedeute dies dennoch, dass sie sich "mehr als verunsichert" fühlten.

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