Ein älterer Mann und eine ältere Frau sitzen an einem Tisch unter einem Pavillonzeltdach auf einer Terrasse. Drumherum viele Pflanzen, ein Wohnwagen und ein Anbau.

Der Bärensee bei Bruchköbel ist im Sommer ein beliebtes Ziel, vor allem Dauercamper fühlen sich hier heimisch. Jetzt gibt es aber Ärger wegen eines Schreibens der Stadt. Einige fürchten wegen einer Räum-Auflage um ihr kleines Paradies.

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Ärger um Campingplatz in Bruchköbel

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Immer wieder schütteln Lieselotte und Leopold Schmitt ungläubig mit dem Kopf. Sie können es einfach nicht glauben. Was ihnen angetan wird, nennt Schmitt "brutal und unmenschlich". Seine Frau meint: "Das überleben wir nicht."

Die Schmitts fürchten um ihr kleines Paradies am Bärensee bei Bruchköbel (Main-Kinzig). Seit gut 70 Jahren sind die beiden hier Gäste, ihren jetzigen Dauercampingplatz haben sie seit rund 20 Jahren: Auf ihren weißen Wohnwagen hat das Paar ein Holzdach gebaut, neben den Wohnwagen eine Holzhütte für Küche und Toilette. Überall stehen Pflanzen in großen Töpfen.

Stadt: Wer geht, muss alles abreißen und entsorgen

Die beiden Rentner aus dem Taunus erzählen: Schweren Herzens wollten sie ihren Dauer-Campingplatz abgeben – aus Altersgründen. Sie ist 87, er 92. So langsam mache ihre Gesundheit die Arbeit auf dem Campingplatz nicht mehr mit. Ihre Nachbarn hätten den Platz gern übernommen, samt Wohnwagen, Holzhütte und Pflanzen. Doch das dürfen sie nicht.

Der Grund: Ein Schreiben der Stadt Bruchköbel, die den Bärensee und dessen Campingplatz betreibt. In dem Schreiben, das seit Ende Juni an die Dauercamper verschickt wird, heißt es: Wer seinen Campingplatz abgeben will, muss ihn ab sofort komplett räumen.

"Unverständlich! Das versteht keiner", meint Leopold Schmitt. "Es ist alles gehegt und gepflegt", ergänzt seine Ehefrau. "Und das soll ich jetzt alles dem Erdboden gleich machen. Das geht mir gegen den Strich!"

Camperbeirat: "Wir haben keine ruhige Minute mehr"

So wie den Schmitts geht es auch anderen Campern am Bärensee. "Wir haben seitdem keine ruhige Minute mehr", erklärt Sven Joachimsthaler vom Camperbeirat. "Jeden Tag kommen Leute und haben Fragen."

Viele Camper fühlen sich übergangen, sind verzweifelt, einige haben deshalb schon zweimal vor dem Bruchköbeler Rathaus demonstriert, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie sprechen von Enteignung, manche sehen sich vor großen finanziellen Problemen. "Da hängen Schicksale dran", weiß auch der Vorsitzende des Camperbeirats Fred Nau: "Das sind keine schönen Aussichten."

Der Vorsitzende des Camperbeirats Fred Nau in Bruchköbel

Camper investierten tausende Euro

Jahrzehntelang war es am Bärensee gängige Praxis, Anbauten wie Dächer oder Hütten an die neuen Pächter zu verkaufen. Viele haben deshalb mittlere fünfstellige Summen investiert. All dieses Geld scheint jetzt verloren: Die Camper müssten alles abreißen und entsorgen. Ein Camper rechnet vor: Allein das könnte bis zu 20.000 Euro kosten.

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Campingplatz-Übernahmen am Bärensee: Abriss anstatt Weiterverkauf?

Ein älterer Mann und eine ältere Frau sitzen an einem Tisch unter einem Pavillonzeltdach auf einer Terrasse. Drumherum viele Pflanzen, ein Wohnwagen und ein Anbau.
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Der Weiterverkauf "war immer eine zustimmungspflichtige Sache", erklärt Bruchköbels Bürgermeistern Sylvia Braun (FDP) und weist darauf hin, dass die Räum-Auflage seit Jahrzehnten Teil der Pachtverträge ist. "Ja, wir haben dem meistens zugestimmt. Aber letztendlich war das nur ein Goodwill von uns." Diesen gibt es jetzt offenbar nicht mehr.

Plätze sollen keine Spekulationsobjekte werden

Laut Bürgermeisterin Braun stehen am Bärensee Veränderungen an, die Stadt wolle investieren. Wie genau, sei noch nicht klar. Bis darüber entschieden ist, soll es hier schlicht gar keine Veränderungen geben, also auch keine Pachtwechsel. Zumal es davon in der jüngsten Vergangenheit auffällig viele gegeben habe, so eine Stadtsprecherin. Die Stadt wolle verhindern, dass die Plätze zum Spekulationsobjekt werden.

"Es muss keiner Angst haben, dass er eine Kündigung bekommt oder abräumen muss oder sonst was", versichert Bürgermeisterin Braun. Die Stadt wolle niemanden rausschmeißen. "Es ging wirklich nur darum, den aktuellen Status einzufrieren."

Bürgermeisterin träumt von Wakeboard-Anlage

Viele Camper stellen diese Aussagen nicht zufrieden. Unter den Campern machen diverse Gerüchte die Runde: Vom kompletten Abriss des Campingplatzes bis hin zur Umwandlung in ein Fünf-Sterne-Luxuscamp ist alles dabei. "Irgendwas dazwischen wird passieren", mutmaßt Sven Joachimsthaler vom Camperbeirat.

Ein Mann in orangefarbenem T-Shirt steht auf einer Terrasse mit vielen Pflanzen und Dekorationsobjekten. Im Hintergrund ein kleines Wohnhaus.

Immerhin bestätigt Bürgermeisterin Braun, dass die Stadt gern eine Wakeboard-Anlage errichten würde. Über weitere Pläne sollen sich die Stadtverordneten in der politischen Sommerpause Gedanken machen. Bis dahin soll am Bärensee vorerst alles bleiben, wie es ist. Auch für Camper wie Lieselotte und Leopold Schmitt.

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