Betroffene Frau

Verschimmelte Wände, kaltes Wasser, keine Heizung. Unter diesen Bedingungen leben die Bewohner eines Wohnkomplexes in Roßdorf seit über einem halben Jahr. Kinder werden krank, der Vermieter weist die Schuld von sich.

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Wohnen ohne Warmwasser

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Die einst weißen Wände sind überzogen von dunklen Flecken aus Schimmel. Egal wie oft Sacdiyo Tahliil den Schimmel überstreicht, es hilft nicht. Er kommt wieder, denn die Wände sind nass. Kälte nimmt Besitz von den Räumen ein, die doch eigentlich eine gemütliche Wohnung für sie und ihre Familie sein sollten. Aus dem Wasserhahn tropft nur kaltes Wasser.

Wand mit Schimmelbildung

Wohnkomplex ohne Heizung

Sacdiyo Tahliil lebt mit ihren drei Kindern im Industriegebiet im südhessischen Roßdorf (Darmstadt-Dieburg). Seit über einem halben Jahr funktionieren dort Heizung und Warmwasser nicht. Die 37-jährige Somalierin ist damit nicht alleine, denn im gesamten Wohnhauskomplex soll seit Februar die Heizungsanlage kaputt sein. In den Häusern wohnen ausschließlich Menschen mit Migrationshintergrund, viele von ihnen sind geflüchtet. 

Seit 2022 vermietet die Immobilienfirma "Uwertho" den Wohnkomplex in Roßdorf. Als sich Tahliil bei der Hausverwaltung beschwert, habe der Vermieter entgegnet, dass sie "in Afrika auch ohne Heizung leben würde", erzählt die Mutter. Sie fühlt sich vom Vermieter im Stich gelassen, der wiederum sieht sich laut Medienberichten vom Vorbesitzer getäuscht.

Betroffene Wohnanlage

Medienbericht: Vermieter weist Schuld von sich

Auf Anfragen des Hessischen Rundfunks äußerten sich Hausverwaltung und Immobilienfirma nicht. Der Geschäftsführer Thomas Schäfer hatte sich zuvor im Darmstädter Echo dafür gerechtfertigt, dass es im gesamten Wohnkomplex kein Warmwasser gebe und die Schuld von sich gewiesen.

"Was über Jahre schiefgelaufen ist, das können wir nicht innerhalb von kurzer Zeit ausräumen. (...) Wir wurden vom Vorbesitzer arglistig getäuscht, und erst im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass unter anderem die Heizung kaputt ist", teilte Schäfer der Zeitung mit.

Laut dem Vermieter sollte die Heizungsanlage ausgetauscht und eine neue mit staatlichen Mitteln finanziert werden. Ende Oktober oder Anfang November werde eine neue Heizung installiert. Bisher hat sich die Situation allerdings nicht verändert, Mieterin Tahliil sitzt weiterhin in ihrer unbeheizten Wohnung. "Das ist gefährlich, die Kinder sind ständig krank", sagt sie. Doch eine andere Wohnung könne sie sich nicht leisten.

Wand mit Schimmelbildung

Kinderarzt warnt vor Folgeinfektionen

Kinderarzt Thomas Prouschil sieht in den Zuständen in dem Roßdorfer Wohnkomplex ebenfalls eine Gefahr für die Gesundheit der Kleinkinder, die dort leben. Die Kinder kämen teilweise "drei, vier Mal hintereinander" mit Krankheitssymptomen und müssten medikamentös behandelt werden. Das sei untypisch, betont er. "Je kleiner die Kinder sind, umso schwächer ist das Abwehrsystem, das sie haben. Und umso größer ist die Gefahr, dass sich die Infektion ausbreitet und zu einer sehr schweren Infektion führt." 

Tahliil wolle nicht viel, sagt sie. Nur eine Wohnung, die nicht schimmelt und in der es warmes Wasser gibt, vor allem für die Gesundheit ihrer Kinder. 

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