Tausende Demonstrierende auf dem Fuldaer Uniplatz

Am Jahrestag der Machtergreifung der Nazis sind tausende Menschen in Hessen auf die Straße gegangen - in Fulda versammelten sich so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch in Hanau stellten sich die Menschen gegen die "Feinde der Demokratie".

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Hessen steht weiterhin gegen Rassismus zusammen

hs
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Die Demonstrationen gegen rechts gehen weiter: Erneut haben in Hessen bei Kundgebungen in Fulda und Hanau tausende Menschen demonstriert. Sie gingen auf die Straße, um ein Zeichen gegen einen politischen Rechtsruck in der Gesellschaft und für die Demokratie zu setzen.

In Fulda war es die nach städtischen Angaben größte Demonstration seit Jahrzehnten. Nach Schätzungen des Ordnungsamts versammelten sich rund 8.000 Menschen auf dem zentralen Uniplatz in der Innenstadt und in benachbarten Straßen. Die Protestaktion lief unter dem Motto "Demokratie hat viele Farben, aber keine Brauntöne".

Tag der Kundgebung bewusst gewählt

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sagte: "Zukunft gibt es nur für alle - oder es gibt keine Zukunft." Der katholische Oberhirte erteilte damit allen politischen Konzepten eine Absage, in denen Minderheiten, einzelnen Ethnien, Weltanschauungen oder Religionen weniger Rechte eingeräumt werden.

"Für ein demokratisches Fulda" kamen mehrere tausend Menschen in der Domstadt zusammen.

Aufgerufen hatte der Verein "Fulda stellt sich quer". Danach hätten sich mehr als 100 Unterstützer gemeldet und ebenfalls zur Teilnahme animiert, sagte der Vereinsvorsitzende Andreas Goerke: "Selbst Kindergärten wollten sich engagieren und teilnehmen."

Der Tag der Kundgebung wurde ganz bewusst gewählt, wie Goerke sagte. Denn am 30. Januar 1933, vor 91 Jahren, vollzog sich Hitlers Machtübernahme zusammen mit den Nationalsozialisten.

"Unser Fulda gehört allen Menschen, die hier leben"

Mit Blick auf das historische Datum warnte Bischof Gerber vor politischen Konzepten, die bestimmten Gruppen ihre Rechte verwehren: "Der Weg derjenigen, die eine Zukunft anstreben, in der bestimmte gesellschaftliche Gruppen keinen Platz haben, führt nicht in die Zukunft, sondern in die Apokalypse."

Weitere Redner waren unter anderem der Fuldaer Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU), Hochschulpräsident Karim Khakzar sowie Landes- und Kommunalpolitiker. "Unser Fulda gehört allen Menschen, die hier leben", sagte Wingenfeld. Es liege an allen, dass sich "solch schreckliches Unrecht" wie zu Zeiten des NS-Regimes in Deutschland niemals wiederhole. Fulda sei sich diesbezüglich seiner Verantwortung bewusst.

Mahnung: "Angriffe auf die Demokratie verteidigen"

Wingenfeld betonte: "Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Rechtsstaat sind keine Selbstverständlichkeiten. Das sind Errungenschaften." In dem Zusammenhang mahnte auch der Fuldaer Landrat Bernd Woide (CDU), die Werte der Demokratie und des Grundgesetzes gegen Angriffe zu verteidigen.

Demo Fulda

Die Fuldaer Grünen-Politikerin Silvia Brünnel sagte: "Wir lassen uns nicht von Rechtsextremisten vorschreiben, wer in unserem Land willkommen ist oder wer nicht, wer Deutschland seine Heimat nennen darf und wer nicht." Und sie mahnte, es sei nie eine gute Idee, aus Protest die AfD zu wählen. "Es ist nie eine gute Idee Rechtsextremisten hinterher zu laufen."

Rund 3.000 Teilnehmer bei "Hanau gegen rechts"

Etwa zur gleichen Zeit versammelten sich in Hanau rund 3.000 Menschen auf dem Platz vor dem Rathaus. Die Demo stand unter dem Motto "Hanau gegen rechts". Zu den Initiatoren zählten neben der Stadt unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Amnesty International. Unter den Rednern waren auch Hinterbliebene des rassistischen Anschlags von Hanau.

Blick von oben auf die Demonstrationsteilnehmer in Hanau

Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sagte: "Es ist erschütternd, dass wir alle heute hier sein müssen." Doch Hanau stehe eben zusammen - nicht erst seit dem schrecklichen Anschlag im Jahr 2020. "Heute steht Hanau wieder zusammen. Gegen die, die spalten. Gegen die Feinde der Demokratie."

Die Enthüllungen über das Treffen von AfD-Politikern, Rechtsextremen der Identitären Bewegung und Mitgliedern der Werteunion in Potsdam hätten viele aufgerüttelt. Die dort besprochenen Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland könnten niemanden unberührt lassen. "Auf diese barbarischen Pläne kann es nur eine Antwort geben: Nicht mit uns!", rief Kaminsky.

Viele Demos seit Correctiv-Recherche

Die Veranstaltungen sind Teil der seit Wochen bundesweit stattfindenden Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die AfD und einen allgemeinen Rechtsruck in Politik und Gesellschaft. Den Anstoß gab ein Bericht des Recherchezentrums Correctiv über jenes Geheimtreffen der Rechten in Potsdam.

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