Die Intensivpflegerin Vanessa Bönsel im Gespräch mit ihren Kolleginnen in der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim.

Immer weniger Menschen in Hessen wollen den Pflegeberuf ausüben, er gilt vielen als unattraktiv. Eine 24 Jahre alte Intensivpflegerin aus Bad Nauheim sieht das anders - und erzählt, was sie an ihrem Job begeistert.

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Tag der Pflege – Werben für Pflegeberufe

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Anstrengende Schichtarbeit, schlechte Bezahlung - dem Pflegeberuf eilt kein guter Ruf voraus. Trotzdem hat sich Vanessa Bönsel für genau diesen Beruf entschieden. Seit 2019 arbeitet die heute 24 Jahre alte Intensivpflegerin in Bad Nauheim (Wetterau) in der Kerckhoff-Klinik - und hat es nicht bereut.

Im Gegenteil: Mittlerweile wirbt sie auch mit selbstgedrehten Videos auf Instagram und Tiktok für ihren Beruf, gibt auch mal einen Einblick in ihre Arbeit während einer Nachtschicht.

Schichtdienst hat Vor- und Nachteile

"Natürlich haben wir Schichtarbeit. Aber man weiß ja, worauf man sich einlässt", sagt Bönsel. Selbstverständlich sei es schade, wenn die Freunde am Wochenende weggingen, wenn sie selber arbeiten müsse. "Aber jedes zweites Wochenende habe ich frei."

Außerdem habe der Schichtdienst auch Vorteile. Zum Beispiel, wenn sie nach dem Frühdienst oder vor dem Spätdienst auch mal eigene Arzttermine oder andere Dinge erledigen könne.

"Die Bezahlung finde ich echt gut"

Und was die Bezahlung angeht: "Die finde ich echt gut", so Bönsel. Durch die Zuschläge unter anderem für Wochenend- und Nachtdienste seien zum Beispiel im dritten Berufsjahr als Intensivpflegekraft schon rund 3.000 Euro Nettoverdienst möglich.

Trotzdem sei noch Luft nach oben: "Natürlich könnte die Bezahlung besser sein, für das, was wir hier leisten - aber man kann auf jeden Fall davon leben."

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Tag der Pflege

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Hessen mangelt es an Pflegefachpersonal

Nicht alle sehen den Beruf der Pflegekraft so optimistisch. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach hatten im vergangenen Jahr in Deutschland etwa 4.000 Menschen weniger einen Ausbildungsvertrag in der Pflege abgeschlossen als im Jahr zuvor.

Das wäre ein Rückgang von sieben Prozent. Dabei konnten schon im Jahr 2021 in Hessen nach Angaben des Hessischen Pflegemonitors rund 5.000 Stellen beim Bereich des Pflegefachpersonals nicht besetzt werden.

"Seit vielen Jahren ist die Nachfrage größer als das Angebot", erläutert Uwe Seibel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe auf hr-Nachfrage. Aus der Unterbesetzung folge dann die Überlastung des verbliebenen Personals und damit ein weiteres Problem: "Wir sehen die Mangelsituation als den wichtigsten Faktor für Unzufriedenheit und schlimmer noch für Krankheit und die Entscheidung den Beruf zu verlassen oder nur noch eine Teilzeitstelle anzunehmen."

Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zur Stationsleitung

Über mehr Pflege-Personal würde sich auch Bönsel freuen. "Das braucht man einfach, damit wir auch mehr Freizeit haben, und uns ein bisschen erholen können." Trotzdem fühlt sich Bönsel nicht grundsätzlich überlastet.

Auch bei Nachtschichten, mit weniger Personal im Haus, betreue sie in der Regel nicht mehr als zwei Patienten. "Und wenn ich einen besonders schwerwiegenden Fall habe, der eine Ein-zu-Eins-Betreuung braucht, übernimmt schon mal jemand von den Kollegen nach Absprache den anderen Patienten."

Statt kürzerzutreten möchte Bönsel erst einmal auf dem Vorhandenen aufbauen - zum Beispiel durch Fortbildungen: "Man hat supertolle Weiterbildungsmöglichkeiten." Ihre dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ergänzt sie jetzt mit einer zweijährigen Anästhesie- und Intensivpflegeweiterbildung. "Damit würde ich mehr Geld verdienen und hätte noch weitere Aufstiegsmöglichkeiten, zum Beispiel die Stationsleitung."

Bester Moment: Wenn ein Patient es wieder auf die Normalstation schafft

An ihrem Beruf gefällt der jungen Intensivpflegerin besonders die Abwechslung. "Man lernt jeden Tag etwas Neues." Wichtig sei ihr auch die Teamarbeit, die enge Zusammenarbeit mit dem Operationsteam und den Ärzten.

Das Schönste seien aber Momente wie diese: "Dieses Dankeschön von Angehörigen von Patienten, wenn wir sie von der Intensivstation wieder auf die Normalstation verlegen können. Dieses Lachen im Gesicht, das gibt einfach Freude und ist ein positives Feedback."

Denn das ist nicht immer selbstverständlich. "Gerade die Corona-Zeiten waren sehr schlimm", erinnert sich Bösel. "Man hat miteinander geredet und sich kennengelernt, und am nächsten Tag lag die Person im Koma." Da habe es geholfen, sich mit dem Team auszutauschen. "Man redet oft auf der Arbeit zusammen, wenn einen etwas bedrückt."

Begeisterte Rückmeldungen auf Instagram-Videos

Mit ihren Videos in den sozialen Medien hat Bönsel inzwischen auch andere Pflegeschülerinnen und -schüler motivieren können, wie sie erzählt. "Ich habe viele begeisterte Nachfragen von Schülerinnen und Schülern bekommen, die in der Ausbildung sind und mich als Vorbild sehen. Das ist natürlich schön, wenn man solche Rückmeldungen bekommt."

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