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Studierendenwerke appellieren an private Haushalte

Aushang mit der Aufschrift: "Suche bezahlbare Wohnung"

Das Wintersemester steht vor der Tür und tausende Studierende suchen nach einer neuen Bleibe. Vor allem im teuren Rhein-Main-Gebiet fehlt es aber an bezahlbarem Wohnraum. Deswegen bitten die Studierendenwerke jetzt auch private Haushalte um Hilfe.

Im Oktober beginnt an Hessens Universitäten und Hochschulen das Wintersemester. Tausende Studierende suchen deshalb gerade nach einer Bleibe. Egal ob Wohnheim, WG-Zimmer oder eigene Wohnung: Für die meisten angehenden Akademiker muss die neue Herberge vor allem eines sein – bezahlbar.

Besonders im teuren Rhein-Main-Gebiet bleibt das aber oft Wunschdenken. Zu hoch sind die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt, zu klein ist das Angebot an öffentlich gefördertem Wohnraum. Einige Studierendenwerke bitten deswegen jetzt private Haushalte um Hilfe.

"Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum", sagt Sylvia Kobus vom Studierendenwerk Frankfurt. Denn trotz der Corona-Pandemie habe es keine Entspannung auf dem studentischen Wohnungsmarkt gegeben. Im Gegenteil: Steigende Studierendenzahlen hätten das Problem eher noch verschärft.

Zehntausende konkurrieren auf freiem Wohnungsmarkt

Fast 76.000 Menschen studieren derzeit an den sechs vom Werk betreuten Hochschulen in Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach, Rüsselsheim und Geisenheim. Dem gegenüber stehe ein Angebot von knapp 6.400 öffentlich geförderten Wohnplätzen in Einrichtungen des Studierendenwerks, Kirchen oder gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, erklärt Kobus. Das entspricht einer Quote von gerade einmal 8,4 Prozent.

Die Folge: Zehntausende Studierende konkurrieren mit finanziell schwächer gestellten Haushalten und Familien um den wenigen bezahlbaren Wohnraum auf dem freien Markt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat das Frankfurter Studierendenwerk die Kampagne "Vermieten Sie an Studierende!" ins Leben gerufen.

Internetportal für private Unterkünfte

Privatpersonen können auf einem Internetportal Wohnraum für Studierende zu fairen Preisen anbieten. "Wer ein leeres Zimmer hat, beispielsweise weil die Kinder ausgezogen sind, sollte prüfen, ob es vermietbar ist", appelliert Kobus. Auch eine Kurzzeit-Vermietung, etwa für die Zeit der weiteren Wohnungssuche, helfe schon weiter.

Auch das Studierendenwerk in Darmstadt ruft Privatpersonen mit der Aktion "(K)ein Zimmer fürs Studium!" auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Unsere Wohnheime werden zum Wintersemester voll ausgelastet sein“, sagt Sprecher Detlef Gollasch. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum sei nach einer kleinen Corona-Delle wieder sprunghaft angestiegen.

Derzeit stünden rund 2.400 Namen auf der Warteliste für Zimmer in den Wohnheimen des Studierendenwerks – so viele wie noch nie zuvor. Das Darmstädter Werk ist nach eigenen Angaben für rund 42.500 Studierende zuständig und bietet etwa 3.060 Wohnheimplätze an.

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Mietkosten im Vergleich

In Frankfurt kostet der Quadratmeter auf dem freien Markt aktuell durchschnittlich 10,30 Euro im Monat - Kaltmiete wohlgemerkt. Die Mieten in den Wohnheimen liegen je nach Größe und Wohnform zwischen 210 Euro und 390 Euro, inklusive aller Nebenkosten und Internet. Darmstadt ist mit 10,44 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter sogar noch teurer, die durchschnittliche Warmmiete in den geförderten Wohnheimen beträgt 360 Euro.

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"Nur ein Tropfen auf den heißen Stein"

"Vor allem die Stimmen der internationalen Studierenden werden immer lauter", sagt Gollasch. Sie hätten große Sorge, dass sie nicht unterkommen. Deswegen ruft auch Gollasch alle Bürgerinnen und Bürger in und um Darmstadt auf: "Schauen Sie, ob Sie nicht vielleicht ein Zimmer vermieten können, besonders an die jungen Menschen aus dem Ausland."

Ein Aufruf in der lokalen Presse vor einigen Wochen habe bereits Wirkung gezeigt, einige Zimmer konnten vermittelt werden. Allerdings weiß auch Gollasch: "Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein."

Forderung nach mehr Förderung

Um eine dauerhafte Lösung herbeizuführen, bräuchte es ein Umdenken in der städtischen und landesweiten Wohnungspolitik, sagt Kobus vom Frankfurter Studierendenwerk: "Der Bedarf an studentischem Wohnraum wurde viele Jahre unterschätzt und die Bereitstellung von öffentlich gefördertem günstigem Wohnraum hat bis heute nicht den notwendigen Stellenwert."

Es fehlten finanzielle Mittel, etwa um mit privaten Investoren um die raren Grundstücke oder Immobilien für neue Wohnheime im Rhein-Main-Gebiet konkurrieren zu können. "Die Förderung reicht einfach nicht aus."

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